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Samstag, 10. September 2011

Review zu "Schattenblüte" von Nora Melling



Rowohlt Polaris (November 2010), Band 1,
Softcover, 352 Seiten,
14,95 € [D]


Eine Liebe, stärker als der Tod

Seit dem Tod ihres Bruders ist für Luisa nichts mehr, wie es war. Sie beschließt zu sterben. Aber kurz vor dem letzten Schritt hält jemand sie auf: Thursen nennt sich der Junge mit den ­geheimnisvollen Schattenaugen. Mit einer Gruppe ­Jugendlicher lebt er im Wald, und er spürt Luisas Schmerz. Die «Verborgenen» können ihre Gestalt ändern: Sie sind ­Werwölfe. Mit jeder Verwandlung wird Thursen mehr zum Tier - und die Erinnerungen an sein vorheriges Leben verblassen. Bald wird er ganz Wolf sein. Dann hat Luisa auch ihn verloren. Für ihre große Liebe ­würde sie alles tun. Doch reicht das, um Thursen zu retten?


Meine Meinung
Luisa hat einen schweren Schicksalsschlag erlitten. Vor ein paar Monaten ist ihr kleiner Bruder an Krebs gestorben. Doch anstatt die Sache richtig zu verarbeiten, brechen die Eltern danach alle Bande zur Heimatstadt Hamburg ab und ziehen mit Luisa nach Berlin.
Luisa kann der Trauer um ihren Bruder nicht entkommen. Das Verhältnis zu ihren Eltern ist sehr belastet und in ihrer neuen Schule fühlt sie sich als Außenseiterin. Sie sieht nur den eigenen Tod als Ausweg. Im letzten Moment wird sie von Thursen, einem geheimnisvollen Jungen gerettet. Schon bald kommt Luisa hinter das Geheimnis, das Thursen umgibt und verliebt sich in den Jungen. Doch selbst hier, scheint es das Schicksal mit den beiden nicht gut zu meinen und Luisa droht Thursen unweigerlich zu verlieren.

Schade, dass man schon am Klappentext erkennen kann, um war für Wesen es sich bei Thursen und den, im Wald lebenden, Jugendlichen handelt. Würde man es nicht wissen, hätte man vielleicht eine Ahnung, doch offensichtlich ist es am Anfang der Geschichte nicht. Wahrscheinlich ist das Verlagspolitik. Der Klappentext soll den vorwiegend weiblichen Lesern sofort das Trendthema Werwölfe näherbringen. Ich hätte mich gerne überraschen lassen.

Im Gegensatz zu vielen anderen Romantasy Geschichten, begegnen sich Luisa und Thursen auf den ersten Seiten des Buches. Es gibt kein langes Kennenlernen und kein ewiges Hin und Her. Thursen ist plötzlich da und rettet Luisa, bevor sie sich das Leben nehmen kann. Diese Tatsache war für mich sehr erfreulich, doch es dauerte trotzdem etwas, bis ich mich in die Geschichte eingelesen hatte. Das lag vor allem am Schreibstil.

Die Autorin schreibt anders. Nicht schlecht, aber ungewöhnlich. Kurze Präsens-Sätze wirken sehr hart und einprägsam und unterstützen die düstere Atmosphäre gleich zu Anfang der Geschichte. Manchmal hätte ich mir das ein oder andere Personalpronomen zusätzlich gewünscht, z.B. "Ich schaue mich um" statt "Schaue mich um" (nicht wörtlich aus dem Text). So wirkten einige Sätze etwas kühl und unnahbar.
Zudem war Luisa ein Mädchen, mit dem ich so meine Schwierigkeiten hatte. Ihr schwerer Schicksalsschlag war zwar für mich gut verständlich, ihr Charakter war mir aber zu depressiv. Dass sie ständig schlecht gelaunt und schnippisch war, machte sie nicht gerade zu meiner besten Freundin und im ersten Teil der Geschichte begann sie mich wirklich zu nerven.

Im Gegensatz dazu fand ich Thursen toll! Seine optische Beschreibung war so bildlich, dass ich ihn ständig vor Augen hatte. Außerdem mag ich sensible, etwas traurig wirkende Romanhelden sehr gerne. Er wirkt düster und sexy, so mag ich das. Zwischen ihm und Luisa entwickeln sich ein paar schöne romantische Szenen und Gesten, bei denen ich als Romantsy Fan wirklich gut bedient wurde. Thursen wirkt sehr authentisch aber auch verletzbar und hatte so von Anfang bis Ende meine vollsten Sympathien.
Frau Melling hat Thursen (und den Wölfen) ein Farbkonzept verpasst, von dem ich so noch nirgends gelesen habe. Das war ein großer Pluspunkt der Geschichte. Mit jeder Verwandlung zum Wolf verblassen nicht nur Thursens Erinnerungen sondern auch die Farben von seiner äußerlichen Erscheinung. Dieses Thema zieht sich durch die ganze Geschichte, ist sehr gut durchdacht und hat mich auch wirklich berührt.

Musste ich mich anfangs noch mit Schreibstil, Luisas Launen und einer düsteren Hoffnungslosigkeit abfinden, so wendete sich mein Leseverhalten schlagartig mit einem, in der Geschichte auftauchenden Zettel. Plötzlich gab es Hoffnung und die depressive Stimmung war wie weggeblasen. Ab hier packte mich "Schattenblüte" total. Die Geschichte ist alles andere als geradlinig. Man weiß nie, was als nächstes passiert. Eine ständig steigende Spannung und ein filmreifes Ende bescherten mir ein paar rasante und gefühlvolle Lesestunden.

"Schattenblüte: Die Verbogenen" hat es geschafft, mich sehr zu überraschen. War ich anfangs noch skeptisch, ob mir die Geschichte zusagt, habe ich das Buch mit einem guten Gefühl zugeklappt. Sogar für Luisa entwickelte ich zarte Sympathiebande. Die Geschichte könnte man als abgeschlossen betrachten, sie wird jedoch im Frühjahr 2012 mit "Schattenblüte: Die Wächter" fortgesetzt. Wir dürfen gespannt sein!

© Damaris Metzger, damarisliest.de