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Sonntag, 12. Februar 2017

"Der Kuss der Lüge: Die Chroniken der Verbliebenen" von Mary E. Pearson



Das Thema
Lia ist eine Erste Tochter des Königshauses Morrighan. Sie soll eine besondere Gabe besitzen, und zudem unfreiwillig verheiratet werden, um die Beziehung zum Nachbarland zu stabilisieren. Ihr versprochener Ehemann ist ein Prinz, denn Lia noch nie im Leben gesehen hat. Im letzten Moment setzt Lia ihre heimlichen Pläne in die Tat um, verlässt den Königshof und flieht in eine Stadt am weit entferntesten Punkt des Landes. Dort arbeitet sie in einer Taverne als Schankmädchen und will sich ein neues, ruhiges Leben aufbauen. Sie weiß nicht, dass bereits zwei Männer auf der Suche nach ihr sind. Einer ist ein Attentäter, ausgesandt, um die Prinzessin zu töten. Der andere ist der verschmähte Prinz, den Lia eigentlich heiraten sollte.

© Cover- und Zitatrechte: One Verlag (Bastei Lübbe AG)


Ich hatte ihn kalt erwischt. Mehr, als dass ich es sah, hatte ich es gefühlt. Seine spürbare Unrast. Ein Prickeln auf meiner Haut. Die Härchen, die sich in meinem Nacken aufstellten. Warum? Was hatte ich getan? Ich wusste es nicht, aber ich starrte noch auf den schwarzen Tunnel des Pfads, in dem er verschwunden war, bis der Wind an den Ästen über mir rüttelte und mich daran erinnerte, dass es schon spät und der Wald sehr dunkel und ich allein war. - Lia, S. 114


Das Leseerlebnis
Ich muss gestehen, der Hype, der von englischsprachigen Bloggern und Medien um "Der Kuss der Lüge" gemacht wurde, ging an mir vorbei. Richtig neugierig wurde ich erst, als ich das Buch (und die Folgebände) in den Verlagsvorschauen entdeckte. "Die Chroniken der Verbliebenen" umfasst vier Bände, die im Halbjahresabstand erscheinen. Die Reihe ist also perfekt für Leser, die gerne lange in einer Geschichte verweilen und deren Fortsetzungen nicht allzu lang auf sich warten lassen. Jetzt, nach dem Lesen des ersten Bandes, sage ich ganz klar: Es lohnt sich dranzubleiben!

Die Geschichte spielt in einem reizvollen Genre, bzw. einer Art Genremischung. Das Buch liest sich wie historische Fantasy oder High Fantasy. Dementsprechend ist auch das Setting altertümlich, in einer eigenen Welt, der Stil jugendlich und gut verständlich, dazu sehr hochwertig. Während der Geschichte erfährt man jedoch, dass das Königreich Morrighan, bzw. auch die Nachbarländer, aus einer vorherigen Welt entstanden sind, die zerstört wurde. Darum auch der Reihentitel "Die Chroniken der Verbliebenen". Theoretisch könnte die Geschichte also auch in der Zukunft spielen. Für mich war das Lesegefühl aber ganz klar eines der historischen Fantasy, mit einem angenehmen Hauch von Magie.

Erfahrungsgemäß sind diese Art von Romanwelten sehr komplex und besonders thematisiert. Darum begeisterte mich die simple Idee sofort: Eine Prinzessin flieht vor der Hochzeit mit einem unbekannten Prinzen, doch der Prinz und ein Attentäter machen sich auf die Suche nach ihr.
Aus dieser einfachen Thematik entsteht eine umfangreiche Geschichte, ein richtig toller Schmöker, vor einem plausiblen und spannenden Hintergrund. Außerdem hat die Autorin die Personen Prinz und Attentäter ein fesselndes Verwirrspiel eingeflochten, das mich überraschen konnte.

Die Charaktere, allen voran die Hauptprotagonistin, Prinzessin Lia, haben ein sehr gewinnendes Wesen und sind detailliert ausgearbeitet. Die vom Verlag propagierte Dreiecksliebesgeschichte, die viele Leser abschrecken könnte, kann ich nicht vollständig bestätigen. Im Grunde ist die Sache schnell klar und Kitsch findet man keinen. Zum Glück!
Weil die Geschichte umfangreich ist, man immer sehr ausführlich an den Erlebnissen von Ich-Erzählerin Lia teilnimmt, kam sie mir machmal zu lang vor. Nicht langweilig, denn die verschiedenen Perspektiven, gerade die des Prinzen und des Attentäters, die man lange nicht zuordnen kann, halten das Interesse hoch. Jedoch hätte zum Beispiel eine ausgiebige und sehr umfassende Reise gekürzt werden können, ohne die Geschichte zu beeinträchtigen. Zweifelsohne ist das Buch wunderbar zu lesen. Nach einem aufregenden Ende, nach dem ein neuer Abschnitt beginnen wird, freue ich mich sehr, sehr auf Band 2.

Das Fazit
"Der Kuss der Lüge: Die Chroniken der Verbliebenen" eilt der Ruf eines epischen Buches voraus. Das unterschreibe ich gerne. Denn um eine recht simple Idee entsteht eine großartige Geschichte, die umfangreich und ausführlich ist, durch ein spannendes Ratespiel jedoch nochmals aufgewertet wird. Die Charaktere nehmen sofort für sich ein, und die Konstellation aus der geflüchteten Prinzessin Lia, dem verschmähten Prinzen und dem geheimnisvollen Attentäter entpuppt sich nicht als typisches Liebesdreieck. Die Folgebände sind heiß ersehnt! Für "Der Kuss der Lüge" gibt es von mir 4 von 5 Sternen.


© Damaris Metzger, www. damarisliest.de


One Verlag (Februar 2017) - Band 1/4 - Hardcover mit Schutzumschlag,  560 Seiten - 18,00 € [D]
Originaltitel: The Kiss of Deception: The Remnant Chronicles  - Übersetzt von Barbara Imgrund - ab 14 Jahren



Reiheninfo Die Chroniken der Verbliebenen-Tetralogie:

Band 1 - Der Kuss der Lüge
Band 2 - Das Herz des Verräters, Mai 2017
Band 3 - Die Gabe der Auserwählten, Herbst 2017
Band 4 - Der Glanz der Dunkelheit, Frühjahr 2018