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Samstag, 27. August 2016

Review zu "Mord ist nichts für junge Damen: Ein Fall für Wells & Wong" von Robin Stevens



Knesebeck Verlag (August 2016), Band 1/9
Hardcover, 288 Seiten,
übersetzt von Nadine Mannchen,
14,95 € [D]


Deepdean-Mädchenschule, 1934. Als Daisy Wells und Hazel Wong ihr eigenes, streng geheimes Detektivbüro gründen, gibt es zuerst gar kein wirklich aufregendes Verbrechen zum Ermitteln. Doch dann entdeckt Hazel die Lehrerin Miss Bell tot in der Turnhalle. Zuerst denkt sie, es sei ein schrecklicher Unfall gewesen. Aber als Daisy und sie fünf Minuten später zurückkommen, ist die Leiche verschwunden. Jetzt sind die Mädchen sicher: Hier ist ein Mord geschehen! Und nicht nur eine Person in Deepdean hätte ein Motiv gehabt ...
Nun haben Daisy und Hazel nicht nur einen Mordfall aufzuklären - zuerst müssen sie beweisen, dass es überhaupt ein Mord war. Fest entschlossen, der Sache auf den Grund zu gehen, bevor der Mörder wieder zuschlagen kann (und bevor die Polizei eingeschaltet wird, natürlich), müssen Hazel und Daisy nach Beweisen suchen, Verdächtige ausspionieren und all ihre Intuition einsetzen. Doch werden sie Erfolg haben? Und wird ihre Freundschaft diese Herausforderung bestehen? (Text-, Cover-  und Zitatrechte: Knesebeck Verlag)


"Da ist sie", sagte ich und zeigte mit dem Finger auf die Stelle. "Ich hab's euch ja gesag-"
Doch als ich an meinem ausgestreckten Arm entlang auf den Boden Blickte, wo - nur Minuten zuvor - Miss Bell gelegen hatte, fehlte von ihr jede Spur. Die Turnhalle war vollkommen leer und ruhig. Nur ein kleiner dunkler Fleck auf den polierten Dielen zeigte, wo sich ihr Kopf befunden hatte.
- S. 30


Meine Meinung
"Mord ist nichts für junge Damen" hatte vom ersten Moment diese magische Anziehung auf mich. Dabei kannte ich weder die Autorin, noch hat dieses brandneue Jugendbuch das kleinste Bisschen mit Magie zu tun. Der Roman sieht besonders aus und er klingt auch sehr besonders, wie eine Art Revival altertümlicher Internats-Krimis. So etwas gab es doch früher, oder? Jedenfalls scheint sich hier der erste Eindruck zu bestätigen. Robin Stevens Debüt ist ein charmantes Lesevergnügen mit einer Geschichte, die aus der Masse heraussticht.

Daisy Wells und Hazel Wong, beide 13-jährige Schülerinnen der Deepdean-Mädchenschule, haben eine Detektei gegründet. Daisy ist die Vorsitzende, Hazel die Schriftführerin. Ihre bisherigen Fälle (heimlich fremde Tagebücher lesen und anderen Schülerinnen hinterherspionieren) waren nicht sehr aufregend. Das ändert sich schlagartig, als Hazel in der Turnhalle die Leiche einer Lehrerin findet ... die nur Minuten später wie vom Erdboden verschluckt ist.
Schon auf den ersten Seiten wird klar, das wird ein entzückendes Lesevergnügen. Die Sprache ist gepflegt, angepasst an Romane der 30er-Jahre, jedoch modern interpretierte und gut verständlich. Auch das Schriftbild wurde authentisch an die Geschichte angepasst. Die schwarz-weiße Übersichtskarte der Schule und einen Auflistung der wichtigsten Personen schmücken das Buch zu Beginn. Hier stimmt alles, und der Roman macht im Gesamtbild einen sehr hochwertigen Eindruck.

Ich-Erzählerin Hazel hat einen tollen, oft trockenen, Humor. Sie ist die Sympathieträgerin der Geschichte. Als Leser erhält man einen guten Einblick in ihre Hintergrundgeschichte, ihre Stärken, aber auch Schwächen und Ängste. Hazel ist Daisy gegenüber sehr ergeben und angepasst. Dagegen wirkt Daisy fast schon zickig und resolut, oft nicht sehr freundlich gegenüber ihrer Freundin. Im Laufe der Geschichte finden beide Mädchen erst richtig zueinander, bis sich am Ende ein liebevoll-respektvolles Miteinander entwickelt. Das wirkt glaubhaft und gut durchdacht.

Der Kriminalfall, bzw. die Spannung, wurde an die Zielgruppe angepasst. So hat die Geschichte auch Passagen, in denen augenscheinlich nicht viel passiert, die Ermittlungen nebensächlich werden. Aber selbst dann ist die Anziehung der Handlung ungebrochen. Gegen Schluss steigert sich die Spannung und die Lösung des Falls wird für viele Leser unerwartet oder überraschend sein. Die Handlung ist für diesen ersten Band abgeschlossen, weitere Folgen werden hoffentlich folgen.

Fazit
"Mord ist nichts für junge Damen", der erste Fall der Detektei Daisy Wells & Hazel Wong, ist ein Highlight im Jugendbuch. Die Geschichte hat eine exzellente gehobene Sprache, die zum Flair einer Mädchenschule der 30er-Jahr passt. Sie liest sich sehr charmant mit einem feinen Humor. Der Kriminalfall ist besonders und unaufgeregt spannend, die beiden jugendlichen Detektivinnen sind eine Klasse für sich. Diese moderne, junge Version eines Agatha Christie-Krimis kann sich äußerlich und innerlich sehen lassen und ist eine große Empfehlung! Ich hoffe auf viele weitere Fälle für Wells & Wong. Für den Reihenstart gibt es von mir 4,5 von 5 Punkte.

© Damaris Metzger, damarisliest.de





Reiheninfo Ein Fall für Wells & Wong-Serie:

Band 1 - Mord ist nichts für junge Damen