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Montag, 28. Januar 2013

Rezension zu "Kyria & Reb: Die Rückkehr" von Andrea Schacht



Verlag: Egmont INK (Januar 2013)
Originaltitel: -
Übersetzer: -
Reihe: 2/2, ab ca. 12-15 J.
Ausführung: Hardcover/SU, 384 S.
ISBN: 978-3863960384
17,99 € [D]

Genre: Dystopie

© Cover- und Zitatrechte: Egmont INK Verlag


Das Thema
Überstürzt muss Kyria das Reservat verlassen, weil sie beschuldigt wird, im Auftrag ihrer Mutter, einen Sabotageanschlag verübt zu haben. Eigentlich wollte sie mit Reb zusammen nach NuYu (New Europe) zurückkehren, um gemeinsam den Mord an ihrem Vater aufzudecken. Doch Reb ist gerade auf dem Weg nach Irland. Dort kauft er Pferde für die Zucht seines Vaters und weiß nichts von Kyrias hastigem Aufbruch. Kyria hofft, dass Reb später nachkommt und möchte währenddessen selbst nach den Mördern ihres Vaters suchen. Doch während ihrer Abwesenheit hat sich in NuYu viel verändert. Die politische Situation hat sich zugespitzt, und Kyrias Mutter, eine der Präsidentschaftskandidatinnen, sieht Kyrias Anschuldigungen kritisch. Weil ein Leben bei ihrer Mutter für Kyria zu gefährlich ist, muss sie in NuYu als normale Bürgerin untertauchen und sich als Bäckereiverkäuferin ausgeben. Dann kommt Reb nach NuYu, und seine Pläne sehen ganz anders aus als er Kyria im Reservat seine Hilfe versprochen hatte.

Die Rezension

Der Anfang: Der glutrote Ball der Sonne war schon im Meer versunken, noch leuchtete am Horizont ein Wolkenband in ihrem Widerschein.

Bei Fortsetzungsgeschichten ist das ja immer so eine Sache, auch bei denen, die man im Vorgängerband großartig fand. Denn es ist nicht immer leicht, den Fluss der Geschichte wieder aufzunehmen, wenn zwischen den Erscheinungsterminen etwa ein Jahr liegt. Kyria & Reb sind zurück! Die Vorfreude auf das wortbissig-romantische und zugleich humorvolle Paar ist ungebrochen. Und hier wird dem Leser der Einstieg in die Fortsetzung der Geschichte durchaus leicht gemacht. Fast alle Personen im kurzen Dramatis Personae-Verzeichnis am Anfang sind einem bekannt (die Rezensentin zwinkerte freudig überrascht, als sie den Namen einer ganz besonderen Katze, ne - Schnuppel - las, doch dazu später mehr **). Außerdem gibt es eine Zusammenfassung von der Welt von NuYu (in die man sich im ersten Band anfangs etwas einlesen musste), sowie ein Kurzkapitel "Was bisher geschah". Wunderbar! So wünscht man sich das bei einem Nachfolgeroman.

Die Geschichte von "Die Rückkehr" setzt dann auch genau dort an, wo der Vorgängerband "Bis ans Ende der Welt" aufhörte. Damals stieg Kyria im Reservat in ein Boot um nach NuYu zurückzukehren, hier steigt sie jetzt, in NuYu angekommen, wieder aus. Leser, die beide Bänder hintereinander lesen, haben somit nicht die winzigste Unterbrechung.
Zunächst agieren Kyria und Reb in der Geschichte getrennt voneinander, da Kyria überstürzt aus dem Reservat fliehen musste, während Reb einen Auftrag für seinen Vater erledigt. Damit es einem dabei nicht "langweilig" wird (bzw. man anfängt den liebgewonnenen Rebellen Reb zu vermissen!), fügt die Autorin, zusätzlich zur Ich-Erzählerin Kyria, Kapitel mit Rebs Sicht der Dinge dazwischen (personaler Erzählstil). Das ist gut durchdacht, unterscheidet sich zum ersten Band und bringt frischen Wind/Gedanken in die Geschichte.

Leise sagte ich: "Reb, du musst gehen. Die halbe Stunde ist schon lange vorbei. Du musst gehen und siegen und dir einen Namen verdienen. Rebell Reb oder sonst etwas Martialisches. Und dann kommst du zurück." - Kyria, S. 144

Kyria ist eine sehr toughe Protagonistin, die sich nicht unterkriegen lässt, auch dann nicht, wenn die Umstände in ihrer Heimat NuYu anders sind, als sie es bei ihrer Rückkehr erwartet hatte. Wegen politischen Spannungen, in die ihre Mutter involviert ist, muss Kyria ein Leben unter ihrem Stand führen. Dabei bleibt sie immer souverän, wortgewandt und liebenswert. Trotzdem vermisst sie Reb, wirkt manchmal traurig und verletzlich - und das spürt der Leser auch.
Reb, der Kyria eigentlich nach NuYu begleiten wollte, sobald er für seinen Vater Pferde gekauft hat, hat mit seinen ganz eigenen Dämonen zu kämpfen. Eigentlich hatte er Kyria seine Hilfe versprochen, zugleich nagt aber der Wunsch in ihm ein berühmter Wagenlenker zu werden und für das Gestüt seines Vaters Rennen zu fahren. Darum redet er sich selbst des Öfteren (erfolglos) ein, dass seine Gefühle für Kyria nicht mehr bedeuten als seine unzähligen Liebeleien vorher. Er hat einige Gedanken, die man nach dem herzigen letzten Drittel in Band 1 gar nicht von ihm erwartet hätte. Reb bleibt total Reb - eine sehr harte, wortkarge Schale mit einem liebevollen, weichen Inneren.

"Ja, anstrengend ist er. So hart und rau nach außen. Und so leicht zu verletzen. Er zieht sich immer zurück, wenn er man etwas zu viel Gefühl gezeigt hat. Ich glaube, er hat immer noch Angst, wieder verlassen zu werden, weißt du." - Kyria, S. 209

Richtig fetzig und lustig wird es, wenn Kyria und Reb wieder aufeinandertreffen. Lautes Lachen oder Dauergrinsen ist vorprogrammiert, sobald die Beiden sich auf altbekannte Art streiten, sich sticheln und necken. Alte Wortspiele, sowie der Humor aus Band 1, werden aufgegriffen ("Willnich und Kannich", nur um eines zu nennen) und sind so herrlich trocken und witzig, dass Fans des ungleichen Pärchens voll auf ihre Kosten kommen. Neben allem Humor bleibt auch noch genug Raum für Romantik.
Andrea Schachts Schreibstil ist sehr ungewöhnlich, trocken und teils abgehackt. Ebenso die verwendeten Namen und Bezeichnungen. Vieles besitzt einen unterschwelligen Humor, auf den man sich aber einlassen und ihn zwischen den Zeilen suchen muss. Hier bleibt sie ihrer Linie innerhalb der Kyria & Reb-Geschichte absolut treu. Wer diese Art des Stils einmal für sich entdeckt hat, wird ihn lieben.

War der erste Band noch relativ einfach in Handlung und Geschichte, muss man bei "Die Rückkehr" schon konzentrierter am Ball bleiben, um das Gewirr aus politischen Verschwörungen zu durchschauen. Auch einige Beziehungen verändern sich grundlegend, z.B. die zwischen Kyria und ihrer Mutter. Der Roman startet eher gemächlich, wird dann aber so kontrastreich und spannend, dass er am Ende fast schon etwas episch wirkt. Die Geschichte über Kyria und Reb ist mit "Die Rückkehr" abgeschlossen. Die Reihe ist also eine der wenigen Dilogien (Zweiteiler) auf dem Jugendbuchmarkt.

"Leben ist zäh." (Kyria) "Und jetzt ist es besser." (Reb) - S. 240

** Wahrscheinlich mehr für sich selbst als für die Leser, bringt die Autorin einen (mehr oder weniger) bekannten Charakter, aus einem ihrer anderen Bücher, in der Geschichte unter. Die Katze Schnuppel ähnelt ihn ihrem Verhalten und Vorlieben doch sehr der Katze Che-Nupet aus "Jägermond: Im Reich der Katzenkönigin". Natürlich wird dieses Buch nicht allen Lesern von "Die Rückkehr" bekannt sein, und das ist für die Geschichte auch gar nicht nötig. Wem dieser Umstand aber auffällt, der freut sich umso mehr.

Das persönliche Fazit
Meine Güte, ich liebe den Stil von Kyria & Reb - total! War ich bei "Bis ans Ende der Welt" anfangs noch kritisch, begeisterte mich das Buch am Ende komplett. "Die Rückkehr" schließt hier nahtlos an, genau wie die Handlung der Geschichte. Der trockene, teils bissige Humor sagt mit einfach zu und passt perfekt zu den beiden Charakteren Kyria und Reb. Dieser zweite Teil ist etwas anspruchsvoller, mehr politisch, und die Handlung geht in eine andere Richtung als erwartet. Beide Hauptprotagonisten haben mich komplett für sich eingenommen. Doch auch hier ist es Reb, den ich als ganz besonderen Charakter empfinde. Ich habe ihn, auch ohne viele Worte, sehr ins Herz geschlossen. Am Ende war ich nach einem genialen Leseerlebnis mehr als zufrieden. Und trotzdem: Willnich, dass es zu Ende ist. Kannich wahr sein! 5 zurückkehrende Sterne!
Handlung: 4 / 5
Charaktere: 4,5 / 5
Lesespaß: 5 / 5
Preis/Leistung: 4,5 / 5

© Damaris Metzger, damarisliest.de



Die Kyria & Reb-Dilogie

Teil 2: "Die Rückkehr"