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Donnerstag, 26. März 2015

Review zu "Aprikosensommer" von Deniz Selek



FISCHER Kinder- und Jugendtaschenbuch (März 2015),
Klappenbroschur, 288 Seiten,
9,99 € [D]


Die berührende Suche eines Mädchens nach ihrem Vater, nach der eigenen Identität und die Geschichte einer ersten Liebe.
Eve fliegt mit ihrer Mutter nach Istanbul, um ihren Vater ausfindig zu machen. Fünfzehn Jahre lang hat ihre Mutter alle Fragen nach ihm abgeblockt. Als er dann tatsächlich vor Eve steht, hat sie das Gefühl, endlich den fehlenden Teil ihrer Identität gefunden zu haben. Und dann ist da auch noch ihr Dolmetscher Sinan, in den sie sich Hals über Kopf verliebt ... (Text-, Cover- und Zitatrechte: FISCHER Kinder- und Jugendtaschenbuch)


Matteo Veronne und Evelyn Morgenstern.
Es waren einmal ein Junge und ein Mädchen mit den schönsten ausgefallenen Namen, wie es sie kein zweites Mal gabe auf der Welt. Und das Schicksal wollte es, dass sich genau dieses beiden am coolsten Ort und in der coolsten Schule aller Zeiten begegneten. Freie Waldorfschule Berlin-Mitte. - S. 11


Meine Meinung
Die Suche nach der eigenen Identität ist tief in uns verwurzelt. Fehlt ein Elternteil, weil es unbekannt ist, oder der Kontakt in jungen Jahren abbrach, wird sich fast jeder irgendwann die Frage nach seiner Herkunft und Abstammung stellen. Egal wie absurd das auf den ersten Blick erscheint. Genau dieser Frage geht Deniz Selek in ihrem Jugendbuch "Aprikosensommer" nach. Eve hat solche Sehnsucht, nach ihrem unbekannten Vater, dass sie sich gegen die Meinung der Mutter stellt und hartnäckig versucht ihn ausfindig zu machen. Bis sie in Istanbul ihre Suche erfolgreich beendet.

Die Autorin schreibt ihr Buch in einer sehr jugendlichen, aufgeweckten Art. Ihr Stil ist einfach und auch etwas frech. Das passt sehr gut zum Alter der jungen Protagonistin Eve. Und ich muss zugeben, dass ich gerade in den ersten Kapiteln oft schmunzeln oder grinsen musste. Eves Aktionen und ein versteckter Sarkasmus animieren einfach dazu.
Im Laufe der Geschichte wird das Buch aber immer weniger lustig. Eves hartnäckige Suche, bei der sie sich vor allem gegen ihre Mutter behaupten muss, verlangen ihr einiges ab.

Anfangs habe ich Eve sehr wohlwollend und verständnisvoll betrachtet. Mit der Zeit hatte ich aber einige Mühe, mich in sie hineinzuversetzen. Sie reagiert wütend, wo ich enttäuscht gewesen wäre, ist bockig, wo ich gefrustet wäre. lch bin mir bewusst, dass jeder Jugendliche anders tickt, und das Wut und Unfreundlichkeit hier zum Alltag gehören. Mir war es aber etwas zu viel des Guten. Vor allem die Beziehung zur Mutter ist sehr angespannt. Das ist einerseits nachvollziehbar, manchmal aber auch überzogen. Sehr unverständlich war für mich Eves Verhalten ihrer lieben Freundin Henny gegenüber. Diese ist wirklich herzensgut und bekommt dafür die Nörgeleien und Launen von Eve aufgetischt.

Der beste Part des Buches ist die Reise nach Istanbul und die Ereignisse dort. Hier bekommt der Leser einen sehr guten kulturellen und oft überraschenden Einblick. Die Menschen, denen Eve dort begegnet haben mich sehr gerührt. Schon während des Lesens hat man den dringenden Wunsch, selbst dorthin zu reisen. Die Stadt muss wunderbar sein.
Leider dauert es über die Hälfte des Buches, bis die Reise geplant wird. Bis dahin spielt die Handlung in Berlin und zeigt das Leben, das Eve und ihre Mutter dort führen. Nur etwa ein Buchdrittel spielt dann auch tatsächlich in der Türkei. 
Die im Klappentext erwähnte Lovestory ist zum Glück ein Nebenprodukt der Geschichte. Die größte Aufmerksamkeit bekommt Eve und ihre Suche nach dem Vater. Und das ist ja auch die Hauptsache.

Fazit
"Aprikosensommer" ist ein jugendlicher geschriebener Sommerroman über ein Mädchen, auf der Suche nach ihrer Herkunft. Anfangs ist das Buch sehr humorvoll, mit der Zeit wird die Geschichte ernster. Die Hauptprotagonistin Eve wird wohl nicht den Nerv jedes Lesers treffen, ihren Wunsch, den Vater zu finden, kann man sehr gut nachvollziehen. Die Reise in die Türkei und die Handlung in Istanbul waren so anschaulich beschrieben, dass sie gerne einen viel größeren Teil der Handlung hätten ausmachen dürfen. Man möchte sofort aufbrechen.

© Damaris Metzger, damarisliest.de