Anfang 2019 habe ich mir vorgenommen, endlich meinen Stapel ungelesener Bücher (SuB) in Angriff zu nehmen. Das ist mir wichtig und rumort mir schon seit Jahren im Magen. Denn meine rund 80 SuB-Bücher, die wegen Neuerscheinungen und Schnell-mal-eben-Einschüben immer mehr nach hinten rutschen, wollen von mir gelesen werden. Sie sollen nicht ungelesen altern, eventuell sogar aussortiert werden, wenn nach langer Zeit meine Lust darauf verschwunden ist.
Und weil ich bei solchen Dingen gerne mein Ziel im Auge behalte und Leselisten für mich eine feine Sache sind, ist "5 vom SuB" meine persönliche Challenge für dieses Jahr. Der letzte Beitrag dazu war 5 (Bücher) vom SuB #3. Ich suche mir fünf Bücher aus, die ich alle lese, bevor dann die nächsten fünf folgen. Zu jedem Buch gibt es eine kurze Info zum Inhalt und meine Meinung. Willst du dich mir anschließen? Jederzeit gerne. Und jetzt geht es weiter mit #4 ...
In my Dreams: Wie ich mein Herz im Schlaf verlor von Claudia Siegmann
Das ehemals adelige Anwesen Runmore Manor wurde zu einem gemütlichen Hotel umgebaut. Und hier lebt auch Lu Runmore mit ihrer Familie. Lu kann Geister sehen, die früher auf dem Anwesen gewohnt haben, aber das stört sie nicht groß, sie hat sich mit ihnen arrangiert. Doch in letzter Zeit beginnt Lu zu schlafwandeln und hat seltsame Träume, die bis in die Wirklichkeit nachwirken. Was geschieht im Hotel? Und warum schleicht Ben, ein Gast, nachts durch die Hotelgänge?
Ich hatte mit meinem Griff zu "In my Dreams" nicht gedacht, welch süsses und humorvolles Jugendbuch da auf mich warten würde. Die Geistergeschichte ist charmant und total lustig und turbulent-spannend aufgebaut. Sie erinnerte mich an das Lesegefühl, das ich bei Büchern von Kerstin Gier oder Dagmar Bach habe. Diese Art von Geschichten finde ich klasse und komplett zum Wohlfühlen. "In my Dreams" ist abgeschlossen, ein Einzelband.
Wer braucht schon Liebe? von Denise Deegan
Die 16-jährige Alex hat ein Leben, das sich viele erträumen. Ihr Vater ist ein Rockstar, sie geht auf eine angesagte Schule und hat zwei allerbeste Freundinnen. Doch seit dem Tod ihrer Mutter, vor nicht mal einem Jahr, lässt Alex niemanden mehr an sich ran. Auch ihr Vater arbeitet rund um die Uhr, ist nicht für Alex da. Erst David McFadden, den Alex anfangs rundum doof findet, gelingt es, ihr harte Schale aufzubrechen.
"Wer braucht schon Liebe?" machte mir zu Beginn großen Spaß. Zwar ist Alex als Protagonistin schon sehr speziell, aber ich habe ihre Situation gut verstanden, konnte nachvollziehen, wie es ihr geht. Auch die Lovestory mit David fand ich frisch und schön zu lesen. Ab der Mitte des Buches ändert sich das, denn David muss umziehen. Alex Reaktion darauf ist völlig überzogen, ihr Verhalten nur noch bockig und verbohrt. Schwer zu ertragen. Ich weiß zwar, was die Autorin damit bezwecken wollte, gefallen hat es mir aber ab diesem Zeitpunkt nicht mehr richtig. Am Ende lässt mich das Buch mit gemischten Gefühlen zurück. Es war okay, und trotzdem nervig. Zwei weitere Bände der Reihe, in denen es um Alex' Freundinnen geht, habe ich aussortiert. Ich möchte sie nicht mehr lesen.
Eleanor & Park von Rainbow Rowell
Park steht nicht gerne im Mittelpunkt, kommt damit aber gut durchs Leben. Darum wundert er sich über sich selbst, als er dem neuen Mädchen einen Platz neben sich im Bus anbietet, dem Mädchen, das sofort von vielen gemobbt wird. Eleanor ist pummelig, hat feuerrote Haare und wirkt exzentrisch und gleichzeitig zurückgezogen. Und über ihr Elternhaus, bzw. das ihres Stiefvaters, redet sie gar nicht erst. Park und Eleanor nähern sich einander an, verlieben sich so stark, wie man es nur einmal tut. Doch der Alltag ist ihnen immer auf der Schliche.
Für mich war "Eleanor & Park" ein wirklich herzzerreißender, gleichzeitig wundervoller, Jugendroman. Besonders die Umstände, in denen Eleanor leben muss, was sie in ihren jungen Jahren schon alles mitgemacht hat, was ihr eventuell noch bevorsteht, haben mich bedrückt und gingen zu Herzen. Die Lovestory ist dramatisch-süß und für mich perfekt dargestellt. Rainbow Rowell schreibt sehr nah an den Gefühlen ihrer Protagonisten, ohne jedes Detail genau auszuformulieren. Als Leser*in kann man sich sehr gut einfühlen. Ein tolles Buch!
Zwischen Licht und Finsternis von Lucy Inglis
Lily ist eine jugendliche Hackerin aus London, gemeinsam mit ihrem Vater unterstützt sie damit Menschen in Not. Außerdem hat sie die seltene Blutgruppe ihrer Mutter geerbt, muss darum regelmäßig zur Blutspende, falls ihr etwas Schlimmes zustoßen sollte. Als Lily in einer Gasse von einem zweiköpfigen Hund angegriffen wird, trifft sie auf den mysteriösen Regan, der sie rettet. Sie wird nicht nur in ein London voller magischer Wesen und Gefahr gezogen, sondern findet sich auch in einem Strudel des Verbrechens wieder.
Von Lucy Inglis habe ich "Worte für die Ewigkeit" gelesen, ein Lieblingsbuch. Völlig anderer Meinung bin ich bei "Zwischen Licht und Finsternis", bei dem ich ab Beginn das Gefühl hatte, etwas Wichtiges, evtl. sogar einen Vorgängerband (den es nicht gibt), verpasst zu haben. Vieles geht ohne genauere Infos vonstatten. Warum ist Lily eine Hackerin? Wie genau hilft sie damit anderen Menschen? Und warum akzeptiert sie sofort jede unnatürliche Situation, als bedürfte es keiner weiteren Erklärung? Der mysteriöse Regan blieb mir zu blass, und die Story konnte mich, trotz viel Action und Blut, nicht erreichen. Irgendwie ging es immer ums Gleiche. Nach knapp 200 Seiten wollte ich nicht mehr und habe abgebrochen. Schade, nach einigen begeisterten Meinungen hatte ich hier mehr erwartet.
Januarfluss von Ana Veloso
Brasilien 1889: Die 15-jährige Isabel, ein Kind reicher Plantagenbesitzer, erfährt in einem Gespräch, dass es um die Kaffeeplantage der Eltern nicht sehr gut bestellt ist. Sie soll mit einem älteren und mächtigen Mann verheiratet werden. Isabel flieht aus ihrem Zuhause nach Rio de Janeiro. Doch dort ist es für sie nicht leicht, sich durchzuschlagen. Hilfe bekommt sie von Luiz, der mit ihr aber ganz eigene Pläne verfolgt.
"Januarfluss" habe ich mir aufgrund einer Leseempfehlung zugelegt, und das Buch liest sich auch wirklich toll. Die Geschichte schlägt sofort in ihren Bann und stimmt nachdenklich. Denn es ist die Zeit der Sklaverei in Brasilien, und die Ungerechtigkeit dessen ist manchmal kaum zu ertragen. Die Lovestory ist nett, mehr aber nicht, und die verwöhnte Isabel bekommt im Lauf der Geschichte eine neue Sichtweise der Dinge und reift enorm. Das gefiel mir sehr, obwohl mich die Art Isabels auch manchmal nervte. Insgesamt ein lesenswertes Buch mit einer Geschichte, in die man richtig eintauchen kann.