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Donnerstag, 19. September 2013

Rezension zu "Ashes: Pechschwarzer Mond" von Ilsa J. Bick



Verlag: INK (September 2013)
Originaltitel: Monsters
Übersetzer: Kollektiv Druck-Reif
Reihe: Band 4/4, ab ca. 14-17 J.
Ausführung: Hardcover/SU, 448 S.
ISBN: 978-863960636
17,99 € [D]

Genre: Endzeitroman

© Cover- und Zitatrechte: Egmont INK Verlag


Das Thema
Alex wird immer deutlicher klar was mit ihr, in ihrem Kopf, los ist. Das ändert aber nichts daran, dass sie überleben will und Tom vermisst. Wolf ist ihr auch wichtig, was sie genau für ihn empfindet kann sie nicht definieren. Als sie von Wolf und seiner Bande Veränderte getrennt wird, bleibt ihr nichts anderes übrig, als sich auf den Weg zurück nach Rule zu machen.
Auch der skrupellose Finn ist mit seinen mutierten Menschenfressern auf dem Weg nach Rule. Er hat es auf die überlebenden Kinder abgesehen. Sein Weg ist geprägt von Tod und Qual. Aber wie schafft er es, die Veränderten zu kontrollieren, wo sie sich doch generell auf jeden stürzen, der ihnen über den Weg läuft? Der Schüssel scheint ausgerechnet Alex zu sein. Doch ist es möglich, dass ein Zusammentreffen im verhassten Rule zu etwas Gutem führen kann?

Die Rezension

Der Anfang: Sein Verstand setzte fast aus.

Für die Ashes-Reihe hat sich der deutsche Verlag etwas Besonderes einfallen lassen. Aus der englischen Trilogie wurde bei uns eine Tetralogie, also eine vierteilige Reihe. Eine gute Idee, zumal der letzte Band im Original schon sehr umfangreich war und die deutsche Übersetzung dies nochmals übertroffen hätte. Aller Kritik zum Trotz, kommen die deutschen Leser in den Genuss, ein wunderschönes Buch mehr im Regal zu haben. Denn eines ist sicher - diese Reihe lässt so schnell nicht mehr los. Am Ende mag man sich kaum von ihr trennen.
Der Vorgängerband "Ruhelose Seelen" endete abrupt, d.h. mitten in einer spannenden Schlüsselszene. Eigentlich ein Umstand zum Haare raufen, aber diesmal gar nicht so schlimm, weil der vierte und letzte Band der Ashes-Reihe nur einen Monat später auf den Markt kam.

Wolf lag etwas an ihr. Das merkte sie nicht nur an seinem Verhalten, sondern auch an seinem Geruch.
[...] Eine Träne lief ihr über die Wange, und ihre Brust fühlte sich seltsam hohl an. Schön, in Ordnung, sie war also böse, hatte womöglich eine Gehirnwäsche verpasst bekommen, und Liebe war das ja nun eindeutig nicht ... oder doch? Nein, natürlich nicht, aber er war ihr eben nicht egal, okay? Oh Mann.
- Alex, S. 137

Auch in "Pechschwarzer Mond" wird die Geschichte aus der Sicht mehrerer (vieler!) Personen erzählt. Immer im personalen Stil und im Präteritum. Logisch, könnte man jetzt denken, schließlich war das beim Vorgängerband auch schon so und die Bücher sind ja eigentlich als eines zu sehen. Auffällig ist dabei aber, dass die Autorin hier keinem bestimmten Schema folgt. Wurde beispielsweise die Geschichte zuvor noch häufig von Greg erzählt, bekommt er hier keinen einzigen Part aus seiner Sicht. Dafür kann es sein, dass zwischendurch nur ein einziges Kapitel aus der Sicht einer anderen Person geschrieben ist, die zuvor noch überhaupt nicht zu Wort kam. Klingt kompliziert, ist es aber gar nicht. Im Gegenteil, das ist höchste Erzählkunst! Ist man im Lesefluss, hat man immer das Gefühl alle Vorgänge perfekt zu überblicken. Alle Hauptpersonen, z.B. Alex, haben nach wie vor viele Kapitel aus ihrer Sichtweise.

Durch die vielen, oft sehr kurzen, Kapitel (57 auf 450 Seiten!) ist das Erzähltempo hoch, die Handlung bis an die Schmerzgrenze spannend. Angetrieben wird man zusätzlich durch böse Cliffhanger am Ende der Kapitel. Natürlich wird danach meist die Sichtweise gewechselt und man verzweifelt fast, weil man SOFORT den Weitergang genau dieser Szene lesen möchte. Trotzdem ist jede einzelne Sichtweise so interessant, dass man sich keine Sekunde langweilt. Im Gegenteil, man findet an jedem Charakter etwas total besonderes.
Nach wie vor ist die Handlung äußerst brutal, grausam und blutig. Sehr gewalttätig an Erwachsenen, Kindern und Tieren. Dieser Umstand ist unumstößlich. Interessierte Leser sollten sich vor dem Lesen Gedanken machen, ob sie härteste Gewalt und grausige Beschreibungen in Büchern aushalten. Die Reihe wird das krasseste sein, was man in diesem Genre bis dato gelesen hat.

Roter Nebel verfinsterte sein Blickfeld. Nein, schlimmer konnte es nicht mehr werden. Es gab keine Hölle im Jenseits, vor der man Angst haben musste. Sie steckten jetzt schon mittendrin. - Tom, S. 377

Ilsa J. Bick ist in keinem ihrer Ashes-Bücher eine Autorin, die dem Leser Hintergrundwissen, Informationen oder Lösungen auf dem Silbertablett präsentiert. Auch nicht in diesem letzten Band "Pechschwarzer Mond". Doch das ist für die Geschichte auch nicht wichtig. Wichtig ist, was man daraus macht und wie man Dinge wahrnimmt. Viele Informationen muss man sich "erarbeiten", zusammenreimen oder auch mal zwischen den Zeilen lesen. Ein Satz, z.B. aus Alex' Mund, kann dazu führen, dass man versteht oder sich weiterhin Gedanken macht.
Jeder Leser wird sich unweigerlich gefragt haben, wie und ob diese Reihe überhaupt zu einem guten Ende gebracht werden kann. Sie kann! Am Ende laufen alle Fäden und Stränge zusammen und es wird nochmals richtig krass. Der eigentliche Schluss ist perfekt. Jedes weitere Wort würde hier zu viel verraten, aber es ist bei Weitem kein Standardschluss. Und wieder bleibt viel Raum, sich am Ende seine eigenen Gedanken zu machen.

Das persönliche Fazit
Ich bin von der Ashes-Reihe absolut begeistert. Ja, sie ist fies. Und ja, sie ist für dieses Genre grenzwertig brutal, so sehr, dass ich teils wirklich entsetzt war. Nach Band 1 würde man nie annehmen, wie krass sich diese Reihe entwickelt. Und dennoch gehören die Bücher, samt Stil, zu den besten und spannendsten Erzählungen ever! Dass mich "Pechschwarzer Mond" so zufrieden entlassen würde, hätte ich anfangs gar nicht vermutet. Die Autorin scheint alles richtig gemacht zu haben, wenn sie es schafft, mich bei DIESER Geschichte am Ende zu Tränen zu rühren. Ich habe die Charaktere so hautnah begleitet, dass ich sie nun kaum ins Regal stellen mag. Es fällt schwer sich zu lösen. Ein Wahnsinnsbuch - durch und durch! 5 pechschwarze Sterne.

Sie seufzte lang und tief. "Das Leben", sagte sie [...], "ist nun mal kein Zuckerschlecken."
- Alex, S. 141


Aufmachung: 4 / 5
Handlung: 4,5 / 5
Charaktere: 5 / 5
Lesespaß: (5) / 5
Preis/Leistung: 4,5 / 5

© Damaris Metzger, damarisliest.de



Reiheninfo Ashes-Tetralogie:

4. Ashes: Pechschwarzer Mond