Egmont INK (September 2014),
Klappenbroschur, 352 Seiten,
14,99 € [D]
Klappenbroschur, 352 Seiten,
14,99 € [D]
Es gibt Geschichten, in denen das Mädchen seinen Prinzen findet, und sie lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende. So eine Geschichte ist das hier nicht. Jenna Lords Leben verlief bisher nicht gerade wie im Märchen. Ihr Vater ist ein kontrollbesessener Neurotiker und ihre Mutter Alkoholikerin. Früher war ihr älterer Bruder ihr einziger Halt, doch jetzt ist er im Irak stationiert. Und vor einigen Jahren wäre Jenna beinah bei einem Hausbrand ums Leben gekommen. Es gibt Geschichten, in denen das Monster das Mädchen umbringt und alle um das unschuldige Opfer trauern. So eine Geschichte ist das hier auch nicht. Mitch Anderson hat viele Qualitäten: Er ist ein engagierter Lehrer und Lauftrainer. Ein liebevoller Ehemann. Ein Mann mit einer ziemlichen … Anziehungskraft. Und dann gibt es noch die Geschichten, bei denen man schwer sagen kann, wer der Prinz und wer das Monster ist, wer das Opfer und wer es verdient, bis an sein Lebensende glücklich und zufrieden zu leben. Diese Geschichten sind die besten. (Cover-, Text- und Zitatquelle: Egmont INK Verlag)
Ich soll also die Wahrheit sagen.
Die Wahrheit ist ... mir ist so schrecklich kalt. Eigentlich müsste ich tot sein. Vielleicht bin ich das ja auch.
Das wäre auch nicht so schlimm. - S. 10
5 zusammenfassende Sätze/Punkte zum Buch
- Viele Leser werden die Autorin Ilsa J. Bick von ihrer Ashes-Reihe kennen. Wer beim Einzelband "Atemnot" aber eine ähnliches Romanschema erwartet, täuscht sich. Hier geht es nicht um eine fiktive Endzeitgeschichte oder veränderte, zombieartige Jugendliche. "Atemnot" ist ein zeitgenössischer Roman, gleichzeitig eine echte Tragödie mit Krimi-Elementen.
- Bei Hauptprotagonistin Jenna scheint alles schief zu laufen, was möglich ist. Ihr Leben geht den Bach runter. Sie muss gegen ihren Willen eine neue Schule besuchen. Mit ihren Eltern hat sie große Probleme. Sie ist eine Einzelgängerin und ihren zudringlichen Großvater musste sie schon als kleines Kind ertragen. Bei einem Brand wäre Jenna fast gestorben, ihre Hautoberfläche ist seitdem vernarbt. Jenna ritzt sich, um ihrem Seelenschmerz Ausdruck zu verleihen und ist deshalb in psychologischer Behandlung. Der einzige Mensch, dem sie sich anvertrauten will, ihr Bruder, ist im Irak stationiert.
- Mitten in diesem Schlamassel-Leben lernt Jenna ihren Chemielehrer Hr. Anderson kennen. Von ihm fühlt sie sich verstanden und wertgeschätzt. Gedanklich wird er schon bald mehr, als ihr Lehrer. Und auch Hr. Anderson investiert viel mehr Zeit und Hilfe in die 16-Jährige, als er als Pädagoge müsste. Ein gefährliches Spiel beginnt.
- Jenna erzählt dem Leser (bzw. einem Polizisten) ihre ganze Geschichte über ein Tonbandgerät. Ihre Gedanken kommen sehr direkt und ungefiltert beim Leser an. Am Anfang der Geschichte passiert ein Unglück, dass man aber noch nicht recht benennen kann. Jenna soll nun dem Polizisten die Wahrheit erzählen, von Beginn an.
- In "Atemnot" passieren ganz klar Dinge, die in unserer Gesellschaft als falsch und verboten gelten. Trotzdem wollte die Autorin hier nicht die Geschichte vom klischeehaften Opfer und Verbrecher erzählen. Diese Schwierigkeit hat sie exzellent gemeistert. Solche Bücher gibt es selten, weil, gerade im Jugendbuch, ein eindeutiges Gut und Böse bevorzugt wird. Im Buch gibt es kein Schwarz und Weiß, und es gelingt der Autorin tatsächlich, dass man Verständnis für Handlungen aufbringt, die man in der Regel komplett ablehnt. Der Roman vereinnahmt sehr und wirkt noch lange Zeit nach dem Lesen.
5 Adjektive, die mir spontan zum Buch einfallen
ungeschönt, hart, schmerzvoll, direkt und provokant
Zusammengefasst vom Fazitbär:
Der Titel "Atemnot" beschreibt das Buch ebensogut wie der englische Originaltitel "Drowning Instinct". Man fühlt so stark mit Jenna (egal, ob sie einem sympathisch ist oder nicht), dass oft das Gefühl vorherrscht, nicht genügend Luft zu bekommen. Gleichzeitig rast man atemlos durch die Seiten, weil man wissen möchte, wohin Jennas Geschichte führt und was am Ende, bzw. gleich am Anfang, vorgefallen ist. Das Buch liest sich sehr schnell und spannend. In ein Schwarz-Weiß-Schema lässt es sich nicht pressen.
© Damaris liest.