Das Thema
Sarai ist die Muse der Albträume. Seit sie denken kann, quält sie die Bewohner von Weep mit ihren schlimmsten Ängsten. Sie ist sich sicher, dass sie jede noch so furchtbare Grausamkeit gesehen hat. Doch damit liegt sie falsch. Unendlich falsch. Denn plötzlich findet sich Sarai selbst in einem Albtraum wieder, aus dem sie nicht aufwachen kann. Ihre Liebe, ihr Leben und das aller Bewohner von Weep stehen auf dem Spiel ...
© Klappentext-, Cover- und Zitatrechte: One Verlag
Verlierer sollten wissen, wo ihr Platz war. Wenn nicht, musste man sie eben daran erinnern. Aber wie, in diesem Fall?
Nichts hätte leichter sein können. Der Fremde hielt Sarai, als würde sie ihm gehören. Aber da irrte er sich. Er konnte Sarai nicht festhalten, wenn Minya entschied, sie ihm wegzunehmen.
Und genau das tat sie. - S. 40
Das Leseerlebnis
Da bin ich, angekommen beim dritten Band der Strange the Dreamer-Tetralogie oder beim zweiten Band der Muse of Nightmares-Dilogie. Das führt unweigerlich zu vielen Fragezeichen im Gesicht; so kompliziert ist es aber gar nicht. Für die deutsche Übersetzung wurden aus zwei Originalbänden mal eben vier. Nach anfänglicher Skepsis bin ich mittlerweile ziemlich begeistert, vier Bände sind genau richtig fürs Lesegefühl. Nicht zu lang, geben sie genügend Zeit, die Geschichte zu verarbeiten. Denn die ist so großartig, dass man das Gelesene tatsächlich ein bisschen sacken lassen muss. Dass "Muse of Nightmares: Das Geheimnis des Träumers" wieder genial wird, wusste ich bereits vor dem Lesen. Auch dieser Teil der Geschichte gehört für mich zu den besten Leseerlebnissen, die man haben kann.
Ein Wort zu viel über den Inhalt zu verlieren, wäre fatal. Erfreulicherweise verrät auch der Klappentext nichts, weil er eher allgemein gehalten ist. Schließlich befinden sich Leser*innen bei diesem Band bereits mitten im Geschehen. Viele Wendungen und Überraschungen gab es bereits, einige Dinge sind aber noch nicht gelöst, bzw. warten noch auf die Zusammenführung aller losen Enden. Nur soviel: Für Laszlo hat sich viel verändert, sein Leben steht praktisch Kopf. Ebenso geht es Sarai. Sie sieht sich nun aus einer völlig neuen Perspektive (wortwörtlich). Nun sollen beide zum Spielball einer weiteren Person werden, damit diese ihre grausamen Racheziele erreichen kann. Ein wahrer Albtraum für Sarai und Lazlo. Zur gleichen Zeit bringt die Autorin noch eine zweite Geschichte an, die (wahrscheinlich) viel früher spielt und anfangs völlig eigenständig daherkommt. Am Ende konnte ich mir denken, worauf sie hinausläuft. Wie genau, und warum, wird sich aber erst im Abschlussband klären.
Laini Taylor schreibt ihre Geschichte wie ein Gedicht. Im ersten Reihenband war das für mich so ungewöhnlich und gleichzeitig beeindruckend, dass meine Gedanken teilweise fast überfordert waren, auf eine sehr geniale Art und Weise. Die Verarbeitung des Gelesenen gelingt in "Das Geheimnis des Träumers" schneller, die Geschichte wirkt etwas einfacher und zuträglicher. Auf der anderen Seite passiert hier nicht wirklich viel, denn die Hauptaktionen finden mehr oder weniger an derselben Stelle statt. Dieses Buch lebt von neuen Erkenntnissen, die für einen Abschluss wichtig sein werden. Und trotzdem warten auch hier einige Überraschungen, die bestürzen oder faszinieren, und die manche Personen in ein neues Licht rücken.
Die Geschichte reißt ohne viel Action mit, und so ist man am Ende fast schon verärgert (positiv gemeint), dass sie mittendrin endet. Aber so war das bisher ja auch, und zum Glück lässt der Abschlussband nicht lange auf sich warten. Für mich ein Lesemuss durch und durch.
Das Fazit
Wenn ein Buch, ein dritter Band noch dazu, so stark vereinnahmt, dass man sich am Ende tatsächlich ärgert, nun pausieren zu müssen, dann spricht das im Grunde vollumfänglich für die Geschichte. So ist das bei "Muse of Nightmares: Das Geheimnis des Träumers". Obwohl in diesem Reihentitel gefühlt weniger passiert, sind die Erkenntnisse jedoch existenziell und überraschend und steuern auf einen fulminanten Schluss zu. Die Geschichte von Lazlo und Sarai ist beeindruckend und an Kreativität und Wirkung kaum zu übertreffen. 4,5 von 5 Sterne gibt es von mir für den vorletzten Band.
© Damaris Metzger, www.damarisliest.de
One Verlag (Juni 2020) - Band 3/4 - Hardcover, 351 Seiten - 15,00 € [D]
Originaltitel: Muse of Nightmares (Teil 1) - Übersetzt von Ulrike Raimer-Nolte - ab 14 Jahren
Reiheninfo Strange the Dreamer-Tetralogie:
Band 3 - Muse of Nightmares - Buch 1: Das Geheimnis des Träumers