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Montag, 1. Februar 2016

Review zu "Divinitas" von Asuka Lionera



Drachenmond Verlag (November 2015),
Taschenbuch, 348 Seiten,
14,90 € [D]


"Eine Halbelfe!", ruft der Ritter angewidert und spuckt auf den Boden neben mir aus, während er meinen Arm fest umklammert. "Ich dachte, diese Missgeburten hätte man ausgerottet!"
Sie haben sie gesehen! Sie haben meine Ohren gesehen! Sie wissen, was ich bin!

Von den Elfen verachtet und den Menschen gefürchtet hat sich die Halbelfe Fye in die Abgeschiedenheit zurückgezogen. Doch sie wird enttarnt und gefangen genommen und an der Schwelle von Leben und Tod gerät sie in eine uralte Fehde. (Text-, Cover- und Zitatrechte: Drachenmond Verlag)


Ich will es nicht tun. Ich will nicht ins Dorf.
Aber ich weiß, dass ich es muss.
Nicht, weil ich den langen Marsch von etwa einem halben Tag scheue. Auch nicht, weil mir bei den dort verlangten Preisen die Galle hochkommt.
Sondern wegen der Menschen. - S. 5/6


Meine Meinung
Bücher über Elfen, in sämtlichen Formen und Auslegungen, sind so alt wie die Geschichte des Fantasyromans. Sogar in diversen Märchen hat die Elfe einen Stammplatz. Diese Fantasyfigur besitzt etwas sehr Anziehendes. "Divinitas", ein Erstlingswerk, enthält beides: Vertrautes und Überraschung.

Schon auf den ersten Seiten stellte sich bei mir das Gefühl des völligen Abtauchens in die Buchwelt ein. "Divinitas" entstand aus einer Idee des Computer-Rollenspiels, im positiven Sinn. Denn diese Ideen sind meist sehr umfangreich und liebevoll gestaltet. Das kommt auch dem Buch zugute.
Die Rolle der Halbelfe Fye, die geächtet in der Abgeschiedenheit leben muss, interessiert sofort.
Die Autorin hat eine schöne Erzählweise. Sie schreibt ohne viele Schnörkel und sehr gut verständlich. Das Setting ist mittelalterlich-phantastisch, die (Halb)Elfen teilen sich den Schauplatz mit Menschen, Rittern und Königen. Anfangs fallen diverse Wortwiederholungen und sich wiederholende Beschreibungen auf, die mit dem Verlauf der Geschichte abnehmen, sogar verschwinden. Einige Ausdrücke empfand ich für die altertümliche Epoche zu modern (Quatsch, Herzchen in den Augen, Vollidiotin, ...)

Ich weiß so wenig über ihn und doch bin ich ihm mit Haut und Haaren verfallen. Ein Gefühl, das ich nicht kenne und das mir Angst macht. Diese Sehnsucht in meiner Brust treibt mit in den Wahnsinn und ich verwandle mich in seiner Gegenwart in eines dieser hirnlosen Mädchen, die ich im Dorf Thiras so abwertend betrachtet habe. - S. 122

Fye, die Ich-Erzählerin der Geschichte, hat mich mit ihrer Art sehr zwiegespalten. Sie ist schüchtern, aber auch mutig, klug und bedacht, aber auch naiv - folglich mochte ich sie stellenweise gerne und war einige Seiten weiter von ihr genervt.
Leider gefiel mir die Lovestory nicht sehr gut. Fyes Sicht auf "ihre Männer" ist sehr kitschig. Das zeigt sich in häufigen Erwähnungen von körperlichen Vorzügen und einem Liebes-Hin und Her, wie ich es nicht gerne lesen mag. So verfällt sie sofort und komplett einem Unbekannten, differenziert dann wieder, weil sie von ihrer ersten Begegnung ebenfalls fasziniert ist. Gleichzeitig erzählt sie, sie fühle sich z.B. bei Vaans Berührungen unwohl, fliegt ihm aber ein paar Seiten später buchstäblich um den Hals.
Das Buch enthält Erotikszenen, die für mich recht unerwartet kamen, da ich eher an ein Jugendbuch dachte. Sie sind ausführlich und gut umgesetzt, wären für die Geschichte aber nicht zwingend nötig gewesen, weil der Roman auch ohne Erotik funktionieren würde.

Die komplette Geschichte bleibt spannend und abwechslungsreich, dadurch, und ungeachtet der Charaktere, war mein Interesse konstant hoch. Die Bösen gefielen mit deutlich besser als die Guten, und teilweise wurde ich komplett überrascht. Einige Szenenwechsel könnten kurz verwirren und man muss umdenken. Dieses Stilmittel ist sehr gut eingesetzt. "Divinitas" endet abgeschlossen und ohne offene Fragen oder Unklarheiten.

Fazit
"Divinitas" ist ein Debütroman für Elfenliebhaber. Das mittelalterliche Fantasysetting und der Verlauf der Geschichte gefielen mir sehr gut. Sprachlich entwickelt sich das Buch mit dem Handlungsverlauf. Allerdings empfand ich die Liebesgeschichte als viel zu kitschig und auch die Hauptcharaktere konnten mich nicht für sich einnehmen. Trotzdem war mein Interesse an der Handlung hoch, weil sich das Buch spannend, durchaus flüssig, und oftmals überraschend liest. Und dass, obwohl es sich auf sonst vertrautem Fantasyterrain bewegt. Ich vergebe 3 von 5 Punkte.

© Damaris Metzger, damarisliest.de