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Dienstag, 31. Juli 2012

Rezension zu "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" von John Green



Verlag: Hanser (Juli 2012)
Originaltitel: The Fault in Our Stars
Übersetzer: Sophie Zeitz
Reihe: - , ab ca. 13-16 J.
Ausführung: Hardcover/SU, 288 S.
ISBN: 978-3446240094
16,90 € [D]

Genre: Jugendbuch


Inhalt/Verlagsinfo
"Krebsbücher sind doof", sagt die 16-jährige Hazel, die selbst Krebs hat. Sie will auf gar keinen Fall bemitleidet werden und kann mit Selbsthilfegruppen nichts anfangen. Bis sie in einer Gruppe auf den intelligenten, gut aussehenden und umwerfend schlagfertigen Gus trifft. Der geht offensiv mit seiner Krankheit um. Hazel und Gus diskutieren Bücher, hören Musik, sehen Filme und verlieben sich ineinander - trotz ihrer Handicaps und Unerfahrenheit. Gus macht Hazels großen Traum wahr: Gemeinsam fliegen sie nach Amsterdam, um dort Peter Van Houten zu treffen, den Autor von Hazels absolutem Lieblingsbuch. Ein tiefgründiges, emotionales und zugleich freches Jugendbuch über Krankheit, Liebe und Tod. (Text- und Bildquelle: Carl Hanser Verlag)

Über den Autor
John Green, 1979 geboren, erlangte bereits mit seinem Debüt "Eine wie Alaska" (2007) Kultstatus unter jugendlichen Lesern. Das Buch wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. war es gleich zweifach für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Auch seine Jugendromane "Die erste Liebe - nach 19 vergeblichen Versuchen" (2008) und "Margos Spuren" (2010), ebenfalls nominiert und ausgezeichnet mit der Corine, fanden ein großes Echo beim Publikum und in der Presse. Der Autor wird inzwischen mit Philip Roth und John Updike verglichen. "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" war in den USA schon vor dem Erscheinen ein Bestseller. Der Autor lebt mir seiner Frau und seinem kleinen Sohn in Indianapolis.

Rezension

Der erste Satz: Im Winter meines sechzehnten Lebensjahrs kam meine Mutter zu dem Schluss, dass ich Depressionen hatte, wahrscheinlich, weil ich kaum das Haus verließ, viel Zeit im Bett verbrachte, immer wieder dasselbe Buch las, wenig aß und einen großen Teil meiner reichlichen Zeit damit verbrachte, über den Tod nachzudenken.

Hazel Grace Lancaster, 16 Jahre alt, hat Krebs im Stadium Stufe IV. Eine Heilungschance gibt es nicht. Ihre Lunge arbeitet nicht mehr richtig, weswegen ihr ständig über einen Schlauch Sauerstoff zugefügt werden muss. Im Moment hat ein neues Medikament das Wachstum der Metastasen gestoppt. Hazel weiß aber, dass sie nicht alt werden wird und ihr durch dieses Medikament nur etwas mehr Zeit geschenkt wird.
In einer Selbsthilfegruppe lernt sie den charismatischen Augustus Waters kennen. Aus flirtender Freundschaft wird bald mehr. Doch wie geht man damit um, wenn man weiß, dass man - hart gesagt - nur eine Zeitbombe ist? Will man eine Beziehung führen, wenn man den Freund unweigerlich verletzen wird, weil das Schicksal einem keine lange Lebenszeit mehr schenkt?

(Isaac) "Ich glaube an die wahre Liebe, verstehst du? Ich glaube nicht, dass jeder das Recht hat, seine Augen zu behalten oder gesund zu bleiben oder so was, aber jeder sollte die wahre Liebe erleben, und die sollte mindestens so lange dauern wie dein Leben." S. 73

Seine Charaktere kann ein Autor formen wie es ihm beliebt. Einigen gelingt das ganz prima. Wir schließen die (erfundenen) Personen, die der Autor in seiner Geschichte mitspielen lässt, sofort ins Herz. Andere hingegen sind nach dem Lesen auch schnell wieder vergessen. Zu flach erscheint der Charakter, zu unpersönlich, um sich nochmals mit ihm auseinanderzusetzten.
Die (erfundenen!) Charaktere, die John Green in "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" auf gerade mal 288 Seiten erschafft, sind bemerkenswert. Hazel und Augustus sind wunderbar! Leser werden sich wohl immer an sie erinnern. Und das nicht nur, weil man das Buch nach dem Lesen hüten wird wie einen Schatz - versprochen!

Hazel Grace, wie Augustus immer so liebevoll betont, ist einzigartig. Die Ich-Erzählerin lässt den Leser sehr persönlich an diesem schwierigen Lebensabschnitt teilhaben. Dabei zeigt sie ganz offen ihre, teils negativen, Gefühle und Ängste. Sie schauspielert dem Leser nichts vor. Bemerkenswert ist, dass sie, bei all dem Leid, einen guten Sinn für (schwarzen) Humor nicht verloren hat. Dieser wirkt aber nie gekünstelt und aufgesetzt, sondern ganz natürlich. Was sie sagt passt immer, ohne zu verletzten. Sie ist ein sehr sorgender, liebevoller Mensch, und das trotz eigener Krebserkrankung. Und so könnte ein Zitat von Augustus' für Hazel nicht passender sein : "Sie ist lustig, ohne je gemein zu sein. Ich liebe sie." (Seite wird nicht verraten).
Augustus und Hazel sind gar nicht so verschieden. Er ist ein sehr cooler Typ und umgarnt Hazel gerne mir charmanten Flirtsprüchen. Seit ihm, ebenfalls wegen einer früheren Krebserkrankung, ein halben Bein entfernt wurde, kann er nicht mehr Basketball spielen. Seine Lebensfreude hat er sich aber erhalten und ist durch seine charismatische Art seinen Freunden und Hazel eine ganz besondere Stütze. Einblick in seine tieferen Gefühle erhält man während der Geschichte. Augustus ist grandios!

Der Plot ist sehr einfach gehalten, man liest die Geschichte darum auch schnell und aufmerksam. Die verwendete Sprache darf stellenweise ruhig als anspruchsvoll bezeichnet werden. Sie erinnert in einigen Szenen durchaus an Hochliteratur. Das wird vor allem dann deutlich, wenn Hazel und Augustus über Lebens- und Sterbensfragen philosophieren oder der Schriftsteller von Hazels Lieblingsbuch zu Wort kommt. Es kann sein, dass man bei einigen Sätzen kurz innehalten muss, um sie auf sich wirken zu lassen. Und sie verfehlen ihre Wirkung nie!
Die Thematik einer Krebserkrankung so darzustellen, wie es Green hier gelungen ist, ist ein Meisterwerk. Einfühlsam und liebevoll, aber ohne beschönigte Tatsachen. Einige Szenen im Buch sind sehr anschaulich und machen das Herz schwer. Und es kommt der Punkt, an dem man hin- und hergerissen ist, zwischen dem Wunsch weiterzulesen und dem Gedanken, ob man das Gelesene noch ertragen kann. Die Seele leidet mit den Protagonisten und es werden definitiv Tränen fließen!

Eine unerwartete Wendung in der Geschichte, lässt einen die Gedanken neu sortieren. Und es ist immer wieder erstaunlich, das man zwischen allem Schmerz und allen Tränen fast in jedem Kapitel schmunzeln und lachen darf. Genau das macht "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" so besonders. Es ist ernst und traurig, gleichzeitig aber lustig und hoffnungsvoll, ohne sich aufzudrängen. Jeder sollte es lesen!




Persönliches Fazit
Der Originaltitel des Buches "The Fault in Our Stars" stammt ursprünglich von Shakespeare: "Nicht durch die Schuld der Sterne, lieber Brutus, / Durch eigne Schuld nur sind wir Schwächlinge..." (S. 106). Aber das Schicksal ist ein mieser Verräter, und gerade deshalb waren für mich Hazels und Augustus' Gedanken auch so einzigartig. Ich bin tief beeindruckt und gleichzeitig emotional erschüttert.
Das Buch ist zauberhaft gut! Eine Krebserkrankung ist nicht gut sondern tragisch. Aber so, wie John Green die Thematik in seinem Roman darstellt, ist das Buch trotzdem SCHÖN: Einfühlsam SCHÖN, traurig SCHÖN, humorvoll SCHÖN, hoffnungsvoll SCHÖN, zum Heulen SCHÖN, .... Wie könnte ich hier weniger als 5 Sterne geben?!


Handlung: 5 / 5
Charaktere: 5 / 5
Gefühl: 5 / 5
Preis/Leistung: 5 / 5

© Damaris Metzger, www.damarisliest.de


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