dtv Verlagsgesellschaft (Oktober 2018),
Hardcover m. SU, 224 Seiten,
übersetzt von Christiane Burkhardt,
18,00 € [D]
Hardcover m. SU, 224 Seiten,
übersetzt von Christiane Burkhardt,
18,00 € [D]
140 Schritte: So viele trennen Mafalda noch von dem Tag, an dem es vollkommen dunkel um sie herum sein wird. Als das Mädchen vor drei Jahren erfuhr, dass mit seinen Augen etwas nicht stimmt, flüchtete es auf den Kirschbaum im Schulhof. Dank der neuen Hausmeisterin fand es wieder zurück auf den Boden der Realität. Seitdem wird Mafalda von Estella morgens mit einem Pfiff begrüßt, sobald sie in die Straße zur Schule einbiegt. Anfangs kann sie von dort aus den Kirschbaum noch sehen. Doch mit jeder Woche werden es weniger Schritte. Tapfer geht sie ihrem Schicksal entgegen − unmerklich geleitet von Estella, die ihr zeigt, dass das Wesentliche im Leben für die Augen unsichtbar ist. (Text-, Cover- und Zitatrechte: dtv Verlagsgesellschaft)
Wenn man liebt, sieht man zwar nicht unbedingt besser, hat aber viel weniger Angst, irgendwo dagegenzulaufen. - S. 135
5 zusammenfassende Sätze/Punkte zum Buch
- Mafalda ist neun Jahre alt, geht in die 4. Klasse und hat eine seltene Augenkrankheit. Schon jetzt sieht sie nicht mehr gut, und kürzlich haben sie und ihre Eltern erfahren, das es nur noch etwa sechs Monate dauert, bis die dunklen Flecken in ihrem Sehfeld sich so stark ausgeweitet haben, dass Mafalda völlig erblinden wird. Während Mafaldas Eltern eher ängstlich und sorgenvoll mit ihrer Tochter umgehen, möchte sie selbst ihren eigenen Weg gehen ... und sie hat Freunde, die sie dabei begleiten.
- Was hat es mit den 140 Schritten auf sich? Das habe ich zuerst falsch verstanden, bzw. ging davon aus, dass Mafalda nur noch 140 Schritte zur Verfügung hat, bevor sie nichts mehr sehen kann. Es ist aber etwas anders. Mafalda misst den Abstand, bis sie den Kirschbaum direkt neben ihrer Schule erkennen kann in Schritten. Im Laufe des Buches wird die Schrittzahl immer geringer. Am Ende wird Mafalda völlig erblindet sein. Das ist auch optisch besonders hervorgehoben, und ich kann jetzt schon vorausschicken, dass alleine diese Tatsache mich während des Lesens sehr berührt hat. Die Geschichte steuert auf ein unausweichliches Ziel zu.
- Das Thema selbst hat mich stark berührt, noch mehr, weil Mafalda noch sehr jung ist. Die Wirkung wird noch dadurch verstärkt, dass Mafalda ihre Geschichte in der Ich-Form erzählt. Das wirkt zwar insgesamt recht kindlich, aber auch lebensnah-unsicher oder alterslos-klug. Da die Autorin in der Geschichte viel von sich selbst erzählt, nimmt man ihr jedes Wort ab.
- Neben dem Umstand, dass Mafalda in kürzester Zeit erblinden wird, ist sie ein Mädchen mit konkreten Vorstellungen, aber auch Träumen und Unsicherheiten. Vordergründig möchte sie selbstbestimmt leben, und das wird ihr, gerade von ihren Eltern, nicht immer leicht gemacht. Im Laufe der Geschichte, vor allem am Ende, haben alle dazugelernt. Das ist sehr schön zu lesen. Ein verständige und scharfsinnige Freundin findet Mafalda in der kauzigen Hausmeisterin Estelle. Die beiden verbindet eine besondere Beziehung, was sich auf Mafaldas Entscheidungen und Ansichten auswirkt.
- Für mich ist es eine große Kunst, wenn ich ein Buch, das bedrückt und auch traurig macht, mit einem guten Gefühl schließen kann. Und das war bei "In der Nacht hör' ich die Sterne" definitiv der Fall. Ich habe gelächelt, wie Mafalda, und noch lange darüber nachgedacht.
5 Adjektive, die mir spontan zum Buch einfallen
herzbewegend, natürlich, lebendig, geistvoll-positiv und schmerzvoll
Zusammengefasst vom Fazitbär:
"In der Nacht hör' ich die Sterne" ist ein schmerzvolles Buch, für Protagonisten und Leser. Es ist ein Geschichte über ein kleines Mädchen, das weiß, dass es innerhalb kurzer Zeit vollständig dunkel in seinem Leben sein wird. Mich hat das berührt und auch traurig gemacht, ABER auch beeindruckt. Vor allem, weil man das Buch am Ende mit einem positiven Gefühl abschließen kann. So schön und klug. Es ist wirklich lesenswert.
© Damaris liest.