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Samstag, 1. März 2014

Rezension zu "Schlaf nicht ein" von Michelle Harrison



Verlag: Loewe (März 2014)
Originaltitel: Unrest
Übersetzer: Petra Koob-Pawis
Reihe: - , ab ca. 14-17 J.
Ausführung: Hardcover/SU, 480 S.
ISBN: 978-3785577264
18,95 € [D]

Genre: Urban Fantasy

© Cover- und Zitatrechte: Loewe Verlag


Das Thema
Wenn Elliott einschläft, geschehen immer öfter seltsame Dinge mit ihm. Er wacht auf und sieht sich selbst im Bett liegen. Im Raum lauern dunkle Schattengestalten oder er wird mit nassen Fußspuren durch die Wohnung gelost, entdeckt dabei Schreckliches. Sein Vater nimmt die Sache sehr ernst und steht Elliott zur Seite. Außerdem holt er sich Rat bei Psychologen.
Weil es aber nicht besser, sondern eher schlimmer wird, beschließt Elliott selbst Nachforschungen über Geisterphänomene anzustellen. Er bewirbt sich als Fremdenführer in Past Lives, einem historischen Freilandmuseum, in dem es spuken soll. Dort lernt er auch Ophelia kennen und verliebt sich in sie. Die Dinge, die dann in Past Lives ans Licht kommen, sind mehr als außerkörperliche Erfahrungen oder bloße Einbildung.

Die Rezension

Der Anfang: Es begann, wie es immer begann. Ich setzte mich im Bett auf, weil mich irgendetwas geweckt hatte.

Michelle Harrison kennen einige Leser von ihrer hierzulande erschienen Elfenseele-Trilogie. Mit "Schlaf nicht ein" erscheint jetzt ein Einzelband der Autorin. Das Besondere an dem Buch, ist, dass es keine reine Fantasygeschichte ist. Die Autorin vermischt Fiktion mit belegten Tatsachen. Als Gesamtpaket entstand eine spannende und gut durchdachte Geschichte, die den Leser nicht nur einmal gruseln und schaudern lässt.

Schon das erste Kapitel ist so gruselig spannend, dass man sofort im Buch festhängt. Im Gegensatz zu vielen Geschichten, die erst nach und nach zum Kernpunkt kommen, zeigt die Autorin dem Leser schon am Anfang, mit was, bzw. welchem Phänomen, er es hier zu tun bekommt. Einige Dinge werden sich später noch ändern und neu hinzukommen. Sie sind aber immer so gut beschrieben, dass nichts abstrakt bleibt oder man der Umsetzung nicht folgen kann. Der Mix aus Realität, Einbildung und Paranormalem ist sehr gut gelungen.

  "Versucht, nicht einzuschlafen?", stieß ich hervor. "Sehr witzig!"
Wenn ich schlafen soll, habe ich Angst davor oder ich schrecke aus Horrorszenarien auf, und wenn ich wach sein muss, sehne ich mich danach, endlich zu schlafen. Ich kenne die Auslöser und versuche, sie zu vermeiden, aber früher oder später geht nicht mehr. Dann sind sie wieder da." - Elliot, S. 337

In der Jugendliteratur gibt es immer noch mehr weibliche Erzähler oder Hauptprotagonisten als männliche. Hier wurde sich für Letzteres entschieden. Elliott ist der männliche Hauptcharakter des Buches und erzählt die Geschichte in der Ich-Form. Insgesamt ist er eher besonnen, macht einen ruhigen Eindruck. Natürlich machen ihm seine außerkörperlichen Erfahrungen Angst und hier tut er einem auch richtig leid. Mit ihm tauschen will man ganz sicher nicht! In einigen Situationen weiß Elliott dann richtig zu überraschen. Er ist pfiffig und scheut nicht den Konflikt, um sich für andere einzusetzen.
Auch Ophelia ist kein Mädchen von der Stange. Aus ihr wird man lange überhaupt nicht schlau. Anfangs wirkt sie regelrecht emotionslos, ist schwer zu durchschauen. Erst nach und nach blickt man hinter ihre Fassade, vorhersehbar sind die Ereignisse um ihre Person nicht.

"Schlaf nicht ein" überzeugt durch eine gut durchdachte Geschichte, wenig Vorhersehbarkeit, viele Gruselmomente sowie den ständigen Drang, wissen zu wollen, was bei alledem am Ende herauskommt. Auch die Lovestory, die nicht die große Liebe-auf-den-ersten-Blick-Gewichtung bekommt, eher unaufdringlich ist, integriert sich passend in die Geschichte. Die Grundspannung des Buches wird ab und an durch ein paar (zu) ausführliche Szenen unterbrochen. Hier hätte man getrost kürzen können, ohne dass das Buch an Attraktivität verliert.
Am Ende zieht die Spannung nochmals stark an und die Geschichte wir wunderbar abgeschlossen. Bei diesem Einzelband müssen sich die Leser mal nicht bis zu einer Fortsetzung gedulden. Sehr schön!

Das persönliche Fazit
"Schlaf nicht ein" - hat mir das Buch regelrecht zugerufen. Das wollte ich auch gar nicht, denn nach einigen Gruselszenen hätte ich mich vor dem sofortigen Einschlafen definitiv gefürchtet. Diese Szenen integriert die Autorin in einen methodischen, meist längenlosen Plot, der am Ende in einem spannend ausgeklügelten Finale gipfelt. Schon darum ist dieser Einzelband empfehlenswert. An der wunderschönen Optik, mit halbtransparentem Schutzumschlag, kann man sich gar nicht sattsehen. Der Roman bildet eine Mischung aus Fantasy, Realität und Krimi und ist dabei ausgezeichnet erzählt. Einschlafen wird man beim Lesen ganz sicher nicht. 4 Sterne.

Aufmachung: 5 / 5
Handlung: 4 / 5
Charaktere: 4 / 5
Lesespaß: 3,5 / 5
Preis/Leistung: 4 / 5

© Damaris Metzger, damarisliest.de