Das Thema
Niemand weiß, was der junge König von Ravka, während des blutigen Bürgerkrieges durchgemacht hat. Und wenn es nach Nikolai selbst geht, soll das auch so bleiben. [...]
Doch mit jedem Tag wird in dem jungen König eine dunkle Magie stärker und stärker und droht, alles zu zerstören, was er aufgebaut hat. Schließlich begibt Nikolai sich mit einem jungen Mönch und der legendären Grisha-Magierin Zoya auf eine gefährliche Reise zu jenen Orten in Ravka, an denen die stärkste Magie überdauert hat. Denn nur dort besteht eine Chance, sein dunkles Vermächtnis zu bannen.
Einige Geheimnisse sind jedoch nicht dafür geschaffen, verborgen zu bleiben - und einige Wunden werden niemals heilen.
© Klappentext-, Cover- und Zitatrechte: Knaur Verlag
Zu seiner Überraschung nahm Zoya seine Hand. "Komm zurück", sagte sie. "Versprich, dass du zurückkommst."
Da er sehr wahrscheinlich sterben würde, gestattete er es sich, seine Hand kurz an ihr außergewöhnliches Gesicht zu legen. Ihr Haut fühlte sich kühl unter seinen Fingern an.
"Natürlich werde ich zurückkommen", sagte er. "Ich traue niemandem sonst zu, meine Grabrede zu halten."
Ein Lächeln verzog ihre Lippen. "Die hast du bereits geschrieben?"
"Sie ist sehr gut. Du wärst überrascht, wie viele Synonyme es für gut aussehend gibt." - S. 437/438
Das Leseerlebnis
"King of Scars" oder der erste Band der Thron aus Gold und Asche-Dilogie war für mich eine der am meisten herbeigesehnten Neuerscheinungen des Jahres 2019. Es ist der sechste Roman, der in Leigh Bardugos phantastischem 'Grishaverse' spielt und soll auch als eigenständige Reihe funktionieren. Dennoch empfehle ich dingend, und um die Großartigkeit dieser Geschichte genießen zu können, zuvor mindestens die Grisha-Trilogie, besser auch noch die Krähen-Dilogie, gelesen zu haben. Es hat schon einen Grund, warum die Autorin die Bücher in dieser Reihenfolge veröffentlich hat. Im Prinzip steht jede Reihe für sich, aber es bestehen große Zusammenhänge und Überschneidungen, sodass "King of Scars" ohne die beiden anderen Reihen an Bedeutung (und Spaß!) verliert. Kennt man alle vorangegangenen Bücher, dann gehört auch dieses zu den besten Leseerlebnissen überhaupt.
Nikolai Lantsov ist der junge Zar von Ravka. Doch mit seinem Titel hat er nicht nur die täglichen politischen Herausforderungen geerbt, aus der vergangenen Zeit des Bürgerkrieges hat er ein besonders finsteres Anhängsel mitgebracht. Eine dunkle Magie, eine Art Monster, hat sich in Nikolais Körper festgesetzt, und mit jeder Woche wird es stärker, droht den Herrscher vollständig zu verdrängen. Als Nikolai und seine Ratgeber von einer Möglichkeit erfahren, das Monster zu bannen, begibt er sich mit seiner Grisha-Kommandeurin Zoya auf eine gefährliche Reise.
Zeitgleich wurde die Grisha Nina von Zar Nikolai beauftragt, im Nachbarland auf die Suche nach bedrohten Grisha zu gehen und sie in die Sicherheit nach Ravka zu schmuggeln. Außerdem ist da noch eine private und emotionale Sache, die Nina dringend erledigen muss. Was sie aber auf ihrer Mission entdeckt ist so furchtbar, dass Nina sich weigert, untätig zuzusehen.
Wenn die Autorin nur zwei Sachen gut beherrschen würde, dann wären das Charakterentwicklung und Weltenaufbau. Es ist für mich eine Freude zu sehen, was aus Personen geworden ist (die mir schon bekannt sind) und ihre Hintergründe und Beweggründe hier noch besser kennenzulernen. "King of Scars" stellt zwar Nikolais Leben und Regentschaft in den Vordergrund, aber auch die beiden Grishas Zoya und Nina haben eigene Erzählperspektiven. Das bringt Abwechslung und viel Spannung in die Geschichte. Ein Teil der Handlung war für mich nicht ganz so interessant wie der Rest. Zum Glück änderte sich das bald wieder. Und ja, der Weltenentwurf rund um Ravka, das magische Universum der Grisha, ist so gut, dass ich mich ihm nicht entziehen konnte und wollte.
Und als wäre das alles nicht schon genug für ein tolles Lesegefühl, ruht sich Autorin Leigh Bardugo nicht auf ihren Charakteren und der Grisha-Welt aus, sie bring zudem noch eine große Portion Spaß in die Geschichte. Jedes Kapitel, fast jede Szene, glänzt durch Wort- und Dialogwitz. Der Humor bringt die handelnden Personen sehr nah an den Leser und ist für mich ein Hauptgrund, die Geschichte zu lieben.
Das Ende ist durch und durch spannend, die Karten werden komplett neu gemischt. Sehr klasse! Fast schon ungläubig verfolgte ich die Ereignisse, die mich dann fassungslos und durchgeschüttelt zurückließen. Das Warten auf den Folgeband wird hart. Am liebsten würde ich sofort weiterlesen.
Das Fazit
Hach, das war wieder genial! Mit dem Zusatz, dass ich sehr glücklich (und erleichtert) bin, bereits alle vorangegangenen Bücher des 'Grishaverse' zu kennen, war auch "King of Scars: Thron aus Gold und Asche" ein Leseerlebnis par excellence. Die Handlung ist abwechslungsreich, spannend und wunderbar übergreifend. Die Charaktere, so unterschiedlich sie auch sind, polarisieren oder wachsen ans Herz. Und mit viel Dialogwitz, einem immer wiederkehrenden Humor, und so mancher düsterer Überraschung, setzt Leigh Bardugo der Geschichte die (Zaren)-Krone auf. So darf es weitergehen. 4,5 von 5 Sterne gibt es von mir.
© Damaris Metzger, www.damarisliest.de
Knaur Verlag (August 2019) - Band 1/2 - Klappenbroschur, 512 Seiten - 16,99 € [D]
Originaltitel: King of Scars - Übersetzt von Michelle Gyo
Reiheninfo King of Scars-Dilogie:
Band 1 - King of Scars: Thron aus Gold und Asche