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Dienstag, 9. Mai 2017

"All die verborgenen Dinge" von Sarah Moore Fitzgerald



Das Thema
Unten am Fluss liegt das Glück. Genauer gesagt im Wohnwagen am Flussufer. Er ist einer dieser wenigen Orte auf der Welt, wo man sagen kann, was man denkt und sich nicht verstellen muss. Dort wohnt Ned. Er ist neu an Mintys Schule und so ganz anders als alle anderen. Die Mitschüler finden ihn seltsam, wollen nichts mit ihm zu tun haben. Aber Minty ist fasziniert. Ned traut sich, ganz er selbst zu sein, egal, was andere denken. Im Gegensatz zu Mintys Eltern, die sich gerade getrennt haben und so gar nicht sie selbst sind. Durch ihre Freundschaft zu Ned sieht Minty, was so vielen verborgen bleibt: Wir entscheiden selbst, wie wir die Welt sehen. Glück ist kein Wunder, wir haben es selbst in der Hand.

© Klappentext-, Cover- und Zitatrechte: FISCHER KJB


Er ging mir ständig durch den Kopf. Der Junge, der im Wohnwagen lebte. Der Junge mit den Pferden. Der Junge, der um Mitternacht ein großes Feuer machte und auf einem Autoreifen über den Fluss schwang, vor und zurück, und dabei laute, unverständliche Schreie ausstieß. Dieser Junge, von dem alle sagten, er tauge nichts. - S. 32


Das Leseerlebnis
Sarah Moore Fitzgerald hat mich mit ihrem liebevollen Roman "Das Apfelkuchenwunder" völlig verzaubert. Da war es für mich nur logisch, dass ich auch ihren neuesten Roman lesen wollte. Auch in "All die verborgenen Dinge" geht es um Freundschaft - um eine sehr besondere, etwas ungewöhnliche Freundschaft. Dennoch sollte man sich unvoreingenommen auf die Geschichte einlassen, nur dann entfaltet sie ihre einzigartige Aussagekraft.

Im Buch geht es um Minty, ein Mädchen, das in Irland lebt. Mich hat der Ort sehr vereinnahmt, denn die Atmosphäre ist speziell. Mintys führt ein recht normales Leben, in einer normalen Schulklasse mit normalen Freunden. Doch in letzter Zeit verstehen sich ihre Eltern nicht mehr so gut, und das setzt Minty mehr zu als sie sich selbst eingestehen mag.
Dann gibt es da noch diesen Nachbarort, abseits aller Normalität. Jedes Kind wird davor gewarnt, sich dort aufzuhalten, denn Nettlebog wirkt mystisch und entwickelt eine ganz starke Anziehungskraft. Genau da, am Fluss unter alten Bäumen, steht ein Wohnwagen. Dort wohnt Ned mit seiner Großmutter und seinen zwei Pferden. Ned ist neu an Mintys Schule und gilt als Sonderling; als Rüpel, der es wagt, mit seinem Pferd über den Schulhof zu galoppieren, und sich auch sonst nicht um Ordnung und Konventionen schert. Doch Minty gibt nichts auf all die (Vor)Urteile und Meinungen, sie hält zu Ned und ist auch irgendwie fasziniert von ihm. Außerdem ist er eine willkommene Zuflucht vor ihren Problemen zuhause. Bald entsteht zwischen ihnen eine zaghafte Freundschaft.

Ich weiß nicht so richtig, wie ich es beschreiben soll, denn die Geschichte von Minty und Ned erschien mir so losgelöst von jeder anderen Geschichte, die ich bis dato gelesen hatte. In einem direkten, ursprünglichen Stil geschrieben, wirkt sie fast etwas unwirklich, poetisch und nicht fest in Zeit und Raum verankert. Das meine ich jetzt tatsächlich positiv, denn "All die verborgenen Dinge" spielt im Hier und Jetzt. Manchmal war ich überrascht, wenn sich Elemente der Geschichte als zeitgenössisch herausstellten. Ich konnte nie recht nachvollziehen, warum sich manche Menschen im Buch so sehr an Ned und seinen Pferden stören. Er ist einfach weit entfernt vom Spießbürgertum und zieht damit wohl jedes Vorurteil an. Das empfand ich als sehr aufwühlend.

Solch eine Geschichte auf gerade mal 230 Seiten zu erzählen, erfordert einiges an Fingerspitzengefühl. Und davon hat die Autorin eine Menge. Es ist eine eindrücklich erzählte Geschichte über den Mut der Freundschaft, vor allem, wenn man sich damit gegen die Masse stellen muss. Einzig einem großen Ereignis am Ende, hätte noch mehr Raum eingeräumt werden können, bzw. hätte man das letzte Kapitel meiner Meinung nach streichen können. Auch ohne dieses wäre die Geschichte vollständig gewesen.

Das Fazit
"All die verborgenen Dinge" ist eine Geschichte über eine besondere Freundschaft. Über Zusammenhalt, über Naturverbundenheit und Ursprünglichkeit, auch wenn man sich damit gegen so manche Konvention stellen muss. Es ist eine einfache und sehr klare Geschichte, die gerade dadurch bewegt, und deren Poesie und Tiefgang erst nach einiger Zeit an die Oberfläche drängt. Obwohl sie recht kurz erzählt ist, wirkt sie nach dem Lesen noch lange nach. 4 von 5 Sterne gibt es dafür von mir.


© Damaris Metzger, www.damarisliest.de


FISCHER KJB (März 2017) - Hardcover mit Schutzumschlag, 240 Seiten - 14,99 € [D]
Originaltitel: A very good Chance - Übersetzt von Adelheid Zöfel - ab 12 Jahren