FISCHER Sauerländer (August 2017), Band 1,
Hardcover/SU, 592 Seiten,
übersetzt von Sibylle Schmidt,
19,99 € [D]
Shikanoko ist eigentlich nur der Sohn eines einfachen Vasallen. Doch als er von einem Magier eine übernatürliche Maske vermacht bekommt, wird aus ihm das Kind des Hirsches, und er verfügt fortan über magische Fähigkeiten und besonderes Kampfgeschick. Als der alte Kaiser stirbt, gerät Shikanoko in die Fänge des Fürstabts, der alles daransetzt, die höchste Macht im Land - den Lotusthron - an sich zu reißen. Shikanoko muss fliehen und entkommt dabei mehr als einmal nur knapp dem Tod. Doch er muss unbedingt Aki finden, die Herbstprinzessin, die er liebt, und die ein großes Geheimnis verbirgt. Denn in ihrer Obhut befindet sich niemand anderes als der rechtmäßige Nachfolger für den legendären Lotusthron. (Text-, Cover- und Zitatrechte:
FISCHER Sauerländer)
"Es gibt einen Räuber namens Akuzenji. Er nennt sich 'König des Berges'."
"Ich weiß von Akuzenji und habe keinen Hader mit ihm. Solange er auf dem Berg bleibt, die Kaufleute nicht über die Maßen ausnimmt und sich seiner Gegner rasch entledigt, schadet er mir nicht. Ich verfüge nicht über genügend Männer, um die gesamte nördliche Bergstraße zu schützen. Akuzenji übernimmt für mich diese Arbeit, ohne dass ich ihn dafür bezahlen muss."
"Jetzt wir er Euch einen honen Preis abverlangen. Er hat es nämlich auf Euren Schädel abgesehen." - S. 51
5 zusammenfassende Sätze/Punkte zum Buch
- Für ihre Geschichte hat sich die Autorin zum Teil von den großen mittelalterlichen Kriegerepen inspirieren lassen. Das merkt sie im Buch selbst an, und ich fand das so aufregend und neu, dass "Die Legende von Shikanoko: Herrscher der acht Inseln" auf meiner Leseliste weit oben stand. Wenn man bis dato damit noch keine Berührung hatte, ist das Thema spannend und sicherlich auch etwas herausfordernd. Wie aufregend!
- Ich habe vorab mehrfach gelesen, dass der Einstieg nicht einfach sei, und es stimmt: Ja, im Buch gibt es viele Namen und Personen. Ja, die klingen für uns sehr ungewöhnlich und kompliziert. Und ja, ein langes Personenverzeichnis und eine Übersichtskarte gibt es am Buchanfang auch noch. Und ich gebe zu, dass ich anfangs ein wenig davon erschlagen wurde und mich immer wieder dabei ertappte, wie ich zischen Text, Karte und Personenverzeichnis hin und her sprang. Im Grunde ist das aber gar nicht nötig, denn mit der Zeit flutscht es von ganz alleine, vor allem, weil ich mir vorgenommen hatte, jeden Namen bewusst und konzentriert zu lesen. Der Einstieg ist also nicht ganz einfach. Bleibt man dran, dann kommt auch die Übersicht. Und es lohnt sich.
- Das Buch hat einen tollen Stil. Es ist besonders und hochwertig geschrieben, passend zur spannenden Geschichte. Manchmal wirken einzelne Passagen etwas distanziert, dann wieder wie im Film. Das ist sicher so gewollt und hat einen ganz eigenen Reiz. Man merkt, dass sich die Autorin etwas dabei gedacht hat. Ihre Personen gestaltet sie durchweg interessant und niemals nur schwarz-weiß. Viele Charaktere werden im Laufe der Geschichte immer wieder in ein neues Licht gerückt. So ändern sich manche Sympathieren, auch die für den Hauptprotagonisten Shikanoko. Wobei ich ihn niemals als den einzigen Hauptprotagonisten empfunden habe. Dafür sind die Sichtweisen zu vielschichtig.
- Trotz des Reizes, den man beim Lesen empfindet ist "Herrscher der acht Inseln" kein einfaches Buch. Die am Japanischen orientierten Sitten und Bräuche dieser Zeit sind sehr martialisch und für deutsche Leser eher ungewohnt, oftmals schonungslos und hart. Manchmal war ich richtig entsetzt. Außerdem ist der mystische Fantasy-Part gewöhnungsbedürftig. Man muss sich bis zu einem gewissen Grad bewusst darauf einlassen, um in die Geschichte eintauchen zu können.
- Während der kompletten Geschichte werden diverse Handlungsstränge so gekonnt verknüpft, dass bei dieser umfangreichen Szenerie keine einzige Logiklücke zustande kommt. Das unterstützt den hochwertigen Eindruck. Vieles ist überraschend oder unerwartet. Das Buch besteht aus zwei Teilen, wobei ich innerhalb des zweiten Teils ein paar kleinere Längen bemerkte. Macht aber nichts, denn das Ende ist dann wiederum fulminant und auch verlustreich. Danach hat man einen ganz guten Eindruck, wie die meisten Dinge zusammenhängen. Einiges ist aber noch offen und eine abschließende Sicht auf den Sinn einiger Elemente wird man sicher erst mit dem zweiten Band, dem Abschlussband, erfahren.
5 Adjektive, die mir spontan zum Buch einfallen
ungewöhnlich, mystisch, martialisch-hart, historisch und herausfordernd
Zusammengefasst vom Fazitbär:
"Die Legende von Shikanoko: Herrscher der acht Inseln" ist ein fulminantes und vereinnahmendes Kriegerepos ... unter der Voraussetzung, dass man sich auf die Handlung einlässt. Angelehnt an Geschichten aus der mittelalterlichen japanischen Kultur, verknüpft mit einer großen Portion mystischer Fantasy, fordert das Buch den Leser ganz schön heraus, ist dabei ungewöhnlich und sehr besonders. Bleibt man dran, wird man mit einer hochwertigen Geschichte belohnt, die so filmreif und spannend daherkommt, dass man gar nicht anders kann, als auch zum Folgeband zu greifen. Ausprobieren und überraschen lassen.
© Damaris liest.