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Mittwoch, 13. Juli 2011

Rezension zu "Ashes, Ashes" von Jo Treggiari

Verlag: arsEdition (Juli 2011)
Ausführung: Hardcover, 400 Seiten
ISBN: 978-3760784717
16,95 € [D]

Genre: Jugendbuch/Dystopie


Klappentext
Die Welt, wie wir sie kannten, existiert nicht mehr. Tödliche Epidemien, Tsunamis und Klimakatastrophen die sechzehnjährige Lucy hat das Ende der Welt kommen und gehen gesehen. Als eine der wenigen Überlebenden eines alles vernichtenden Virus versucht sie sich in den zum Dschungel gewordenen Ruinen von New York durchzuschlagen. Doch Lucys Welt ist voller Bedrohungen: gefährliche Diebe und skrupellose Plünderer streifen umher. Als eine Horde wilder Hunde sie jagt, gelangt sie ans Ende ihrer Kräfte. Doch wie aus dem Nichts taucht Aidan auf ein Junge, der ihr hilft, der tödlichen Meute zu entkommen und sie überredet, sich seiner Gruppe von Überlebenden anzuschließen. Aber auch diese kleine Gemeinschaft wird bedroht. Und langsam beginnt Lucy zu ahnen, dass sie selbst das Ziel der nächtlichen Überfälle ist. Etwas an ihr scheint anders zu sein. Doch was ist Lucys Geheimnis, das für die letzten überlebenden Menschen Bedrohung und Erlösung zugleich ist?

Über die Autorin
Jo Treggiari wurde in London geboren und verbrachte ihre Kindheit und Jugend in Ottawa, Kanada. Mit dem Schreiben begann sie bereits im Alter von acht Jahren, als sie klassische Märchen modernisierte und neu erzählte. Später wohnte sie in New York City und San Francisco, wo sie als Boxerin trainierte, Artikel für Punk-Magazine schrieb und ein eigenes Plattenlabel betrieb. Jo lebt heute mit ihrem Mann und ihren Kindern in Neuschottland, Kanada. Sie liebt Hunde, Krähen und Oktopusse, bloggt gern und entspannt sich beim Kuchenbacken.

Rezension

Der erste Satz: Lucy beugte sich über den Kadaver.

Die 16-jährige Lucy ist auf sich allein gestellt, oder vielmehr, sie möchte allein sein. Ihr Vertrauen in die Menschheit hat sie verloren. Seit zwei tödliche Epidemien 99% der Menschheit ausgerottet haben, sind die verbliebenen Menschen misstrauisch und haben Angst vor Plünderern, den S'ans - einigen wenigen Überlebenden der Epidemie, und den Sweepern - medizinisches Personal, das immer wieder Überlebende verschleppt.
Zudem gibt es durch Klimakatastrophen, Polarschmelze und kontrollierte Bombardements keine "normale" Welt mehr. Lucy muss sich mit ihren wenigen Habseligkeiten ständig in selbst gebauten Unterschlüpfen verstecken und jeden Tag ums Überleben kämpfen.

Als sie dem Jungen Aidan begegnet, ist sie zuerst misstrauisch und verschlossen. Nachdem sie nur knapp einem Tsunami entkommt, stößt sie auf das Camp in dem Aidan mit einigen anderen Überlebenden lebt. Widerwillig schließt sich Lucy dem Campleben an. Doch auch hier ist es nicht sicher, denn die Sweeper wollen Lucy!

Der Einstieg in die Geschichte ist leicht, wenn auch nicht ganz frei von Längen. Diese sind aber gewiss nicht uninteressant. Der Leser erfährt in den ersten Kapiteln, wie Lucy durch den Alltag kommt, was sich seit den Epidemien verändert hat und wie die Welt nach den vielen Katastrophen nun aussieht. Die Vergangenheit wird nicht einfach erzählt, sondern spiegelt sich in allen Handlungen von Lucy, ihren Gedanken und Erinnerungen. Man versteht schnell, dass es für uns unvorstellbar wäre, in einer solchen Welt zu leben.

"... Von denen, die an den mutierten Blutpocken der zweiten Welle erkrankt sind, hat vielleicht einer von einer Million überlebt ... Die Meisten sind innerhalb von zweiundsiebzig Stunden gestorben. ... Wenn man es also mal so betrachtet, dann sind wir, du und ich und überhaupt alle hier, vom Himmel gesegnet. ..." S. 161

Besonders gut gefällt die ausschmückende Sprache. Diese ist nicht langwierig ausschmückend, sondern lässt einen das Gelesene fast miterleben. Katastrophenszenarien sind für Menschen, die diese noch nie erlebt haben, immer schwer zu fassen. Mann kann sich einfach nicht vorstellen, wie es ist unter freiem Himmel, mit ständig nassen Kleidern und Schuhen oder in andauernder Angst zu leben.
Frau Treggiari gelingt es hier, einem diese Gefühle und Empfindungen nahe zu bringen.

Lucy selbst weckt in einem recht widersprüchliche Gefühle. Mal ganz taff und selbstbewusst, traut man ihr im nächsten Kapitel kaum zu, auch nur einen Tag alleine zu überleben. Oft werden ihre Handlungen und Gefühle von Wut geprägt, und sie lässt sich von anderen nichts gefallen. Wenn man sich aber dann in Erinnerung ruft, welche schweren Schicksalsschläge sie erleiden musste (und es ist kaum vorstellbar, das jemand diese erträgt) und wie aufwändig das tägliche Überleben ist, dann sind ihre Wutausbrüche und verstockte Haltung gut nachvollziehbar! Ihr Charakter gefällt so immer besser.
Alle anderen Charaktere gefallen ebenfalls sehr gut. Je nach Handlungshäufigkeit sind sie gut dargestellt und man hat das Gefühl alle ausreichend zu kennen.

Die Schlusshandlungen im letzten Buchdrittel nehmen so sehr an Fahrt auf, dass man fast schon gehetzt von Seite zu Seite blättert. Sie unterscheiden sich stark vom bisherigen Verlauf der Geschichte und man hat manchmal das Gefühl in ein anderes Buch, einen Thriller, gerutscht zu sein.Teilweise wirken sie sogar etwas unwirklich.
Genauso plötzlich ist man am Ende der Geschichte angelangt und kann sich nach den aufregenden Schlussseiten noch nicht so recht damit abfinden, dass das Buch hier zu Ende sein soll. Auf jeden Fall ist das Ende zur Situation passend gewählt. Ob es einen befriedigt zurücklässt, lässt sich hier schwer beantworten. Dies wird jeder für sich individuell entscheiden müssen.

Persönliches Fazit
"Ashes, Ashes" ist keine gewöhnliche Dystopie. Eine Regierung, Kontrollsystem oder Diktatur sucht man hier vergebens. Wenn ich jetzt den gesamten Roman betrachte ist es eher eine Mischung aus einem Endzeitszenario und einem Medizin-Thriller und war für mich eine ganz neue Leseerfahrung. Das Buch konnte mich bis zur letzten Seite fesseln und war durchweg interessant. Einen kleinen Abzug gibt es für einen sich ziehenden (wenn auch sehr interessanten) Einstieg und der Tatsache, dass einige von Lucys Handlungen nicht ganz nachvollziehbar waren. Diese beziehen sich vor allem auf das Campleben und schmälern aber das Lesevergnügen in keinem Fall. Ein sehr empfehlenswertes Buch! 4 Sterne!

Handlung: 3,5 / 5
Charaktere: 4 / 5
Lesespaß: 4 / 5
Preis/Leistung: 4 / 5