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Sonntag, 12. November 2017

"Infiziert" von Teri Terry



Das Thema
Shay ist schockiert, als sie die 12-jährige Callie auf einer Vermisstenanzeige wiedererkennt. Vor über einem Jahr ist sie dem Mädchen begegnet und dabei offenbar Zeugin einer Entführung geworden. Zusammen mit Callies Halbbruder Kai macht sie sich auf die Suche - nicht ahnend, welche Katastrophe bereits auf das ganze Land zurollt. Denn Callie wurde nicht nur entführt, sondern als Forschungsobjekt missbraucht. Und der Erreger, mit dem das Mädchen infiziert wurde, breitet sich nun in Großbritannien aus. Als auch Shay plötzlich Symptome der tödlichen Krankheit zeigt, beginnt für sie und Kai ein Wettlauf gegen die Zeit ...

© Klappentext-, Cover- und Zitatreche: Coppenrath Verlag


Und dann hört der Schmerz plötzlich auf. Die Flammen brennen weiter und ich schwebe über mir. Das Feuer muss richtig heiß sein, sogar die Knochen verkohlen. Bald ist auch von ihnen nur noch Asche übrig.
Bin ich tot?
Muss ich ja wohl. Oder?
- S. 21


Das Leseerlebnis
Teri Terry gehört für mich zu den Autorinnen, deren Geschichten mich auf eine Art fesseln, die ich schlecht beschreiben kann, aber immer sehr genieße. Sie sind hart, aber auch gefühlvoll, und es gelingt ihnen, mich völlig mitzureißen. So stand "Infiziert", der erste Band einer Trilogie, auch sofort auf meine Muss-ich-lesen-Liste. Zum Glück! Denn ich kann es nicht anderes sagen; ich habe das Buch verschlungen und wollte es, vor allem in der ersten Hälfte, kaum zur Seite legen.

Wenn ich jetzt auf das Buch zurückschaue, dann erinnert mich die Geschichte ein bisschen an die Videospiele von "Resident Evil". Dort gibt es auch eine geheime Organisation, Labore, medizinische Versuche ... und mit einem Virus infizierte Zombies. So ähnlich ist das auch bei "Infiziert", mit dem Unterschied, dass infizierte Menschen nicht zu hirnlosen Zombies werden, sondern todkrank werden und innerhalb weniger Stunden sterben. Diesen Umstand, und wie das Ganze beschrieben wird, empfand ich als brutal und oft auch verstörend. Doch starten wir am Anfang.
Mit einem jungen Mädchen, der 11-jährigen Callie, werden Versuche gemacht. Man weiß nicht, welcher Art diese Versuche sind, nur, dass sie äußerst grausam und kaum zu verkraften sind. Nicht für Callie und auch nicht für den Leser. Welchem Zweck die Versuche dienen, ist noch unklar, darum dreht sich die gesamte Story. Die geheimen Aktivitäten bleiben nicht folgenlos, und so nimmt die Katastrophe ihren Lauf.
Eines führt zum anderen, als Shay ein vermisstes Mädchen auf einem Plakat entdeckt. Dieses Mädchen ist Callie. Sie wird seit einem Jahr vermisst und Shay hat sie kurz vorher noch gesehen, erinnert sich sogar an genaue Details. Gemeinsam mit Callies Bruder Kai geht sie daraufhin den Spuren nach.

Die Geschichte ist komplett eindringlich und durchrüttelnd geschrieben. Die ersten 200 Seiten habe ich folglich wie in Trance inhaliert. Es kann sogar sein, dass die Menschen um mich herum ein mehrfaches "Lass mich! Ich muss lesen!" zu hören bekamen. Das lag von allem daran, dass Teri Terry ihre Geschichte oft knallhart und grausam, aber genau dadurch auch sehr vereinnahmend erzählt. Ich fühlte mich wie in einem Film, bei dem ich vor Entsetzten mit dem Kopf schüttele, aber doch nicht wegsehen will.

"Infiziert" ist wieder so ein Buch, bei dem für mich nicht alles perfekt ist, ich sogar ein paar Kritikpunkte nennen kann, sie mich aufgrund meiner Lesebegeisterung aber kaum gestört haben. Unvorhersehbar war die Geschichte nicht. Ich hatte sofort einige Theorien, die sich dann auch bewahrheiteten. Nicht so schlimm, denn wichtiger war für mich WIE und OB Shay und Kai auf die Lösung kommen. Die Namenskombination Shay/Kai finde ich persönlich weniger gelungen, weil die Namen zu ähnlich klingen. Mir war schon klar, wer wer ist. Aufgrund des hohen Erzähltempos mussten sich meine Gedanken jedoch mehrfach sortieren.
Nach der ersten Buchhälfte verliert die Geschichte an Fahrt und Brisanz, bleibt aber nach wie vor spannend. Komischerweise waren die Charaktere, auch die Lovestory um Shay und Kai, für mich anfangs besser und plausibler. Im Laufe der Handlung verblasst beides ein wenig. Weil noch eine Fortsetzung wartet, kann ich damit aber gut leben.
Ganz am Ende weiß der Leser mehr als Shay, die die Situation falsch interpretiert. Das verlangt so sehr nach Aufklärung, dass man den Folgeband kaum erwarten kann.

Das Fazit
"Infiziert" kommt mit einer so hohen Dosis an Action und Spannung daher, dass ich zwar nicht krank wurde, jedoch suchtgetrieben jede einzelne Seite der Geschichte inhalieren musste. Ich wurde tatsächlich infiziert. Das klingt jetzt stark übertrieben und überrascht mich selbst wahrscheinlich am meisten, anders lässt sich mein Leseerlebnis aber nicht beschreiben. Zwar verliert die Handlung mit der Zeit etwas von ihrem Sog, sogar die Charaktere werden schwächer, sie bleibt aber immer ungeheuerlich und knallhart. "Infiziert" hat mich so stark durchgerüttelt, dass selbst Kritik in den Hintergrund gerät und der Folgeband zu einem Lesemuss wird. Von mir gibt es 4,5 von 5 Sterne.


© Damaris Metzger, www.damarisliest.de


Coppenrath Verlag (Juli 2017) - Band 1/3 - Hardcover mit Schutzumschlag, 480 Seiten - 19,95 € [D]
Originaltitel: Contagion - Übersetzt von Petra Knese - ab 14 Jahren



Reiheninfo Infiziert-Trilogie:

Band 1 - Infiziert
Band 2 - Manipuliert
Band 3 - Eliminiert