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Freitag, 10. Mai 2013

Review zu "Dein Blick so kalt" von Inge Löhnig



Arena (Januar 2013),
Klappenbroschur, 368 Seiten,
12,99 € [D]


Das Praktikum in einer Werbeagentur war Lous großer Traum. Doch der entpuppt sich schon bald als Albtraum: Lous Mitpraktikantin ist eine Oberzicke, ihr Chef ein Grabscher. Dennoch gibt Lou nicht auf, auch nicht, als sie eines Tages eine unheimliche E-Mail erhält. Jemand will sie fertig machen, soviel steht für sie fest. Jemand, der nicht davor zurückschreckt, ihr die Bestattungsanzeige eines ermordeten Mädchens zu schicken. Mehr und mehr hat Lou das Gefühl, beobachtet zu werden. Doch außer Lysander, dem süßen Typen, den sie beim Grillen an der Isar kennenlernt, nimmt niemand ihre Angst ernst. Bis Lou eines Tages verschwindet. (Text- und Bildquelle: Arena Verlag)


Meine Meinung
Über neue Jugendthriller des Arena Verlags freue ich mich immer sehr. Das Böse hat seine guten Seiten, wie der Verlag so schön wirbt. Bei den Arena Thrillern trifft dieser Slogan komplett ins Schwarze. Die Jugendthriller sind einfach besonders gut. Mit den X-Thrillern wird, was Spannung, Umfang und Anspruch betrifft, nochmals etwas nachgelegt. Damit sprechen die X-Thriller ein etwas älteres Zielpublikum an. Wer gerne Jugendthriller liest, ist hier also bestens bedient. Dennoch gehört "Dein Blick so kalt" für mich zu den seichteren Vertretern der Reihe X-Thriller, vor allem, was die Spannung betrifft. Die Bezeichnung Krimi würde hier wohl besser passen.

Im ersten Drittel lernt man die Hauptprotagonistin Lou sehr gut kennen. Die Geschichte wird im personalen Erzählstil, meist aus der Sicht von Lou, erzählt. Nur selten sind kurze Kapitel aus der Sicht des Mörders eingeschoben, die sein Wesen und seine vorangegangene Tat näher beleuchten.
Man weiß ab Beginn, dass in München ein Mord passiert ist, und das ist ein weiterer Grund, warum sich Lous Eltern so vehement gegen ein Praktikum ihrer Tochter dort stäuben. Trotzdem geht es anfangs vor allem um Lous Teenager-Probleme, mit vielen Diskussionen und Auseinandersetzungen, zu Hause. Dabei ist Lou mitunter sehr bockig und unehrlich ihren Eltern gegenüber. Sie ist sehr offensiv und möchte immer ihren Willen durchsetzen. Jugendliche werden sich in dieser Lebensphase sicher wiederfinden, auf erwachsene Leser wirkt Lous Verhalten teils nervig.

Die Spannung steigt etwas, als Lou in München ankommt und ihr Praktikum beginnt. Der grabschende Chef und die oberzickige Mitpraktikantin sind sehr gut dargestellt, genau wie Lous taffe Reaktionen auf die beiden. Mit unheimlichen Vorkommnissen streut die Autorin gekonnt verschiedene Hinweise auf mögliche Täter. Man ist sich nicht sicher, wer als Mörder in Frage kommt, da hier mehrere Möglichkeiten zur Auswahl stehen. Ausschließen kann man keine der genannten Personen.
Die Lovestory, die sich zwischen Lou und Lysander (toller Name!) anbahnt, hält sich dezent im Hintergrund, ist aber wichtig für den Verlauf der Geschichte.

Nach einem Vorfall in der Webeagentur, Lous Chef betreffend, bricht dieser Handlungsstrang beinahe abrupt ab. Warum erfährt man nicht, wie es mit Lous grabschendem Chef weitergeht? Nachdem Lou ihre Konsequenzen aus der Sache gezogen hat, ist von ihm und der zickigen Mitpraktikantin plötzlich keine Rede mehr. Gerade dieser Storyverlauf wäre für mich sehr interessant gewesen.
Lous taffes Wesen kommt ihr vor allem zugute, als sie vom Mörder entführt wird. Denn das Mädchen verhält sich absolut nicht so, wie es von ihm gewünscht und erwartet wird. Leider hielt sich die Spannung auch im letzten Buchdrittel, wenn es richtig zu Sache geht, nur im unteren Bereich. Sehr schade fand ich, dass Lou und ihr Entführer immer getrennt voneinander agieren. Selbst im Versteck wird Lou nur von außen beobachtet. Beide werden nie direkt miteinander konfrontiert, es scheint als koche jeder sein eigenes Süppchen.
Auch dieser X-Thriller ein jugendgerechtes Ende und eine abgeschlossene Handlung.

Fazit
"Dein Blick so kalt" ist ein ansprechend geschriebener X-Thriller, der vor der toller Kulisse Münchens spielt. Alle Personen sind glaubhaft, die Geschichte sehr geradlinig. Trotzdem vermisste ich hier etwas die bei einem X-Thriller obligatorische Spannung und die Fortführung eines für mich total interessanten Handlungsstrangs, weshalb dieser Jugendthiller zu den schwächeren seines Genre zählt. Darum würde ich persönlich den Roman eher als Krimi bezeichnen und ihn in die Sparte Arena Thriller, für jüngere Leser, einordnen. Gewohnt schnell und gut zu lesen, ist der Roman für jüngere Krimileser empfehlenswert.

© Damaris Metzger, damarisliest.de