Das Thema
Während der junge König Nikolai Lantsov - auch mithilfe des Monsters in seinem Inneren - alles versucht, um Ravka vor dem Schlimmsten zu bewahren, hadert Zoya Nazyalensky, die Sturmhexe, mit ihrem Schicksal: Nach allem, was sie im Krieg bereits verloren hat, verlangt nun die Pflicht von ihr, dass sie ihre Kräfte nutzt, um die Waffe zu werden, die ihr Land braucht. Koste es, was es wolle ...
Zur selben Zeit riskiert die Grisha Nina Zenik als Spionin im feindlichen Fjerda mehr als nur ihr Leben: Ihr unbändiger Wunsch nach Rache könnte Ravkas Schicksal endgültig besiegeln - und Nina die Chance nehmen, ihr trauerndes Herz zu heilen ...
© Klappentext-, Cover- und Zitatrechte: Knaur Verlag
"Ravka mag es, wenn es interessant bleibt", sagte Nikolai. "Magst du keine Herausforderung?""Ich mag ein Nickerchen", sagte Zoya. "Ich kann mich nicht daran erinnern, wann es mir das letzte Mal gestattet war, auszuschlafen.""Nichts dergleichen. Eine ganze Nacht Schlaf könnte dich in gute Stimmung versetzen, und ich brauche dich bei übelster Laune.""Gib weiter solche Hirnverbranntheiten von dir, und du wirst mein Übelstes kennenlernen.""Bei allen Heiligen, sagst du, ich habe dein Übelstes noch nicht kennengelernt?"Zoya warf das Haar zurück. "Wenn dem so wäre, würdest du unter der Bettdecke hocken und Gebete stammeln." - S. 121
Das Leseerlebnis
Liest man ein Buch von Leigh Bardugo, stellt sich nicht die Frage, ob man die Fortsetzung lesen möchte, sondern wann diese (endlich!) erscheint. Genau so war das auch bei "King of Scars", Band 1 ihrer zweiteiligen Buchreihe rund um Ravkas jungen Zaren Nikolai. Das Buch endete mit einer besonders gemeinen Enthüllung, die Wartezeit auf Band 2 war demzufolge hart. Nun ist "Rule of Wolves: Thron aus Nacht und Silber" erschienen und bringt die Dilogie zu einem grandiosen Abschluss. Das Eintauchen in diese Buchwelt und das Lesevergnügen sind unvergleichlich. Allerdings bin ich davon überzeugt, dass es am besten ist, wenn man die vorher erschienen Bücher/Reihen des 'Grishaverse' gelesen hat, auch, wenn die King of Scars-Dilogie im Prinzip für sich alleine stehen kann.
Ravka steht ein Krieg bevor, und für Nikolai ist es oberste Priorität eine Lösung zu finden. Verbündete, damit sein Volk von Feinden nicht überrannt wird. Dafür stellt Nikolai seine persönlichen Wünsche hinten an. Auseinandersetzen muss er sich mit dem Dämon, der in in ihm lebt, und mit seiner Liebe zu Zoya, die das Land jedoch als Befehlshaberin braucht und nicht als Zarin an seiner Seite.
Währenddessen lebt Nina in Fjerda, dem Land, das Ravka den Krieg erklärt hat. Als Spionin kann sie für Nikolai den Krieg entscheiden. Doch weil sie ausgerechnet undercover im Haus ihres schlimmsten Feindes wohnt, sinnt Nina auf Rache.
Man könnte/sollte "King of Scars" zuklappen und sofort mit "Rule of Wolves" weitermachen. So ist das bei Reihe ja theoretisch auch gedacht. Praktisch liegt eine gewisse Zeit zwischen den Erscheinungsterminen, und so war ich froh über eine Zusammenfassung des ersten Bandes, die ich im Internet gefunden habe. "Rule of Wolves" schließt sich direkt an, der Cliffhanger aus Band 1 wird bald wieder aufgenommen (dieser Handlungsstrang hätte für mich ruhig etwas böser und "dunkler" sein dürfen) ... und schon ist man wieder mitten drin im umkämpften Ravka.
Zu meiner großen Freunde verharrt die Handlung nicht in Ravka und Fjerda, sondern dehnt sich bis nach Shu Han und sogar Kerch aus. Es gibt also ein Wiedersehen mit nahezu allen bekannten Charakteren der anderen Grishaverse-Bücher. Ein Vorwissen braucht man nicht unbedingt, aber es empfiehlt sich wirklich, diese zu kennen. So macht das Lesen noch viel mehr Spaß.
Apropos Spaß; das kann Leigh Bardugo einfach gut. Ihre Bücher sind ein Erlebnis. Auch "Rule of Wolves" glänzt mit humorvollen Dialogen und überraschenden, unerwarteten Wendungen oder Auflösungen. Das alles inmitten einer spannenden Handlung und mit ganz eigenen, bunt-diversen Charakteren, die man liebgewonnen hat und nicht loslassen möchte. Wie Dinge verknüpft werden oder am Ende zusammenlaufen, ist jedes Mal wieder verblüffend gut. Am Ende ist die Reihe zufriedenstellend abgeschlossen. Jedoch verleibt eine Hintertür. Die Möglichkeit für eine weiteres Buch oder Überleitung zu einer neuen Reihe? Wer weiß ...
Das Fazit
"Rule of Wolves: Thron aus Nacht und Silber" schließt die King of Scars-Dilogie wunderbar ab (inklusive einer Sonderoption auf mögliche Fortsetzungen oder weitere Reihen). Leigh Bardugo schreibt genial, Michelle Gyo übersetzt bestens. Das Buch ist mitreißend, manchmal überwältigend und trotz viel Spannung und Verwicklung immer humorvoll. Die Charaktere sind einzigartig, vielfältig und bedeutsam (manche hätten gerne noch böser sein können). Und weil man am Ende mehr lesen will - mehr dieser Geschichten, mehr von diesen Personen -, wurde hier wohl alles richtig gemacht. 4,5 von 5 Sterne vergebe ich dafür.
© Damaris Metzger, www.damarisliest.de
Knaur Verlag (Juni 2021) - Band 2/2 - Klappenbroschur, 576 Seiten - 16,99 € [D]
Originaltitel: Rule of Wolves - Übersetzt von Michelle Gyo
Reiheninfo King of Scars-Dilogie:
Band 2 - Rule of Wolves: Thron aus Nacht und Silber