Das Thema
Simon Snow ist der mächtigste Zauberer, den die Welt der Magie je hervorgebracht hat. Wäre da nur nicht die Tatsache, dass Simon völlig unfähig ist, seine magischen Kräfte zu steuern. Aber dafür ist ja Watford da, das Zaubererinternat. Für Simons Zimmergenossen Baz - Vampir aus angesehener Familie und Simon in freundlichem Hass zugetan - ist er, der Auserwählte, eine wahre Fehlbesetzung. Am liebsten würde Baz den Magie sprühenden Simon mit seinen spitzen Zähnen ein für alle Mal erledigen. Doch dazu kommt es nicht, vorerst zumindest. Denn die verfeindeten Jungs tun sich zusammen, um gemeinsam mit ihrer blitzgescheiten Schulkameradin Penelope den Mord an Baz' Mutter aufzuklären. Für Simon beginnt eine Achterbahn der Gefühle. Und die Welt der Zauberer steht fortan nicht nur in Liebesdingen kopf.
© Klappentext-, Cover- und Zitatrechte: dtv Verlagsgesellschaft
Als ich in diesem Sarg lag, kam ich dem Tod noch näher.
Ich ließ ihn an mich heran.
Nur, um nicht den Verstand zu verlieren. Nur, um es durchzustehen.
Und als ich merkte, dass ich mich zu weit entferne, hielt ich mich an dem fest, dessen ich mir immer sicher war –
Blaue Augen.
Bronzefarbene Locken.
Die Tatsache, dass Simon Snow der mächtigste lebende Zauberer ist. Dass ihn nichts verletzten kann, nicht einmal ich.
Dass Simon Snow lebendig ist.
Und ich hoffnungslos verliebt in ihn bin. - S. 178
Das Leseerlebnis
Die Geschichte von Simon Snow stammt indirekt aus dem Roman "Fangirl". Obwohl man keines der Bücher gelesen habe muss, um das andere zu verstehen, wird der junge Zauberer Simon in "Fangirl" thematisiert, als Fanfiction. Diese Nebenstory hat die Autorin nicht losgelassen, und so bekam Simon seine eigene Geschichte. Näher muss man das auch gar nicht thematisieren, denn "Aufstieg und Fall des außerordentlichen Simon Snow" ist für sich alleine großartig. Zum Glück durfte ich ein Buch wie dieses lesen, das es ohne einen anderen Roman wohl nicht gegeben hätte. Und dabei empfand ich gar nicht von Anfang an so. Das Buch legte für mich eine Transformation hin - von naja zu mega!
Anfangs war das Buch für mich tatsächlich so, als würde man bei der Harry Potter-Reihe mit Teil 6 oder Teil 7 beginnen. Die Geschichte von Simon Snow beginnt mit seinem letzten Schuljahr an einer Magier-Schule (ja, hier ist tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit zu Harry Potter vorhanden - bitte davon NICHT abschrecken lassen!). Und hier läuft einfach viel nach dem Prinzip des Erklärens, nicht des Erlebens. Viele Erlebnisse von Simon und Freunden/Feinden aus den vergangenen Schuljahren werden erzählt und erklärt, aber ich erlebte sie nicht mit. Die Charaktere waren für mich neutral. Simon selbst war mir weder sehr sympathisch, noch wurde mir klar, warum er als DER Auserwählte propagiert wurde. Er wirkte eher flapsig und unsicher, da er seine Magie überhaupt nicht beherrscht. Und als er dann einem bösen Kobold ganz lapidar den Kopf runterhaute, konnte dies für mich seine Gefährlichkeit/Macht auch nicht unterstreichen.
Doch genug gemäkelt, denn abgesehen davon hatte die Geschichte etwas an sich, das mich weiterlesen ließ ...
... bis dann etwa bei Seite 150 Baz auf der Bildfläche erscheint, Simons vampirischer Mitbewohner und Erzfeind. Und plötzlich ging es mit der Geschichte steil bergauf. Die Anspannung zwischen den Jungs ist greifbar. Baz ist unzulänglich, sehr zynisch und (scheinbar) abgebrüht. Simon ist von Baz' Gegenwart fasziniert, aber gehemmt. Er rechnet immer mit dem Schlimmsten oder einem Angriff des Vampirs. Die Situation zwischen den beiden ändert sich, als Simon eine Nachricht bekommt, die eigentlich für Baz bestimmt war. Es folgt ein Bündnis, das es in sich hat, ein wackeliger Waffenstillstand, der geprägt ist von enormer Spannung, humorvollen Wortgefechten und prickelnder, unverkitschter Romantik.
"Simon Snow" ist genial geschrieben, manchmal so, dass man Gänsehaut bekommt oder einem bestimmte Szenen sehr deutliche zu Herzen gehen. Die Geschichte stellt Menschen nicht nur perfekt dar, sondern auch mal fehlbar. Das war überraschend ehrlich für mich. Überrascht hat mich dann auch so manche Wendung, die ganze Auslegung, vor allem aber WIE cool-liebevoll die Geschichte schlussendlich war. Am Ende war ich einfach nur glücklich damit. Trotzdem, "Simon Snow" hätte sich liebend gerne über mehrere Bände erstrecken dürfen.
Das Fazit
"Aufstieg und Fall des außerordentlichen Simon Snow" hat definitiv seine Stacheln und hat mich damit zu Beginn auch sehr gepiesackt (nein, ganz so schlimm war es nicht, aber mein Gefühl war so lala). Und plötzlich, BÄHM, war sie da, die große Buchliebe - und das durch und durch. Ich konnte nicht mehr mit dem Lesen aufhören. Sind Bücher mit einer solchen Wendung nicht generell die besten? Die Geschichte ist total cool, total spannend und total süß-romantisch (irgendwie). Ein gigantischer Einzelband ... dessen Story ich auch gerne als Reihe gelesen hätte. Unbedingt darauf einlassen! 4,5 von 5 Sterne gibt es von mir.
© Damaris Metzger, www.damarisliest.de
dtv Verlagsgesellschaft (August 2017) - Hardcover mit Schutzumschlag, 528 Seiten - 19,95 € [D]
Originaltitel: Carry on - The Rise and Fall of Simon Snow - Übersetzt von Brigitte Jakobeit - ab 13 Jahren