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Dienstag, 19. Mai 2020

"Can you help me find you?" von Amy Noelle Parks



Das Thema
Evie Beckham hatte bisher kein Interesse an Jungs. Sie ist vollkommen mit ihrer Liebe zur Mathematik beschäftigt. Außerdem hat sie zahlreiche Ängste. Aber in der letzten Zeit fühlt sie sich immer mutiger, auch dank ihres besten Freundes Caleb. Sogar mutig genug für einen Flirt mit Leo, dem süßen Neuen an der Schule ...
Caleb wusste, dass die empfindsame Evie noch nicht bereit für die Liebe war. Aber er hatte immer angenommen, eines Tages wäre ER der Auserwählte! Doch niemand verliebt sich in den lustigen besten Freund, und er beschließt, sie zunächst online, als geheimnisvoller Fremder, für sich zu gewinnen. Dummerweise geht sein Plan auf.
Evie kämpft nun mit sich, weil sie doppelt verliebt ist.
Caleb grübelt, wann er aus der Deckung kommt.
Und Leo macht eigentlich alles richtig ...

© Klappentext-, Cover- und Zitatrechte: WJB, Rowohlt Verlag


"Wenn du wirklich nicht interessiert bist, könntest du doch ein gutes Wort für mich einlegen", sagt Leo. "Oder mir einen Tipp geben?"
Leo ist nicht der Erste, der mich bittet, ihm zu helfen, Evies Code zu knacken. Aber ich biete meinen Mitschülern nie technischen Support.
Es gefällt mir, dabei zuzusehen, wie sie spektakulär scheitern.
Denn seinen wir ehrlich: Ich bin total verliebt in Evie Beckham.
- S. 10


Das Leseerlebnis
"Can you help me find you?" klang für mich sofort nach einer süßen und fluffigen Jugendlovestory. Allerdings auch ein bisschen nach einer Dreiecksbeziehung, bzw. einem Mädchen, dass sich nicht zwischen zwei Jungs entscheiden kann. Und das ist im Normalfall so gar nicht mehr nach meinem Lesegeschmack. Doch dahingehend hat mich die Geschichte überrascht. Sie ist wirklich süß und herzlich, aber zusätzlich noch so viel mehr, nämlich klug und freundschaftlich und realistisch. Für mich ein (nahezu) perfektes Leseerlebnis.

Evie und Caleb sind seit Kindertagen beste Freunde. Und sie sind auch junge Genies im Bereich Naturwissenschaften. Darum gehen sie auf die Newton Academy, eine Schule, die angehende Mathematiker*innen, Physiker*innen oder Programmierer*innen fördert. Das Thema Jungs prallt so ziemlich an Evie ab, ihre komplette Leidenschaft gilt der Mathematik. Außerdem hat sie mit diversen Ängsten zu kämpfen, fühlt sich aber bei Caleb, der sie schon immer kennt, sicher und geschützt. Was sie nicht weiß: Caleb ist schon seit einer ganzen Weile in Evie verliebt, hat aber keine Ahnung, wie er ihr das sagen soll, ohne die einzigartige Freundschaft zu zerstören. Als Leo, ein neuen Schüler, an die Newton Academy kommt, und mit Evie zusammen sein will, erwidert sie zum ersten Mal dieses Interesse und wird Leos feste Freundin. Doch Caleb bleibt nicht untätig.

Sie ist sofort zu spüren, die spezielle Verbindung, die Caleb und Evie haben. Sie machen alles gemeinsam, sind ein Team, zwar nur auf platonischer Ebene, aber enger als das bei einer normalen Freundschaft der Fall ist. Das hat zwar verständliche Gründe, ist für Evies festen Freund Leo aber nicht so einfach zu akzeptieren. Die Geschichte wird aus Evies und Calebs Sicht erzählt. Es geht um ihre Freundschaft, die neuen Erfahrungen, die Evie macht, aber auch um ihre Ängste und Therapie(erfolge). Und natürlich geht es um Calebs Gefühle für Evie. Doch die Geschichte ist noch viel mehr. Sie ist lustig und gefühlvoll zugleich und hat mit dem Thema Naturwissenschaften, vor allem im Bereich Mathe und Physik, und die Rolle von Mädchen und Frauen auf diesem Gebiet, eine ganz große Besonderheit auf ihrer Seite. Das ist total klug und hochwertig umgesetzt. Und obwohl gerade dieser Teil ganz und gar nicht meinen persönlichen Interessen entspricht, konnte ich gut folgen und verstand, um was es ging. Eine Freundschafts-, bzw. Liebesgeschichte in Kombination mit dem Geniestatus der Jugendlichen - das war genau das, was diese Geschichte so klasse machte.

Vielleicht ist es kaum erwähnenswert, aber es gab einen kleinen Part, der mich während des Lesens zunehmend störte. Für die Bezeichnung eines festen Partners wurden die Wörter 'Boyfriend' und 'Girlfriend' auf dem Englischen übernommen (Ungefähr so: "Ich bin dein Freund und er ist dein Boyfriend" oder "Bin ich jetzt wirklich dein Girlfriend?"). Ich empfand das als gekünstelt, vor allem, weil es andauernd vorkam. Es ist mir klar, dass der Unterschied zwischen Freund/in und fester/m Freund/in vom Englischen ins Deutsche nicht ohne Weiteres zu übertragen ist. Aber hier einfach die englischen Wörter zu verwenden, gefiel mir nicht.
Bis auf diesen einen Punkt war ich mit der Geschichte sehr glücklich, bin vollkommen darin versunken und hätte das Buch ohne Pause lesen können, wenn mir das möglich gewesen wäre. Es ist wirklich herzlich-süß und auch noch besonders gut.

Das Fazit
"Can you help me find you?" hat meine Erwartungen übertroffen. Es ist ebenso eine jugendlich-süße und herzlich zu lesende Liebesgeschichte, wie eine ernstzunehmende Entwicklungs- und Freundschaftsgeschichte. Die Charaktere sind wunderbar und agieren lustig und authentisch. Und das alles mit dem Thema Naturwissenschaften und Angstzuständen zu verbinden, empfinde ich als großartig. Denn die Ausführung ist hochwertig und klug und wirft so manche sozialkritische Frage auf. Ich habe so stark mitgefiebert, dass ich das Buch kaum zur Seite legen konnte. 4,5 von 5 Sterne gibt es dafür von mir.


© Damaris Metzger, www.damarisliest.de


WJB, Rowohlt Verlag (März 2020) - Klappenbroschur, 368 Seiten - 16,00 € [D]
Originaltitel: The Quantum Weirdness of the Almost Kiss - Übersetzt von Henriette Zeltner - ab 14 Jahren