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Sonntag, 8. Januar 2012

Rezension zu "Godspeed: Die Reise beginnt" von Beth Revis



Verlag: Dressler (August 2011)
Originaltitel: Across The Universe
Übersetzer: Simone Wiemken
Reihe: Band 1/3, ab ca. 14-17 J.
Ausführung: Hardcover/SU, 448 S.
ISBN: 978-3791516769
19,95 € [D]

Genre: Science Fiction

© Cover- Klappentext und Zitatrechte: Dressler Verlag


Klappentext
Die 17-jährige Amy ist einer der eingefrorenen Passagiere an Bord der "Godspeed". Sie und ihre Eltern sollen am Ende der Reise zu einem neuen Planeten wieder erweckt werden – 300 Jahre in der Zukunft. Doch Amys Kühlkasten wird zu früh abgeschaltet. Wollte jemand sie ermorden? Gewaltsam ins Leben zurückgerissen, findet sie sich in einer fremden Welt wieder, in der alle Menschen einem tyrannischen Anführer folgen. Nur einer widersteht: der rebellische Junior, der sich fast magisch angezogen fühlt von Amy. Gemeinsam versuchen die beiden, den schrecklichen Geheimnissen der "Godspeed" auf die Spur zu kommen. Doch kann Amy Junior trauen?

Über die Autorin
Beth Revis, geboren in North Carolina/USA, schrieb schon in der Schule lieber Kurzgeschichten, statt dem Unterricht zu folgen. Diese Gewohnheit behielt sie auch an der Universität bei - aus ihren Kurzgeschichten waren mittlerweile halbe Romane geworden. Nach ihrem Abschluss in Englischer Literatur wurde Beth Revis Lehrerin. Da sie es auch weiterhin nicht lassen konnte, Geschichten zu schreiben, statt Essays zu korrigieren, hat sie sich mittlerweile ganz dem Schreiben gewidmet. "Godspeed: Die Reise beginnt" ist ihr Debütroman und der Auftakt einer Trilogie.

Rezension

Der erste Satz: "Lass Mom als Erste gehen", sagte Dad.

Auf der Erde, wie wir sie kennen, wurde die "Godspeed" entwickelt, ein Raumschiff, dass einige ausgewählte Passagiere zu einem fernen Planeten bringen soll. Diesen sollen sie erschließen und wie die Erde zu bewohnen. Da die Reise zu dem Planeten aber 300 Jahre dauern wird, werden wichtigen Personen, wie Militärspezialisten, Gentechniker und Wissenschaftler eingefroren, um sie bei der Ankunft wieder verfügbar zu machen. So auch Amy und ihre Eltern. Amy erfüllt zwar keine der besonderen Anforderungen, um eingefroren zu werden, da ihre Eltern aber wichtige Spezialisten sind, darf sie diese begleiten.
Amys Kühlkasten wird jedoch ca. 50 Jahre vor der eigentlichen Ankunft abgeschaltet. Sie wird aufgetaut. Wären diese Umstände nicht schon mysteriös genug, muss sie sich sich jetzt nicht nur mit den fremden Besatzungsmitgliedern auseinandersetzten, sondern auch den Gedanken ertragen, dass sie älter als ihre Eltern sein wird, wenn sie den Planeten erreichen. Außerdem wird das Schiff von einem alten Tyrannen angeführt, der Amy am liebsten wieder loswerden würde. Etwas Verständnis findet sie bei Junior, dem angehenden Anführer der Godspeed. Gleichzeitig ist sich Amy aber auch nicht sicher, ob sie ihm trauen kann.

Auf dem Schiff sind wir immer zusammen, und wegen dieser Nähe legen wir besonderen Wert auf unsere Privatsphäre und darauf, auch einmal allein zu sein. Aber bisher ist mir nie bewusst geworden, wie allein wir tatsächlich auf diesem Schiff sind. Es gibt niemanden außer uns. ... Wenn wir es nicht schaffen, wird niemand kommen, um uns zu retten. Wenn wir sterben, wird niemand da sein, der um uns trauert. - S. 377, Junior

Was für eine gruselige Vorstellung! Lebendig eingefroren zu werden, um nach 300 Jahren der Menschheit wieder zur Verfügung zu stehen. Nicht sicher, ob oder wie man diese Zeit in der Kälte überleben wird. Träumt man? Hat man das Gefühl zu schlafen? Oder spürt man einfach nichts?
Gleich am Anfang ihres Romans führt einem Beth Revis ein Szenario vor Augen, wie eine solche Situation aussehen könnte. Und ihre ist wahrlich nicht zimperlich! Amy hat die Wahl, ob sie sich ihren Eltern anschließen möchte oder bei ihren Verwandten auf der Erde weiterleben will. Sie bekommt die Prozedur des Einfrierens an ihren Eltern mit. Diese ist brutal und sehr schmerzhaft. Wenn Amy dann ihre Entscheidung trifft, wird mancher Leser mit Gewissheit feststellen: Ich wäre ganz sicher nicht auf diesem Raumschiff mitgeflogen!

Die verwendete Sprache lässt den Leser im Präsens/Gegenwart alles hautnah miterleben. Der Ich-Erzähler schwenkt konstant von Kapitel zu Kapitel zwischen Amy und Junior hin und her. Die Ausdrucksweise ist dabei so prägnant, dass einem nicht selten eine Gänsehaut den Rücken herunterläuft. Einfache und deutliche Sätze bringen jedes Gefühl klar beim Leser an. Teilweise werden Wörter oder Sätze noch zusätzlich durch eine besondere Schreibweise, wie untereinander oder nur ein Satz pro Seite, hervorgehoben. Das bewirkt nochmals eine zusätzliche Verdeutlichung von Situationen und beeinflusst die Geschichte positiv.

Amy und Junior sind authentische und überzeugende Charaktere. Amy, die, nachdem sie aufgetraut wurde, das Leben nur so kennt wie sie es von der Erde gewohnt ist. Dagegen steht Junior, der auf der Godspeed geboren wurde und nur das Leben kennt, das sich seit 250 Jahren und vielen Generationen auf dem Schiff entwickelt hat. Da prallen sprichwörtliche Welten aufeinander. Trotzdem haben beide Ansatzpunkte, die sie verbinden und zueinander hinziehen. Dass aber gerade auch Junior oft nicht aus seiner Haut kann (wie sollte er es auch anders wissen) wurde gut ausgearbeitet. Der Leser hat dafür sogar Verständnis.
Ebenfalls gut gefällt der Charakter des Ältesten, des tyrannischen Anführers der Godspeed. Mit Passion und fast schon Verzweiflung "führt" der die Besatzung, wie er es für richtig hält. Leider erscheint Harley, ein Freund von Junior, etwas blass. Auch der Doktor erschließt einem sich nicht komplett. Er wirkt zwar gruselig, im Grunde wie ein Mitläufer, doch kann man sich nie richtig sicher sein auf wessen Seite er eigentlich steht.

Die Geschichte ist komplett interessant und auch sehr beklemmend, das Setting ist großartig! Allein die Vorstellung auf einem Raumschiff jahrhundertelang im All zu treiben erfüllt so manchen Leser mit Schrecken. Abgesehen davon, dass nicht wirklich viele Menschen bereit wären, das Leben auf der Erde für einen fremden, unbekannten Planeten aufzugeben. "Godspeed: Die Reise beginnt" spielt zwar, bis auf die kurze Anfangssequenz, nur auf der Godspeed, ist aber so interessant gestaltet, dass absolut keine Langeweile aufkommt. Spannende Lesestunden werden garantiert sein.
Ein kleines Manko ist, dass gegen Ende alles etwas schnell und auch stellenweise zu einfach geht. Wer viele spannende Romane liest, hätte hier sicher noch etwas mehr ertragen können. Am Schluss liegen einige neue Herausforderungen vor den Protagonisten. Es gibt zwar keinen direkten Cliffhanger, aber es wird deutlich, dass das Buch der Anfang einer Trilogie ist. Dieser Anfang macht definitiv Lust auf die folgenden Teile. Es gibt auf der Godspeed sicher noch viel zu erzählen und zu erleben.

Persönliches Fazit
"Godspeed: Die Reise beginnt" hat auch mich mit auf eine spannende Reise genommen. Bis auf Sci-Fi Filme, lese ich eher selten klassische Science-Fiction. Abgesehen davon, dass ich nie in dieses Schiff eingestiegen wäre, war das Thema sehr gut umgesetzt. Gerade in der Form eines Jugendbuches gefiel mir die Thematik gut. Bei zwei, bzw. drei starken Hauptcharakteren fällt ein schwächerer Nebencharakter nicht sehr ins Gewicht. Ich habe definitiv Lust auf die Fortsetzungen und lasse mich gerne von der Godspeed auf die weitere Reise mitnehmen (aber bitte nur in Buchform!). 4 Sterne!

Handlung: 4 / 5
Charaktere: 4 / 5
Lesespaß: 4 / 5
Preis/Leistung: 4 / 5

© Damaris Metzger, damarisliest.de