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Montag, 7. Oktober 2019

High Five - 5 Sätze/5 Adjektive zu "Alles okay" von Nina LaCour



Carl Hanser Verlag (August 2019),
Hardcover mit SU, 208 Seiten,
übersetzt von Sophie Zeitz,
16,00 € [D]


Marin hat alles hinter sich zurückgelassen, ist Tausende Kilometer geflohen vor ihrem alten Leben, vor dem Verlust ihres geliebten Großvaters. Doch eines Tages steht plötzlich ihre beste Freundin Mabel vor der Tür. Und mit ihr all die Erinnerungen an zu Hause, an Sommernächte am Strand. Mit ihrer Beharrlichkeit gelingt es Mabel, Marin aus ihrem Kokon der Einsamkeit zu befreien. Und Marin begreift, dass sie eine Wahl hat: weiter im Verdrängen zu verharren oder zu ihren Freunden und ins Leben zurückzukehren. (Text-, Cover- und Zitatrechte: Carl Hanser Verlag)


"Langsam verstehe ich, warum du nicht mehr gerne liest."
Ich nicke. "Früher waren es bloß Geschichten. Aber jetzt sickern sie ins Leben und werden immer schrecklicher."
Mabel sieht weg, und ich frage mich, ob sie vielleicht nicht nachvollziehen kann, was ich ihr erzähle. Vielleicht denkt sie, ich übertreibe. Vielleicht hat sie recht. [...] Früher habe ich bei einer Geschichte geweint und das Buch zugeklappt, und dann war es vorbei. Jetzt hallt alles nach, sitzt fest wie ein Splitter und eitert.
"Du warst allein", stellt sie fest. "Die ganze Zeit."
- S. 115


5 zusammenfassende Sätze/Punkte zum Buch

  1. "Alles okay" ist so ein Buch, bei dem ich nicht richtig einschätzen konnte, wie die Geschichte auf mich wirken würde. Ich wusste, dass das Thema des Buches Trauer (und Einsamkeit) ist. Außerdem geht es um die Beziehung zwischen Marin und ihrer Freundin Mabel. Wie nahe mir die Geschichte geht, und wie stark ich sie in mich aufsaugen würde, das hätte ich nie gedacht. "Alles okay", das Porträt eines Mädchens, gehört zu den schönsten und besten Jugendbüchern, die ich gelesen habe.
  2. Als Marins Großvater stirbt, hat sie niemanden mehr. Zumindest keine direkten Familienangehörigen. Anstatt sich ihren Freunden anzuvertrauen, die ihr Hilfe und Beistand anbieten, flieht sie Tausende Kilometer in die Stadt ihres zukünftigen Colleges. Die Übergangszeit bis Studienbeginn verbringt sie allein in einer Hotelabsteige, und auch ihre neue Zimmernachbarin am College kann die Einsamkeit nie ganz vertreiben. In den Winterferien bekommt Marin Besuch von ihrer alten Freundin Mabel. Was ist damals passiert? Was der Grund, der Marin so stark aus der Bahn geworfen hat?
  3. Nur 200 Seiten ist die Geschichte dick. Der Aktionsradius beschränkt sich auf Marins College und die wenigen Tage, die sie dort gemeinsam mit ihrer Freundin Mabel verbringt. Und doch ist die Wirkung des Romans enorm. Ich bekomme Gänsehaut, wenn ich an die Geschichte zurückdenke. In Rückblenden erfahren Leser*innen, was in Marins Vergangenheit passiert ist, ihre Beziehung zu Mabel und deren Familie, und das Leben mit ihrem Großvater. 
  4. Das Lesegefühl ist ein leises, schmerzvolles und trauriges. Nina LaCour hat eine solch poetische und kraftvolle Erzählweise, dass ich ab Seite 1 stark gefesselt und berührt war. Das zog sich durch das komplette Buch. Die Geschichte hat trotz ihrer Zartheit und Zerbrechlichkeit etwas überwältigend Menschliches. Ich werde mich an "Alles okay" immer mit einem Klos im Hals erinnern, aber auch an ein wunderbares, intensives Leseerlebnis.
  5. Ich bin froh, dass die Autorin für Marins Geschichte, ein Ende gewählt hat, das ihr und den Leser*innen, trotz aller Traurigkeit, gut tut. Eine Entscheidung gegen die Einsamkeit, ein guter Schritt in Richtung Zukunft. Man wünscht Marin wirklich das Allerbeste.

5 Adjektive, die mir spontan zum Buch einfallen

berührend, traurig, festsetzend, poetisch und zart



Zusammengefasst vom Fazitbär:
"Alles okay" ist für mich eines des schönsten und besten Jugendbücher. Die Geschichte von Marin (und Mabel) hat mich tief berührt und sich in mir festgesetzt. Wie viel Einsamkeit und Trauer kann ein Mensch ertragen? Wie viel Hoffnung und Verständnis können gute Freunde geben? Das Buch ist zart und poetisch, gleichzeitig überaus menschlich und kraftvoll. Ein einzigartiger Buchschatz und (m)eine Herzensgeschichte durch und durch.


© Damaris liest.