Dieser All Age- und Jugendbuchblog wurde beendet. Schau dich jedoch gerne um! Infos dazu gibt es HIER.

Montag, 25. Februar 2013

Review zu "Rock Me" von Cherrie Lynn



Samhain Publishing (Mai 2010),
Kindle E-Book, ca. 278 Druckseiten,
Sprache: Englisch,
z. Zt. 2,97 € [D]


Candace Andrews has had enough of pleasing others. In an act of birthday rebellion, she sets out to please herself - by walking into the tattoo parlor owned by her cousin's ex-boyfriend. All she wants is a little ink, and Brian's just the guy to give it to her.
As soon as she submits to his masterful hands, though, the forbidden attraction she's always felt for him resurfaces … and she realizes the devilishly sexy artist could give her so much more.

Sweet, innocent Candace is the last person Brian expected to see again. She's everything he's not, and her family despises him. He doesn't need the hassle, but he needs her, and this time no one is taking her away. Not even those who threaten to make his life a living hell.

Backed into a corner, Candace faces the worst kind of choice. Cave in to those who think Brian is a living nightmare … or hold her ground and risk it all for the one man who rocks her world.

Warning: This book contains explicit sex, naughty language, tattoos aplenty, family drama, a hot rock concert … and a bad boy hero who's pierced in all the right places. (Bild- und Textquelle: Amazon.de)

Englisches Sprachniveau: Kein Jugendbuch (ab 18!) jedoch mit gutem Schulenglisch einfach und flüssig zu lesen. Für gewisse Szenen werden ein paar "Spezialvokabeln" benötigt. Diese hat man aber sehr schnell intus. Bei manchen unbekannten Wörtern, ich spreche hier speziell den Bereich Piercing an, hilft die Goolge Bildersuche ;-)


Their plan had been not to call this a date, but God, he wanted to. He wanted to run straight to her side, wrap his arm around her shoulders and introduce her to his friends as his. His date, his woman, his girlfriend ... hell, whatever title she would allow him to put on her. - S. 167, Kindle 58%


Meine Meinung
Candace, 23 Jahre jung, ist ihr ganzes Leben sehr behütet aufgewachsen. Sogar jetzt, in der eigenen Wohnung, haben ihre Eltern immer ein strenges und wachsames Auge auf sie. In einem Anflug von Übermut, oder "Geburtstags-Rebellion", marschiert sie (bewusst) in das Tattoo Studio von Brian, dem Ex-Freund ihrer Cousine, um sich ein Tattoo stechen zu lassen. Der Anfang ist gemacht, und Brian und Candace verlieben sich ineinander. Kompliziert wird das Ganze, weil Candace' Eltern Rebell Brian komplett verachten. Auch in Brians Familie ist er der Exot. Trotzdem beginnen die beiden eine leidenschaftliche Beziehung, natürlich mit Rückschlägen und Hindernissen. 

Irgendwie funktionieren sie meistens, diese Bad Boy-Lovestorys. "Rock Me" gehört auch dazu! Ausdruck und Wortwahl ähneln in Ansätzen "Beautiful Disaster", auch hier wird geflucht, was das Zeug hält und Sätze, Fragen sowie Statements gerne mal mit dem F-Wort (Fuck!), der Hölle (Hell, no!) oder dem Allmächtigen (God!) unterlegt. Dabei ist die Geschichte humorvoll, wie aus dem Leben gegriffen und funktioniert, trotz gängiger Klischees, wunderbar. Sie hat einige schöne Szenen für Rockfans, wie die Einbeziehung von Bands und Songtiteln und den Besuch eines Festivals, sowie einen männlichen Prota, der nun mal sexy as hell ist!

Dabei kann die weibliche Hauptprota Candace teilweise leicht nerven, aber es bleibt immer im Rahmen. Ich hatte wieder den Eindruck, dass hier der "Englisch-Bonus" zum tragen kommt. Naivität, Kitsch oder Klischees stören mich auf Englisch nie so sehr, als würde ich die Geschichte in meiner Muttersprache lesen. Das soll aber nicht heißen, dass es in der Geschichte besonders kitschig zugeht. Nein, überhaupt nicht. Einzig das große Klischee "23-jährige Jungfrau trifft auf erfahrenen 28-jährigen Bad Boy und wird sofort zum Betthäschen" ließ mich leicht mit den Augen rollen. Aber was soll's. Spaß machte die Story definitiv!
Brian verkörpert zwar den tätowierten und gepiercten sexy Bad Boy-Typ, der bei seiner eigenen und Candace' versnobten Familie des Öfteren aneggt, ist aber mit seinen 28-jähren dem unreifen Jugendalter schon lange entwachsen. Er hat genaue Vorstellungen und Pläne für sein Leben. Seine liebevolle, teils verzweifelte, Art mit Candace ist super. Erwähnen möchte ich noch, dass mir die wechselnden Perspektive von Candace u. Brian SEHR gut gefallen haben. Man bekommt so den besten Eindruck, wie es den Protas gerade geht und was sie fühlen.

Der Erotikanteil ist beträchtlich, nicht umschreibend und stellenweise explizit. Aber IMMER ansprechend, nicht derbe, und sehr sexy beschrieben. Da war ich doch teilweise wirklich überrascht, wenn eine Erotikszene, die über 2-3 Kapitel ging, gleich noch ein weiteres Kapitel fortgeführt wurde. Ups! Die Autorin bringt diese Szenen aber so geschickt in der Handlung unter, dass sie den Storyverlauf nicht "stören" oder komplett ablösen.

Natürlich gibt es auch bei "Rock Me" das obligatorische Hin und Her, Auf und Ab, Für und Wider, bis sich Candace und Brian sorgenfrei in den Armen (oder besser -  im Bett) liegen. Ich denke man kann hier, ohne bewusst zu spoilern, verraten, dass "Rock Me" ein süßes Happy End-Buch ist. Aber genau das erwarte ich bei dieser Art von Büchern auch.

"I just want to know I'll see your face at least once every day. That's my one requirement. I need my sunshine." - Brian, S. 261, Kindle 92%


Fazit
Uiuiui, "Rock Me" rockte mal richtig. Viel gibt es dazu gar nicht zu sagen. Die Story ist einfach, ansprechend, sexy und sehr heiß. Wer Bad Boy-Lovestorys mag, sich an manchen Klischees nicht stört und viel Spaß beim Lesen (mit a lot of kribbeligen Momenten) haben will, der kann direkt den 1-Click-Button für den Kindle betätigen oder sich das Buch als Taschenbuch bestellen. Friggin' unbelievable sexy and Hot'n'Sweet!

© Damaris Metzger, damarisliest.de

Freitag, 22. Februar 2013

Die Schattenwege März-Aktion: Auf die Reihe, fertig, los!

Fast wöchentlich veranstalten Blogger und (Buch-)Seitenbesitzer tolle neue Aktionen rund um unser Lieblingsthema Buch. Oft fällt es mir schwer, mich zurückzuhalten, einfach, weil man zu viele Aktionen gar nicht stemmen kann oder diese dann in Stress ausarten. Und das soll ja nicht sein. Bei zwei Buch-Challenges habe ich mich schon mitreißen lassen. Jetzt habe ich bei der Schattenkämpferin, bzw. auf ihrer Seite Schattenwege eine schöne März-Aktion entdeckt, bei der ich mich anschließen möchte. Ganz ohne Stress, nur um des gemeinsamen Lesens willens. Konkret geht es den Buchreihen an den Kragen, denn die Aktion heißt "Auf die Reihe, fertig, los!



>Klick< auf das Bild für alle Infos auf den Schattenwegen


Diese Aktion tut meinem SuB gut. Es geht, wie der Name schon verrät, darum, im März Bücher einer Reihe oder auch gerne eine komplette Buchreihe zu lesen. Regeln gibt es dabei keine, bis aus die, dass man vor der Aktion festlegt, welche Bücher man lesen möchte. Alle Genres sind erlaubt, es sollen/müssen nur Bücher einer Reihe, Trilogie, Dilogie, usw. sein. Es ist auch nicht zwingend notwendig, die Bücher zu rezensieren. Vordergründig geht es hier um den Lesespaß und auch etwas um den SuB-Abbau, da die meisten von uns ganz sicher Reihenbücher auf ihrem Stapel haben.

Natürlich lese ich sowieso schon jeden Monat Reihenbücher. Bei so vielen angefangen und neuen Buchserien geht das auch gar nicht anders. Den kompletten März möchte ich mir nicht verplanen, da ich auch noch die beiden Challenges bedienen "muss", an denen ich teilnehme. Darum habe ich mich für die Aktion für eine Trilogie entschieden, die komplett auf meinem SuB schlummert. Das ist jetzt die beste Gelegenheit endlich diese Bücher zu lesen: Die Arkadien-Trilogie von Kai Meyer.
  • Band 1 "Arkadien erwacht"
  • Band 2 "Arkadien brennt"
  • Band 3 "Arkadien fällt"



Angesprochen hat mich die Reihe schon immer. Im Laufe des letzten Jahres konnte ich alle Bücher ertauschen. Band 1 bei einer Bücherfreundin und Band 2 und 3 bei Tauschticket.de.

Weiter Möglichkeiten für die Aktion wären
  • "Dark Destiny" von Jennifer Benkau (Teil 2 der Dark Canopy-Dilogie)
  • "City of Lost Souls" von Cassandra Clare (Teil 5 der Chroniken der Unterwelt-Hexalogie)



Diese beiden Bücher lasse ich mir aber noch offen, denn sie liegen noch nicht auf meinem SuB. Sie sind vorbestellt und ich habe noch keinen genauen Liefertermin. Festlegen möchte ich für die "Auf die Reihe, fertig, los!"-Aktion nur die Arkadien-Trilogie.


Falls sich der ein oder andere Leser jetzt von dieser März-Aktion angesprochen fühlt, HIER gibt es noch mal alle Infos. Die Schattenkämpferin freut sich über jede Teilnahme und jeden Mitleser. Gemeinsam liest es sich doch (meistens) am schönsten!

Freitag, 15. Februar 2013

Review zu "Wie ein unsichtbares Band" von Inés Garland



Fischer KJB (Februar 2013),
Hardcover, 256 Seiten,
14,99 € [D]


Eine Kindheits- und Liebesgeschichte vor dem Hintergrund der aufkommenden Militärdiktatur in Argentinien, die zu Tränen rührt.

Alma verbringt mit ihren Eltern jedes Wochenende auf einer Insel im Flussdelta in der Nähe von Buenos Aires. Die Nachbarskinder Carmen und Marito werden zu ihren Spielgefährten und Freunden. Auf der Insel ist die Welt in Ordnung, soziale Unterschiede scheinen keine Rolle zu spielen. Als Almas Eltern merken, dass ihre Tochter mehr als Freundschaft für Marito empfindet, verbieten sie ihr den Umgang. Doch da ist Alma schon längst mit Marito zusammen … (Text- und Bildquelle, sowie Zitatrechte: Fischer KJB)



"Ich will das Beste sein, was dir je passiert ist." Er verflocht seine Finger mit meinen. - S. 146


Meine Meinung
In einem hat der Klappentext des Verlags vollkommen recht, "Wie ein unsichtbares Band" ist eine wunderschöne und bewegende Geschichte! Trotzdem fällt es mir hier wirklich schwer, mich in meiner Meinung festzulegen. Im Grunde ist das Buch nämlich wunderbar. Ich bin komplett in die Geschichte abgetaucht und war sehr berührt. Aber gerade das Ende lässt mich zwiegespalten zurück. Das mag daran liegen, dass die Ereignisse in Argentinien, um 1976, nicht zu den Dingen des Weltgeschehens gehören, bei denen ich mich gut auskenne und es auch im Buch dazu keine weiterführenden Informationen gibt. Zum Glück gibt es am Ende eine Anmerkung des Verlags, dadurch wird vieles klarer. Und dennoch ist es nicht einfach. Aber von vorne ...

Das argentinische Mädchen Alma erzählt die Geschichte in der Ich-Form. Man erfährt, dass sie aus einer Familie stammt, die recht wohlhabend ist. Unter der Woche wohnt die Familie in einer Wohnung in Buenos Aires und Alma geht auf eine katholische Privatschule. Am Wochenende fährt sie mit ihren Eltern auf eine kleine Insel, mitten im Fluss, wo die Familie ein Wochenendhaus hat. Dort freundet sich Alma, ab ihrer Kindheit, mit den Nachbarskindern Carmen und Marito an, die dauerhaft auf der Insel leben und aus ärmeren Verhältnissen stammen. Die drei Kinder werden beste Freund und während ihrer Kindheit spielen die sozialen Unterschiede noch keine große Rolle. Als Jugendliche verliebt sich Alma nicht nur in Marito, sie muss auch feststellen, dass es nun sehr wohl unterschiedliche Interessen und auch Vorurteile zwischen den Familien gibt. Es entstehen ständige Spannungen.

"Wie ein unsichtbares Band" hat eine sehr (be)ruhige(nde), fast schon poetische Sprache. Inés Garland bringt die Gefühle ihrer Hauptprotagonistin Alma so gut zum Ausdruck, dass sie auf mich sehr echt wirkte. Vor allem in Konfliktsituationen konnte ich ihr Handeln immer nachvollziehen. Manche Spannungen, auf die sozialen Unterschiede bezogen, sind richtiggehend greifbar, vor allem auch dann, wenn Alma und Marito ihrer Gefühle füreinander entdecken. Alma wird in der Geschichte eindeutig die wichtigste Rolle zuteil. Für die Kürze des Buches sind auch Carmen und Marito gut dargestellt. Ihre Freuden, Sorgen und Nöte kommen beim Leser an. Da aber Alma die komplette Handlung erzählt, sind diese nicht so deutlich wie bei Alma selbst.
Durch die schöne Sprache kommt man bald in einen bewegenden Lesefluss. Alma erzählt die Geschichte in der Vergangenheitsform, doch ist ein Kapitel im Präsens geschrieben. Ebenso der Epilog. War mir den Sinn beim Epilog noch klar, wirkt der Wechsel der Zeitform ansonsten willkürlich - hat aber was!

Schon mit der Buchbeschreibung wird klar, dass "Wie ein unsichtbares Band" ein Jugenddrama ist. Darauf sollten sich geneigte Happy-End Leser auch einstellen. Im letzten Buchdrittel laufen die Ereignisse um Marito und Carmen aus dem Ruder. Und hier setzt mein Stirnrunzeln ein, denn was geschah hier genau? Die Handlung verschwimmt. Informationen bekommt man nur durch dritte, seelisch zerstörte Menschen, dazu noch ungenau. Ich wusste beim Lesen, dass etwas Schlimmes passiert ist, auch was das für Folgen hatte, aber es war mir tatsächlich zu verwischt. Gäbe es das Nachwort des Verlags nicht, könnte man die Schlussereignisse konkret niemandem zuordnen. Einige Leser könnten durchaus zufrieden sein, andere fühlen sich sicherlich in ihren Überlegungen zu sehr auf sich alleine gestellt.

Fazit
"Wie ein unsichtbares Band" hat mich gedanklich stark beschäftigt, und auch jetzt denke ich noch oft an die Handlung. Auf der einen Seite wirkt es sehr poetisch und berührt ungemein, auf der anderen Seite waren mir die Infos und dramatischen Ereignisse am Ende zu verschwommen. Dessen ungeachtet habe ich eine sehr hohe Meinung vom Buch. Ich kann es sehr empfehlen, es ist wunderbar! Wäre die Autorin am Ende deutlicher geworden, wäre es für mich perfekt.

© Damaris Metzger, damarisliest.de

Montag, 11. Februar 2013

Rezension zu "Der Mann, der den Regen träumt" von Ali Shaw



Verlag: script5 (Januar 2013)
Originaltitel: The Man Who Rained
Übersetzer: Sandra Knuffinke & Jessika Komina
Reihe: -
Ausführung: Hardcover/SU, 332 S.
ISBN: 978-3839001462
18,95 € [D]

Genre: Urban-Fantasy

© Cover- und Zitatrechte: script 5 Verlag


Das Thema
Elsa hält es in ihrer Heimatstadt New York nicht mehr aus. Seit ihr Vater, ein Wetter- und Sturmjäger, gestorben ist, sieht sie in ihrem Leben keine Perspektive mehr. Sie möchte aussteigen. Dafür sucht sie sich das Städtchen Thunderstown, mitten im Nirgendwo, aus. Dort angekommen, wird sie nicht nur mit verschrobenen Menschen, unheimlichen Hunden und besonderen Wetterbedingungen konfrontiert, sie lernt auch Finn kennen, einen jungen Einsiedler, der alleine in den Bergen wohnt, die Thunderstown umgeben. Vorsichtig schließen die beiden Bekanntschaft. Doch Finn ist anders als andere Männer, denn Finn trägt ein Gewitter in sich ...




Die Rezension

Der Anfang: Der Regen begann mit einem einzelnen sanften tippen an ihr Schlafzimmerfenster, dann noch eins und noch eins, und schwoll schließlich zu einem stetigen Prasseln gegen die Scheibe an.

Wenn man Ali Shaws "Das Mädchen mit den gläsernen Füßen" gelesen hat, fällt er einem nach den ersten Sätzen sofort wieder auf - der ungewöhnliche, märchenhafte Schreibstil des Autors. Sollte "Der Mann, der den Regen träumt" das erste Buch sein, das man von diesem Autor liest, stellt man sofort fest, dass das Buch anders sein wird als alles, was man bis dato gelesen hat.
Einfach ist er nicht, Shaws Stil. Die Sätze sind anspruchsvoll und voller Metaphern und Bildvergleiche. Der Kopf hat so beim Lesen ständige "Übersetzungsarbeit" zu leisten, der Schreibstil geht tief und ist sehr einprägsam. Insgesamt ist die Geschichte als ruhig zu bezeichnen, obwohl es auch rasantere Parts, vor allem gegen Schluss, gibt. Shaw schreibt keine Mal-eben-nebenbei-Bücher. Man muss sich auf seine modernen Märchen einlassen, um sich voll und ganz in die Geschichte fallen zu lassen.

"Warum bist du dann hergekommen?"
Sie mochte seine Stimme. Jedes seiner Worte war wie der trockene Luftstoß, mit dem man eine Kerze ausblies. "Ich will ... Ich will einfach nur wissen, was ich da gesehen habe." - S. 90

Der Roman wird abwechselnd aus der personalen Sichtweise von Elsa und dem etwas wunderlichen Stadtförster Daniel erzählt. Doch auch hier legt sich Shaw nicht fest und wechselt schon mal in die auktoriale (allwissende) Erzählweise, wenn Elsa und Daniel aufeinander treffen.
Beide Personen lernt man im Verlauf der Handlung sehr gut kennen. Beide tragen einen tiefen Schmerz in sich und sind somit keine Charaktere mit sonnigem Gemüt, eher schwierig und etwas eigenbrötlerisch. Das Buch ist mit ca. 330 Seiten nicht lang, doch meint man am Ende, durch viele Rückblenden und Einblicke in die Gedanken von Elsa und Daniel, sie durch und durch zu kennen.
Finn, der in der Geschichte die absolute Märchenrolle inne hat, ist zwar kein direkter Hauptprotagonist, für die Handlung jedoch unentbehrlich. Auch ihn lernt man bis zum Ende sehr gut kennen. Einige Passagen berühren sehr oder Finn tut einem wirklich leid. Einen Charakter wie ihn wird man in einem Buch noch nie angetroffen haben.

Manchmal hat man den Eindruck, dass "Der Mann, der den Regen träumt" außerhalb von Zeit und Raum spielt. Einiges ist nicht vollständig erklärbar. Leser, die immer alles haarklein erklärt haben wollen, sollten ihre Erwartung in dieser Beziehung zurückschrauben und bereit sein, die Geschichte auf sich wirken zu lassen. Einige Gegebenheiten sind eindeutig unserer Zeit zuzuordnen, andere Handlungsstränge scheinen wie nicht von dieser Welt. So ist z.B. Elsas ursprünglicher Wohnort New York City sehr real, der Ort Thunderstown rein fiktiv. Man weißt nicht mal, wo er liegt, bzw. wo man diesen Ort einordnen kann. - kein Land, keine Region, keine Infrastruktur. Auf der einen Seite wirkt Thunderstown wie eine Märchenstadt, dann geht Elsa dort aber wieder einer regulären Tätigkeit in einem Büro nach. Ganz real wirkt die Stadt trotzdem nie. Aber gerade deswegen, und wegen der vielen kleinen phantastischen Elemente, die Ali Shaw in seine Geschichte webt, liest sich der Roman absolut zauberhaft. Was genau diesen Zauber ausmacht, ist fast nicht in Worte zu fassen.

Und ich frage mich, ob es das ist, was wir in Wirklichkeit sind: ein Filter für das Gute und das Schlechte, immer bemüht, beides zu unterscheiden, was wir für uns behalten und was wir weitergeben sollten. - S. 256

Ist die Handlung über den Großteil der Geschichte als ruhig zu bezeichnen, steigert sie sich im letzten Buchviertel zu einem dramatischen Schluss. Das Ende ist wieder so ein Fall zwischen Himmel und Erde, nicht so recht erklärbar. Man weiß zwar WAS geschehen ist, aber nicht genau WIE. Das macht aber überhaupt nichts, denn so schreibt Ali Shaw nun mal, genau das macht seine Bücher aus. Seltsam, märchenhaft und richtig, richtig gut!
"Der Mann, der den Regen träumt" ist ein Einzelband und komplett unabhängig von "Das Mädchen mit den gläsernen Füßen".

Das persönliche Fazit
Bei jedem Buch von Ali Shaw muss ich feststellen, dass ich solch eine Geschichte bisher noch nicht gelesen habe. "Der Mann, der den Regen träumt" gesellt sich hier zum ersten Buch des Autors. Es ist schwer zu erklären und während des Lesens durchlebt man seine ganz eigenen Stürme. Bei einzelnen Passagen wie ein laues Lüftchen, bei anderen dann aber wie ein Orkan, mit Regen, Blitz und Donner. "Der Mann, der den Regen träumt" ist wunderlich, gefühlvoll und definitiv einzigartig. Schlicht virtuos! 5 Sterne!
Handlung: 4 / 5
Charaktere: 4,5 / 5
Lesespaß: 4,5 / 5
Preis/Leistung: 5 / 5

© Damaris Metzger, damarisliest.de


Bücher von Ali Shaw (jeweils Einzelbände):


"Der Mann, der den Regen träumt" (2013)