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Donnerstag, 28. Juli 2011

Rezension zu "Solange du schläfst" von Antje Szillat



Verlag: Coppenrath (Juli 2011)
Originaltitel: -
Übersetzer: -
Reihe: -, ab ca. 12 Jahren
Ausführung: Hardcover, 256 S.
ISBN: 978-3649602910
14,95 € [D]

Genre: Jugendbuch


Klappentext/Inhalt
So idyllisch das kleine Dorf Malhausen ist, die sechzehnjährige Anna fühlt sich dort alles andere als wohl. Doch dann trifft sie auf Jérôme, der ebenso wie sie ein Außenseiter im Dorf ist, und plötzlich ist nichts mehr, wie es war. Trotz zahlreicher Widerstände entwickelt sich zwischen den beiden eine zarte, bedingungslose Liebe.
Eines Abends jedoch, nach einem Dorffest, verschwindet Jérôme spurlos und wird am nächsten Tag mehr tot als lebendig auf einem nahe gelegenen Feld gefunden. Schnell verbreitet sich im Dorf das Gerücht, dass Jérôme mit Drogen gedealt haben soll.
Anna ist verzweifelt und will die Anschuldigungen gegen Jérôme einfach nicht glauben. Doch dann hört sie mit einem Mal eine vertraute Stimme in ihrem Kopf und sieht Bilder, die nicht ihrer Erinnerung entstammen ...

Über die Autorin
Antje Szillat, Jahrgang 1966, lebt mit ihrem Mann und den vier Kindern in der Nähe von Hannover. Sie hat schon mehr als 20 Bücher veröffentlicht und ist als Lerntherapeutin, Lernberaterin, Redakteurin und als freie Autorin für Kinder- und Jugendbücher, Ratgeber und Sachbücher tätig. Die Lese- und Jugendförderung liegen der Autorin besonders am Herzen.

Rezension

Der erste Satz: Er lag auf dem Feldweg, völlig unbeweglich, ein Bein eigenartig vom Körper weggedreht, das Gesicht blutüberströmt.

Für Anna und Jérôme ist es Liebe auf den ersten Blick. Natürlich gab es auch zwischen ihnen kurze Missverständnisse und Startschwierigkeiten, doch schon kurz nach ihrer ersten Begegnung verabreden sich die beiden und sind seitdem unzertrennlich verliebt.

Jérôme. Jedes Mal wenn ich an ihn dachte, machte mein Herz einen kleinen Freudenhüpfer. Jérôme und ich, wir hatten uns verabredet und ich hatte einfach Ja gesagt. Seitdem schwebte ich ein paar Zentimeter über dem Erdboden. ...
Dann endlich stieg er in den Bus ein und es verschlug mir promt den Atem. Ich strahlte ihm entgegen. Legte einfach alles in diesen Blick. Doch Jérôme schaute nicht in meine Richtung. Noch nicht einmal einen kurzen Seitenblick schenkte er mir. Ich war Luft. Gar nicht da. Nicht existent. S. 44

Was für ein schönes Gefühl! Die Für und Wieder der ersten großen Liebe. Jedes Lächeln, jeder Blick lässt das Herz schneller schlagen. Jede unverhoffte Reaktion stürzt einen in tiefe Verzweiflung. Das erste mal mit Haut und Haaren so richtig verliebt zu sein - wer erinnert sich nicht gerne daran?
Frau Szillat ruft dieses Gefühl während des Lesens wieder wach. Dabei spielt das Alter keine Rolle. Die Annäherung zwischen Anna und Jérôme ist so niedlich, dass man oft versonnen vor sich hinschmunzelt.
Da das Buch mit ca. 250 Seiten kein allzu umfangreiches Werk ist, hält sich die Autorin auch nicht mit langen Vorgeschichten und ewigem Hin und Her auf. Anna und Jérôme lernen sich schnell kennen und lieben. So entstehen schon anfangs keine Leselängen. Mit der Zeit wird die Geschichte immer spannender. Der Lesespaß bleibt bis zur letzten Seite erhalten.
Der Fokus des Buches liegt eindeutig auf auf der Liebesgeschichte zwischen Anna und Jérôme. Doch spricht die Autorin auch unterschwellig Dinge wie Cliquenbildung und Ausländerhass an.

Jérôme und Anna sind Teenager. Sie agieren während der Geschichte teils unbeschwert verliebt, dann aber auch so voller bedingungsloser Liebe, als wären sie schon ihr ganzes Leben zusammen. Das wirkt manchmal etwas überzogen, erzeugt aber auch ein fast greifbares Knistern zwischen den beiden. Besonders gut gefällt, dass Anna nicht auf den Mund gefallen ist und meist sagt, was sie denkt. Dadurch hat sie mit Jérôme eine ehrliche Beziehung ohne Geheimnisse oder Kompromisse. Die Beziehung der Jugendlichen zu ihren Eltern und Verwandten bleibt ein Randthema, das aber für die Geschichte ausreichend dargestellt wurde. Etwas gewöhnungsbedürftig ist, dass Anna ihre Eltern mit dem Vornamen anredet.

Sprachlich wechselt die Handlung zwischen der Ich-Erzählung von Anna und dem personalen Erzählstil aus der Sicht von Jérôme. Dadurch bekommt man einen guten Eindruck von den Gefühlen beider Hauptpersonen. Die Kapitel sind kurz, die Sprache selbst ist jugendlich einfach und wird sicherlich auch von jüngeren Lesern gut verstanden.

Mit fortschreitender Handlung entwickelt sich die Geschichte immer mehr zu einem Dorfkrimi. Jérôme werden Dinge vorgeworfen, die Anna nicht glauben will. Sie versucht auf eigene Faust, die Anschuldigungen zu entkräften und gerät dadurch auch selbst in Gefahr. Wegen des geringen Buchumfangs, lösen sich Verwirrungen jedoch relativ schnell auf und heikle Spannungssituationen gehen schnell vorüber. Im Rahmen der Geschichte fällt dies aber nicht negativ auf.

Persönliches Fazit
Die Liebesgeschichte von Anna und Jérôme hat mir sehr gut gefallen und mich öfter schmunzeln oder gerührt seufzen lassen. Alle anderen Elemente des Buches, wie eine moderate Spannung und das schöne Ende, haben auch dazu beigetragen, dass ich mich gut unterhalten gefühlt habe. Kleine inhaltliche Schwächen fallen für mich nicht so sehr ins Gewicht, dass der Plot darunter stark gelitten hätte. Vor allem jüngere, romantisch avancierte Leser werden an diesem Buch großen Gefallen finden.
Das Buch ist zudem ein optisches Highlight. Mit einem Einband im Scherenschnittdesign und Verzierungen am Anfang jedes Kapitels, ist es ein wunderschönes Geschenk. 4 Sterne!


Handlung: 3,5 / 5
Charaktere: 3,5 / 5
Lesespaß: 4 / 5
Preis/Leistung: 4 / 5