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Montag, 16. März 2015

Review zu "Ich sehe was, was niemand sieht" von Tim O'Rourke



Chicken House (Februar 2015),
Klappenbroschur, 336 Seiten,
14,99 € [D]


Charley sieht Dinge, die sonst niemand sieht. Ihre Visionen sind wie Blitze, kurz und intensiv - ein Mädchen, Schreie, das Rattern eines Zugs. Charley ist felsenfest davon überzeugt, dass sie Verbrechen sieht, bevor sie geschehen. Niemand glaubt ihr, bis auf Tom. Der attraktive junge Police Officer bearbeitet gerade seinen ersten Fall: ein totes Mädchen, das auf Bahngleisen gefunden wurde.
Während die Polizei noch nach der Todesursache sucht, hat Charley wieder Visionen: ein anderes Mädchen, Schreie, das Rattern eines Zugs ... (Cover-, Text- und Zitatrechte: Chicken House by Carlsen Verlag)


Ob Charley nun die Wahrheit sagte oder nicht, sie wusste etwas über den Tod des Mädchens. Ob das von einer Reihe übernatürlicher Blitze herrührte oder ob sie tiefer in der Sache drinsteckte und einfach nur Angst hatte, mir das zu sagen - ich musste jedenfalls dranbleiben. Ihr Vertrauen gewinnen. - Tom, S. 79


Meine Meinung
Der Autor Tom O'Rourke hat bereits mehr als 30 Romane als Selfpublisher veröffentlicht. Diese Leidenschaft am Schreiben und an einem guten Plot merkt man seinem Jugendthriller auch an. "Ich sehe was, was niemand sieht" ist spannend, sehr mysteriös und am Ende unerwartet. Jugendliche Thrillerfans sollten unbedingt reinschauen.

Zugegeben, sprachlich ist das Buch zwar gut, die Dialoge wirkten auf mich manchmal etwas hölzern. Ebenso die vielen Vergleiche, die der Autor in seine Geschichte einfließen lässt, um sie sehr anschaulich wirken zu lassen. Das funktioniert, klingt aber oftmals etwas bemüht. Macht aber gar nichts, denn die Geschichte liest sich wiederum sehr schnell und spannend, dadurch längenlos.
Charleys "Blitze", in denen sie Dinge sieht, die mit Verbrechen oder Mord zu tun haben, bilden den Mystery-Part im Buch. Auch einige andere, unheimliche Dinge, wie Anrufe oder Videos, sind nicht komplett erklärbar. Anders, als in vielen Jugendthrillern, lösen sie sich auch nicht auf, sondern bleiben als übernatürliche Handlung erhalten.

"Hallo?", rief ich. "Ist da jemand?" Stille. - Charley, S. 7

Die Kapitel werden jeweils abwechselnd von Charley und dem jungen Polizisten Tom erzählt. Dadurch findet man als Leser schnell Zugang zu den Personen, was bei einem Einzelband für Jugendliche nicht immer so einfach ist. Die Ich-Form gefiel mir hier besonders gut, da sie die Gefühle der Hauptcharaktere ungefiltert wiedergibt. Tom glaubt Charley die Sache mit ihren Visionen recht schnell, was sicher auch an der Anziehungskraft liegt, die sie auf ihn ausübt. Die Liebesgeschichte hält sich während der Handlung im Hintergrund. Ob sie überhaupt nötig gewesen wäre ist Geschmacksache.
Der Autor greift hier auf Charaktere zurück, wie man sie auch oft bei Thrillern für Erwachsene findet - einen Polizeichef und sein Ermittlerteam. Das hat sich bei dieser Art von Geschichten gut bewährt. Besonders Chef Harker hat mich überrascht und sorgte bei mir für manches Schmunzeln.

"Ich sehe was, was niemand sieht" hat stellenweise einen ruhigen, aber immer konstanten, Handlungsverlauf. Einige Szenen sind etwas härter und sorgen für Gänsehaut. Gegen Ende konnte mich das Buch richtig überraschen, da ich überhaupt nicht in diese Richtung gedacht hatte. Hier wurden die Spuren schön verwirrend gelegt. Die Geschichte liest sich abgeschlossen und ist ein Einzelband. Eine Fortsetzung oder Serie wäre auch denkbar, ist meines Wissens momentan aber nicht geplant.

Fazit
Bei "Ich sehe was, was niemand sieht", denke ich an das Spiel und stolpere dadurch immer leicht über den Titel. Nicht aber bei der Handlung. Diese gefiel mir sehr gut. Das Buch ist ein toller Jugendthriller, der echte Mystery-Elemente beinhaltet und mit seinem Ende bei vielen Lesern für Überraschung sorgen könnte. Die Vorstellung ist aber auch gruselig! Der einfache Stil macht das Lesen leicht, über die etwas bemüht wirkendende, beschreibenden Vergleiche kann man locker hinwegsehen.

© Damaris Metzger, damarisliest.de