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Dienstag, 31. März 2015

Review zu "Perfekt ist jetzt" von Tim Tharp



Magellan (Juli 2014),
Hardcover, 336 Seiten,
16,95 € [D]


Das Leben ist gut zu Sutter Keely. Eine Party, Publikum und ein Bier (oder zwei) - mehr braucht er nicht, um gut drauf zu sein. Klar, in der Schule lief es schon mal besser und mit der Uni wird es wohl nichts werden. Aber sein Job ist okay und nach einem Whisky (oder zwei) sieht die Welt sowieso ganz anders aus. Bis zu dem Morgen, an dem er in einem fremden Vorgarten aufwacht und Aimee trifft. Dass er ein Mädchen wie sie - lieber ein Buch lesen als Party machen, lieber große Zukunftspläne schmieden als in den Tag hinein leben - anziehend findet, überrascht ihn selbst am meisten. Bevor Sutter bis drei zählen kann, ist er verliebt. Zum ersten Mal hat er die Chance, das Leben von jemand anders besser zu machen - oder es für immer zu ruinieren. (Text-, Cover- und Zitatrechte: Magellan Verlag)


"Ich sag's dir - du könntest Aimee die Brille wegnehmen, ihr eine anständige Frisur verpassen und sie in einen roten Minirock stecken, der gerade mal den Hintern bedeckt, und trotzdem würde sie noch mit hängenden Schultern und einem Ausdruck im Gesicht rumlaufen, als könnte ihr die Welt jederzeit eine reinhauen."
"Und was willst du dann, ihre Seele retten?"
"Vielleicht. Man weiß ja nie." - Sutter, S. 97/98


Meine Meinung
Jugendbücher haben oftmals keine leichten Stand. Trotzdessen, dass sie heute nicht mehr nur für die Zielgruppe geschrieben werden, sondern meist echte All Age-Romane sind, werden sie von vielen Lesern der Erwachsenenliteratur verschmäht. Jugendbücher sollen unterhalten, spannend sein, belehren (aber bitte nur unterschwellig, ohne den erhobenen Zeigefinger!) oder eine spezielle Message vermitteln. "Perfekt ist jetzt" ist ganz sicher ein außergewöhnliches Exemplar der Jugendbuchgattung ... und ich empfinde es jetzt, nach dem Lesen, als hart. Das Buch macht es mir schwer. Denn es ist eines der wenigen Jugendbücher, bei denen ich mir (verdammt nochmal!) nicht sicher bin, was mir die Story mitteilen oder sagen soll.

Sutter Keely, der männliche Ich-Erzähler in "Perfekt ist jetzt", ist wohl einer der unsympathischsten Charaktere in der Jugendbuchwelt. Schwierig, das ist durchaus okay. Eigensinnig, auch okay. Das macht realistische Buchcharaktere, aus und ein Fitzelchen Empathie kann ich normalerweise jedem von ihnen entgegenbringen. Sutter ist cool, humorvoll, spendabel und freundlich. Ist das nicht ein Widerspruch zu unsympathisch? Nein, denn Sutter ist nicht nur wahnsinnig von sich überzeugt und sieht sich als großen Gönner und Held unter allen Gleichaltrigen, er hat außerdem ein großes Alkoholproblem. Ich behaupte sogar, er ist in seinen jungen Jahren schon ein Alkoholiker. Einsicht hat er nicht, er verherrlicht sein Problem sogar, immer und jederzeit. Das klingt aus seinem Mund einfach nur dumm. Ich hatte bis zuletzt den Eindruck, dass er gar nicht gerettet werden will.

"Es ist zu spät, Sutter." Sie reißt die Autotür auf. "Du bist ein hoffnungsloser Fall."
"Nein, bin ich nicht", sage ich. "Ehrlich nicht."
Aber sie steigt einfach zurück ins Auto, knallt die Tür zu und fährt das Fenster hoch.
"Was hat die denn für ein Problem?", fragt Tara hinter mir.
"Hohe Erwartungen", antworte ich. "Unangebracht hohe Erwartungen." - S. 47

So ist auch Sutters Wischiwaschi-Beziehung, die er bald zu Aimee eingeht, nicht auf Verliebtheit gegründet, sondern auf einer Ich-bezogenen Großherzigkeit von ihm. Nur Sutter allein, so meint er, könne Aimees Leben besser machen und ihr helfen. Besteht Hilfe wirklich darin, das liebe und schüchterne Mädchen zur Alkoholikerin zu machen und ihr durch Alkohol Selbstvertrauen "einzuflösen"? Hier dachte ich manchmal, ich sehe, pardon, lese nicht richtig. Alle seine Freunde erkennen mit der Zeit das Problem, sprechen ihn mehrfach darauf an. Sutter selbst ist einsichtsresistent. 
Es mag Momente geben, in denen Sutter zu Aimee echte Zuneigung verspürt. Doch auch nur, solange er dabei selbst im Mittelpunkt steht. Verliebt, hier widerspreche ich dem Klappentext, ist er meiner Meinungen nach nie.

Der große Knall, der Sutters Leben am Ende richtig aus den Fugen springen lässt, kommt. Ob er daraus lernt, oder etwas ändert, wage ich zu bezweifeln. Das Ende ist sehr offen gehalten, ich persönlich habe mir hier das Schlimmste ausgemalt. Obwohl ich mit keinem der Hauptprotagonisten etwas gemeinsam habe, fühle ich mich seltsam angegriffen und bedrückt. Die Geschichte geht mir einfach nicht aus dem Kopf.

Fazit
"Perfekt ist jetzt" ist ein perfekt geschriebener Jugendroman über einen Jugendlichen auf der Suche nach dem perfekten Jetzt. Das ist für mich die Grundaussage des Buches, eine andere zu finden fällt mir nicht leicht. "Lebe im Jetzt", "Genieße den Moment" oder "Denke nicht an Morgen" - alle würden passen, vergrößern für mich jedoch die weitreichende Tragik des Romans. Ist dieses Buch gut? Soll es warnen oder soll man die Geschichte einfach so stehenlassen? Hier bin ich das erste Mal etwas ratlos. Polarisieren wird es auf jeden Fall!

© Damaris Metzger, damarisliest.de




Die Buchverfilmung von "Perfekt ist jetzt" ist unter dem Originaltitel "The Spectacular Now" erschienen



Montag, 30. März 2015

Auf die Wunschliste! - Neuerscheinungen im April 2015

Und schon steht wieder der April vor der Tür. Höchste Zeit mal nach den monatlichen Neuerscheinungen zu schauen. Das heißt für mich, bei meinen favorisierten Buchverlagen zu stöbern, um mir meine Wunschlistenbücher für April rauszupicken. Voilà ...


Zukunft - Dystopie - Fantasy

(erhalte genaue Buchinfos mit einem Klick auf das jeweilige Cover)


 

Dustlands: Der Blutmond von Moira Young ... ist schon der dritte Teil, also der Abschluss, der Dustlands-Reihe. Ich finde die Bücher großartig! Der zweite Band ist noch gar nicht so lange her und bekam bei mir Lieblingsbuchstatus. Und dieses Ende! Da muss ich schnell weiterlesen!
Ein Lied, so süß und dunkel von Sarah McCarry ... soll in einem zukünftigen Seattle spielen (?), ich weiß nicht genau, ob es Fiktion oder eher ein zeitgenössischer Roman ist. Die Hauptprotagonistin soll eine Tochter von Kurt Cobain sein (?). Das Buch wird von den englischen Lesern etwas kontrovers diskutiert und oft mit "weird", also sonderbar/bizarr/schräg/komisch, beschrieben. Vielleicht genau das richtige Buch für mich.


 

Schnee wie Asche von Sara Raasch ... ist ein Reihenstart (Trilogie?). Die englischen Bewertungen sind super, ich habe aber auch schon einige nicht ganz so positive Stimmen dazu gelesen. High Fantasy für Jugendliche erregt immer meine Aufmerksamkeit.
Partials 3: Ruinen von Dan Wells ... benötigt wahrscheinlich nicht mehr allzu große Ankündigung. Der Trilogieabschluss wird von vielen heiß erwartet. Es wird spannend wie Dan Wells den Konflikt zwischen Menschen und Partials lösen wird und wie es mit Kira und Samm weitergeht.


Lovestory - Drama - Zeitgenössisch

(erhalte genaue Buchinfos mit einem Klick auf das jeweilige Cover)



Heart. Beat. Love. von James Patterson ... erzählt von einem Trip quer durch die USA. Aber nicht, wie vorgesehen, im Geyhoundbus, sondern mit einer geklauten Harley. Ein Roadtripbuch? Her zu mir!
Die Anatomie der Nacht von Jenn Bennett ... handelt von Bex, die in San Francisco studiert und dort den Graffiti-Künstler Jack kennenlernt. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Lovestory.
Papierfliegerworte von Dawn O'Porter ... spielt auf einer winzigen Insel. Es geht um die zwei Mädchen Flo und Renée, die völlig unterschiedlich sind. Nach einem Schicksalsschlag entsteht zwischen ihnen eine Freundschaft.


  

Hellwach von Hilary T. Smith ... soll (lt. Verlag) ein Feelgood-Roman sein. Außerdem wie ein guter Song: laut, provokativ und berührend. Alleine der Klappentext ist so philosophisch, dass ich das Buch unbedingt lesen möchte.
Mein Herz und andere schwarze Löcher von Jasmine Warga ... ist schon seit Monaten in der Presse. Hier spricht die Beschreibung für sich: Eine Geschichte über zwei, die den Tod suchen - und die Liebe ihres Lebens finden.


Mensch, und schon wieder kann ich mich kaum entscheiden. Aber dass muss ich ja auch nicht. Darum landen alle vorgestellten Bücher auf meiner Wunschliste. Ich hoffe, ich werde auch alle lesen können!


Auf die Wunschliste!

Donnerstag, 26. März 2015

Review zu "Aprikosensommer" von Deniz Selek



FISCHER Kinder- und Jugendtaschenbuch (März 2015),
Klappenbroschur, 288 Seiten,
9,99 € [D]


Die berührende Suche eines Mädchens nach ihrem Vater, nach der eigenen Identität und die Geschichte einer ersten Liebe.
Eve fliegt mit ihrer Mutter nach Istanbul, um ihren Vater ausfindig zu machen. Fünfzehn Jahre lang hat ihre Mutter alle Fragen nach ihm abgeblockt. Als er dann tatsächlich vor Eve steht, hat sie das Gefühl, endlich den fehlenden Teil ihrer Identität gefunden zu haben. Und dann ist da auch noch ihr Dolmetscher Sinan, in den sie sich Hals über Kopf verliebt ... (Text-, Cover- und Zitatrechte: FISCHER Kinder- und Jugendtaschenbuch)


Matteo Veronne und Evelyn Morgenstern.
Es waren einmal ein Junge und ein Mädchen mit den schönsten ausgefallenen Namen, wie es sie kein zweites Mal gabe auf der Welt. Und das Schicksal wollte es, dass sich genau dieses beiden am coolsten Ort und in der coolsten Schule aller Zeiten begegneten. Freie Waldorfschule Berlin-Mitte. - S. 11


Meine Meinung
Die Suche nach der eigenen Identität ist tief in uns verwurzelt. Fehlt ein Elternteil, weil es unbekannt ist, oder der Kontakt in jungen Jahren abbrach, wird sich fast jeder irgendwann die Frage nach seiner Herkunft und Abstammung stellen. Egal wie absurd das auf den ersten Blick erscheint. Genau dieser Frage geht Deniz Selek in ihrem Jugendbuch "Aprikosensommer" nach. Eve hat solche Sehnsucht, nach ihrem unbekannten Vater, dass sie sich gegen die Meinung der Mutter stellt und hartnäckig versucht ihn ausfindig zu machen. Bis sie in Istanbul ihre Suche erfolgreich beendet.

Die Autorin schreibt ihr Buch in einer sehr jugendlichen, aufgeweckten Art. Ihr Stil ist einfach und auch etwas frech. Das passt sehr gut zum Alter der jungen Protagonistin Eve. Und ich muss zugeben, dass ich gerade in den ersten Kapiteln oft schmunzeln oder grinsen musste. Eves Aktionen und ein versteckter Sarkasmus animieren einfach dazu.
Im Laufe der Geschichte wird das Buch aber immer weniger lustig. Eves hartnäckige Suche, bei der sie sich vor allem gegen ihre Mutter behaupten muss, verlangen ihr einiges ab.

Anfangs habe ich Eve sehr wohlwollend und verständnisvoll betrachtet. Mit der Zeit hatte ich aber einige Mühe, mich in sie hineinzuversetzen. Sie reagiert wütend, wo ich enttäuscht gewesen wäre, ist bockig, wo ich gefrustet wäre. lch bin mir bewusst, dass jeder Jugendliche anders tickt, und das Wut und Unfreundlichkeit hier zum Alltag gehören. Mir war es aber etwas zu viel des Guten. Vor allem die Beziehung zur Mutter ist sehr angespannt. Das ist einerseits nachvollziehbar, manchmal aber auch überzogen. Sehr unverständlich war für mich Eves Verhalten ihrer lieben Freundin Henny gegenüber. Diese ist wirklich herzensgut und bekommt dafür die Nörgeleien und Launen von Eve aufgetischt.

Der beste Part des Buches ist die Reise nach Istanbul und die Ereignisse dort. Hier bekommt der Leser einen sehr guten kulturellen und oft überraschenden Einblick. Die Menschen, denen Eve dort begegnet haben mich sehr gerührt. Schon während des Lesens hat man den dringenden Wunsch, selbst dorthin zu reisen. Die Stadt muss wunderbar sein.
Leider dauert es über die Hälfte des Buches, bis die Reise geplant wird. Bis dahin spielt die Handlung in Berlin und zeigt das Leben, das Eve und ihre Mutter dort führen. Nur etwa ein Buchdrittel spielt dann auch tatsächlich in der Türkei. 
Die im Klappentext erwähnte Lovestory ist zum Glück ein Nebenprodukt der Geschichte. Die größte Aufmerksamkeit bekommt Eve und ihre Suche nach dem Vater. Und das ist ja auch die Hauptsache.

Fazit
"Aprikosensommer" ist ein jugendlicher geschriebener Sommerroman über ein Mädchen, auf der Suche nach ihrer Herkunft. Anfangs ist das Buch sehr humorvoll, mit der Zeit wird die Geschichte ernster. Die Hauptprotagonistin Eve wird wohl nicht den Nerv jedes Lesers treffen, ihren Wunsch, den Vater zu finden, kann man sehr gut nachvollziehen. Die Reise in die Türkei und die Handlung in Istanbul waren so anschaulich beschrieben, dass sie gerne einen viel größeren Teil der Handlung hätten ausmachen dürfen. Man möchte sofort aufbrechen.

© Damaris Metzger, damarisliest.de

Mittwoch, 25. März 2015

Buchisches Statement #23


© Damaris liest.
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