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Freitag, 10. April 2015

Rezension zu "Schimmert die Nacht" von Maggie Stiefvater



Verlag: script5 (März 2015)
Originaltitel: Sinner
Übersetzer: Sandra Knuffinke u. Jessika Komina
Reihe: Spin-off, ab ca. 14 J.
Ausführung: Hardcover/SU, 400 S.
ISBN: 978-3839001776
18,95 € [D]

Genre: Urban Fantasy

© Cover- und Zitatrechte: script5 Verlag


Das Thema
Isabel lebt nicht mehr in Minnesota. Sie ist mit ihrer Mutter ins sonnige L.A. gezogen, vor allem, um Cole zu vergessen. Nachdem sie ihn so lange nicht mehr gesehen hat, scheint sie den Trennungsschmerz endlich überwunden zu haben. Isabel versucht sich auf ihre eigenen Aktivitäten zu konzentrieren, obwohl sie sich nie mit dem Leben ausgesöhnt hat. Doch plötzlich steht Cole vor ihr. Isabel hat sich geschworen, nicht mehr auf seinen charismatischen Charme reinzufallen. Vor allem möchte sie sich unter keinen Umständen wieder in ihn verlieben. Warum ist Cole wirklich nach L.A. gekommen? Nur wegen ihr? Oder gibt es da noch andere Gründe?

Die Rezension

Der Anfang: Ich bin ein Werwolf in L.A.

Ein wahres Glück für die Leser, dass Erfolgsautorin Maggie Stiefvater (Nach dem Sommer-Trilogie) die Muse gepackt hat und sie die Charaktere ihrer berühmtesten Trilogie noch nicht loslassen wollte. "Schimmert die Nacht" ist ein Spin-off, ein Einzelband, in dem nicht Grace und Sam die Hauptrolle spielen, sondern die eindrücklichen Rebellen Cole und Isabel. Das Buch kann man getrost als Einzeltitel lesen. Viel mehr Spaß macht es aber, wenn man die Haupttrilogie mit der Vorgeschichte und den Beziehungen der Personen untereinander kennt.

"Warum bist du hier?", fragte ich. 
"Du."
Es war die perfekte Antwort, gesagt auf unperfekte Weise. Wie schnell er geantwortet hatte. "Du." Mehr nicht. Es war so einfach, nur ein einziges Wort zu sagen. Ich wollte, dass er es noch einmal sagte, damit ich beim zweiten Mal die Chance hatte, etwas dabei zu fühlen. - Isabel, S. 35

Schon der Prolog reißt den Leser mit. Die Autorin greift hier etwas vor und schildert Ereignisse der Geschichte, die noch in der Zukunft liegen, die man aber noch nicht in Zusammenhang bringen kann. Ein geschickter Schachzug. Denn so packt einen der Wolf, pardon, die Geschichte sofort. Das Interesse ist da, die Story kann beginnen.
Apropos Wolf. Leser, die hier eine Urban Fantasy Geschichte erwarten, in der der phantastische Anteil hochgehalten wird, sollten ihre Erwartungen etwas zurückschrauben. "Schimmert die Nacht" hat zwar das Werwolf-Gen, aber lange nicht so ausgeprägt wie in der Nach dem Sommer-Trilogie. Die Geschichte liest sich vielmehr wie ein zeitgenössischer Roman. Ein toller Kontrast!

Cole und Isabel sind wahrlich kontrastreiche Charaktere. Cole, der abgewrackte Rockstar - immer hibbelig, offensiv und charismatisch. Isabel, die unnahbare Schöne - sehr schlagfertig, bissig und kühl. Beide sind sehr unterschiedlich und scheinen doch aus dem gleichen Holz geschnitzt zu sein. Die Anziehung, die zwischen den Hauptcharakteren besteht, bemerkt man ab der ersten Buchseite.
Indem die Autorin die Geschichte aus beiderlei Perspektiven erzählt, bekommt man genau mit - manchmal versteckt, manchmal offensichtlich -, was Cole und Isabel füreinander empfinden. Sie sind gebrannte Persönlichkeiten. Vor allem Isabel hat echte Bindungs- und Zukunftsängste. Es fällt ihr schwer über ihren Schatten zu springen.
Neben den offensichtlichen Charaktereigenschaften haben beide noch Merkmale, die versteckt, für die Öffentlichkeit nicht offensichtlich, unter der Oberfläche lauern. Cole und Isabel sind sehr leicht verletzbar, darum auch sehr empfindlich, schnell wütend oder gekränkt.

Er war müde und wach. Ganz oben und ganz unten. Himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Er verwandelte Menschen in Objekte und wenn er mit ihnen fertig war, warf er sie weg.
"Was hast du denn auf einmal?", fragte er.
"Diese Frage wird dem Problem nicht mal annähernd gerecht", entgegnete ich. [...]
"Und was für ein Problem soll das sein? Wenn du so nett wärst, mich aufzuklären?"
Ich deutete mit dem Finger auf ihn. "Du! Du bist das Problem!" - Isabel S. 279

"Schimmert die Nacht" lebt von einem kreativen, rockigen und scharfzüngigen Plot. Der Stil ist herausragend. Dabei besitzt das Buch keinen deutlichen Spannungsbogen, liest sich dafür mit konstant hohem Interesse und begeistertet Aufmerksamkeit. Cole und Isabel sind in ihrer Art einzigartig. Sie sind lustig, aber auch schwierig. Obwohl sie nicht voneinander lassen können, strapazieren sie die Nerven des jeweils anderen. Sie gehen tief unter die Haut.
Am Ende versteht man auch die Andeutungen im Prolog. Der Schluss ist nochmals ein kleines Highlight, lädt zum Schmunzeln und wohligen Seufzen ein. Schön war's!

Das persönliche Fazit
Ich wäre mit Cole und Isabel gerne noch ein bisschen länger durch die Nacht geschimmert. Die rockig-bissige Geschichte macht wahnsinnig viel Spaß, liest sich sehr eindrücklich und bleibt im Gedächtnis. Hiermit hat Maggie Stiefvater erneut bewiesen, dass sie zu den Top-Autoren für All Age-Leser und junge Erwachsene gehört. Ihr Stil ist beachtlich, ihrer Charaktere vorzüglich. "Schimmert die Nacht" rockt, amüsiert, bewegt und leuchtet. 5 Sterne!


Aufmachung: 4,5 / 5
Handlung: 4 / 5
Charaktere: 5 / 5
Lesespaß: 4,5 / 5
Preis/Leistung: 5 / 5

© Damaris Metzger, damarisliest.de



Die Nach dem Sommer-Trilogie der Autorin: