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Montag, 19. März 2018

"Was vom Sommer übrig ist" von Tamara Bach



Das Thema
In diesem Sommer stimmt nichts für Louise. Die Eltern sind ihr noch fremder als sowieso schon und die Klassenkameraden auch, vor allem seit der Sache mit Paul. Und ihr eigentlich so guter Plan, den Job beim Ampelbäcker und das Zeitungsaustragen so einzurichten, dass sie die Fahrstunden schnell abhaken kann, scheitert in der Praxis kläglich. Vielleicht hätte sie zumindest ihrer Oma nicht noch versprechen sollen, auf ihren kurzatmigen Hund Bonnie aufzupassen.
Und dann ist da Jana, die mitten im Hochsommer auf einem Stromkasten sitzt und einen dieser kleinen, eingeschweißten Schokokuchen isst. Und die Louise auf einmal wie ein Schatten folgt, fast so, als erwarte sie von Louise, dass sie ihr zeigt, wie man lebt.

© Klappentext-, Cover- und Zitatrechte: Carlsen Verlag


Der Sommer ist so weit weg, wenn es doch nur Januar ist und dann noch Februar und März kommen, und manchmal schneit es ja sogar noch im April. Es hat nicht geschneit im April. Die Meteorologen haben ungläubig auf die Wetterkarten gedeutet. Und es war Frühling, der Winter vorbei. Es ist komisch, was alles so wegschmilzt, wenn es Frühling wird. - S. 14


Das Leseerlebnis
Kannst du dich noch an die Sommerferien während der Schulzeit erinnern? An Hitze, Ferienjob, Badesee oder Schwimmbad? Darüber schreibt Tamara Bach in "Was vom Sommer übrig ist". Gleichzeitig schreibt sie von zwei Mädchen für die der diesjährige Sommer anders ist als der der Vorjahre. Sie schreibt von Plänen und Fremdbestimmung, von Trauer und Einsamkeit. Und das so gekonnt, dass ich das Buch als Lesemuss empfinde. Nicht nur im Sommer.

Seit der Sache mit Paul wird Louise von ihren Mitschülern eher kritisch beäugt. Gerade darum freut sie sich auf die Sommerferien. Endlich Abstand, und Pläne hat sie auch schon gemacht. Führerschein, Ferienjob und alles andere, das während der Sommerferien eben so ansteht. Und dann bekommt sie unverhofft auch noch den Hund ihrer Oma aufs Auge gedrückt. In der Theorie ist das Ganze eine Frage der Planung, und auch in der Praxis stellt Louise schnell fest, dass sie alles schaffen kann, mit Mühe, aber dass ihre Sommerferien bald einer Art Routine gleichen werden. Doch was bleibt dann von ihrem Sommer noch übrig? Ist es das, an was man sich später noch erinnern mag?

Für Jana gleichen die Sommerferien ebenfalls einer Routine, aber vor allem der Routine ihrer Eltern. Denn die verbringen Stunden im Krankenhaus, bei Janas Bruder Tom, der verunglückt ist. Von Jana erwarten sie das auch. Ansonsten ist das Mädchen sich selbst überlassen. Voller Sorge und Ungewissheit versucht sie sich zu beschäftigen und Anschluss zu finden ... und läuft irgendwann Louise über den Weg.

Was diese beiden Mädchen verbindet, wie und ob sie einen Draht zueinander finden, das wird im Buch so eindringlich beschrieben, dass ich über die Wirkung immer noch erstaunt bin. Scheinbar wirkt das Thema Sommerferien normal, vielleicht sogar banal, dahinter verbirgt sich aber eine Geschichte voller Gefühl, die mich begeistert hat. Tamara Bachs Stil ist sehr ursprünglich, manchmal spröde und so, dass man sich Sätze auch mal selbst interpretieren darf oder zu Ende denken muss. Gerade diese Art zu schreiben hat sich tief in mein Herz gegraben. Sie ist sehr besonders. Es fühlt sich an, als hätte man die Geschichte selbst erlebt oder als wäre man live dabei. Einlassen muss man sich darauf aber auf jeden Fall.

Das Fazit
"Was vom Sommer übrig ist" ist fast schon ein dünnes Büchlein, in dem aber so viel steckt, dass die Wirkung erstaunt, vielleicht sogar überwältigt. Es geht um Selbstfindung und Freundschaft, Trauer und Erinnerung ... und die Erkenntnis, dass es sich lohnt weiterzumachen, wenn man im Leben bis hierhin schon gekommen ist. Ein wunderbares Buch voller Tragik und Gefühl. Für mich ein Lesemuss! 5 von 5 Sterne gibt es dafür.


© Damaris Metzger. www.damarisliest.de


Carlsen Verlag (Februar 2012) - Hardcover mit Schutzumschlag, 144 Seiten - 12,90 € [D]
- ab 14 Jahren