dtv Verlagsgesellschaft (März 2020),
Hardcover/SU, 224 Seiten,
übersetzt von Birgitt Kollmann,
14,95 € [D]
Hardcover/SU, 224 Seiten,
übersetzt von Birgitt Kollmann,
14,95 € [D]
Charlotte und Ben haben viel gemeinsam: Sie sind hochbegabt, haben Sorgen um ihre Eltern, sind nicht gerade beliebt und versuchen die Schule ohne allzu viele Kratzer zu überstehen. Kennengelernt haben sie sich beim Online Scrabble. Und ohne sich jemals gesehen zu haben - schließlich liegen zwischen ihren Wohnorten mehr als 2.000 km - erzählen sich Charlotte und Ben am Telefon ganz viel über sich selbst. Allerdings hat das, was sie sich erzählen, nicht immer etwas mit der Wahrheit zu tun. Sie nutzen die Chance, die Person zu sein, die sie gern wären. Dabei merken sie, dass der zu sein, der man ist, viel besser ist, als der zu sein, den andere aus einem machen wollen. (Text-, Cover- und Zitatrechte: dtv Verlagsgesellschaft)
Charlotte zuckte erschrocken zusammen. Als sie sich umdrehte, sah sie verschwommen eine Gestalt vor sich. Dann erkannte sie die nicht zusammenpassenden Socken.
"Hi", sagte Charlotte."Was machst du denn hier oben?"
Magda setzte sich zu ihr in den Schatten. Ihr Gesicht glänzte verschwitzt. Ihr leuchtend gelbe Lunchbox, die sie schon in der Fünften gehabt hatte, stellt sie neben sich.
"Dasselbe könnte ich dich fragen", sagte sie. "Ich esse mittags immer hier oben." Dabei wies sie mit ihrem Kopf auf die Lunchbox.
Fast hätte Charlotte "Warum?" gefragt, aber eigentlich kannte sie die Antwort schon. - S. 142
5 zusammenfassende Sätze/Punkte zum Buch
- Ich weiß nicht warum, aber ich ging bei "Charlotte & Ben" davon aus, dass es sich bei den Protagonisten um Jugendliche handelt, die sich irgendwann kennenlernen, vielleicht sogar mit Lovestory, usw. Es kam aber anders, denn Charlotte und Ben sind jünger, 12 und 11 Jahre alt. Sie haben zwar einige Gemeinsamkeiten, kennen sich aber nur vom Online-Scrabble, weil sie sehr weit voneinander entfernt wohnen. Und obwohl sie in der Geschichte vergleichsweise selten miteinander telefonieren, werden sie zu einer Stütze für den jeweils anderen.
- Charlotte ist hochbegabt. Ihr Wissensgebiet übersteigt das anderer Kinder bei weitem. Sie hat sich auch damit abgefunden, dass sie als komisch-nerdig und zurückgezogen gilt, schon wegen ihrer relativ alten Eltern, und wohl niemals viele Freundinnen haben wird. Charlotte hat eine einzige beste Freundin, und das genügt ihr. Doch die Interessen der beiden scheinen immer weiter auseinanderzudriften, die Freundschaft verändert sich, droht zu zerbrechen. Das belastet Charlotte sehr.
- Auch Ben ist hochbegabt. Zusätzlich muss bei ihm alles eine bestimmt Ordnung und Struktur haben. Er ist nicht sehr beliebt, und das weiß er auch. Eigentlich spricht er nur regelmäßig mit seinen Eltern. Aber jetzt möchte er das unbedingt ändern und ins Schülerparlament gewählt werden. Stattdessen wird Ben lächerlich gemacht und gemobbt. Und dann wollen sich auch noch seine Eltern scheiden lassen. Eine große Belastung für den 11-Jährigen.
- Jeder für sich, und doch auch gemeinsam, lernen Ben und Charlotte mit dem Umbruch, ihrer neuen Lebenssituation, klarzukommen. Das ist für beide schmerzhaft und verwirrend, führt aber zu heilsamen Erkenntnissen. Als Leser*in ist es wirklich herzbewegend und sehr persönlich, die Protagonisten zu begleiten, manchmal auch traurig. Das Buch hat mich sehr vereinnahmt.
- Was mich außerdem sehr berührte, ist, dass "Charlotte & Ben" nicht unbedingt gut oder happy endet, sondern eben sehr realistisch. Das bedeutet, dass nicht alle Sorgen verpuffen, dass das Leben plötzliche einfach und sonnig ist. Aber es bedeutet ebenso, dass es weitergeht, dass sich Dinge verändern und neue Situationen auch Hoffnung für die Zukunft beinhalten können. Ich fand's klasse!
5 Adjektive, die mir spontan zum Buch einfallen
gefühlvoll-tiefgründig, hochwertig, besonders, traurig und hoffnungsvoll
Zusammengefasst vom Fazitbär:
"Charlotte & Ben: Ein Freund kann alles verändern" hat mich berührt und traurig gemacht, und es hat mich mit seiner klugen und authentischen Geschichte völlig für sich eingenommen. Das Buch macht vor allem deutlich, dass das Leben weitergeht. Immer, und nicht unbedingt so, wie wir uns das vorstellen. Am Ende ist sicher, Leben bedeutet Veränderung, und das muss nicht zwangsläufig schlecht sein. In Veränderung kann auch Hoffnung und Freude stecken. Ein wunderbares Buch!
© Damaris liest.