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Sonntag, 6. Januar 2019

"Cinder & Ella" von Kelly Oram



Das Thema
Nach einem schweren Autounfall hat Ella ein Jahr voller OPs und Rehas hinter sich. Und nun muss sie auch noch zu ihrem Vater und dessen neuer Familie ziehen, die sie überhaupt nicht kennt. Ella will nur eins: ihr altes Leben zurück. Deshalb beschließt sie, sich nach langer Zeit wieder bei ihrem Chatfreund Cinder zu melden. Er ist der Einzige, der sie wirklich versteht, und obwohl sie ihn noch nie getroffen hat, ist Ella ist schon eine halbe Ewigkeit heimlich in ihn verliebt. Was sie nicht weiß: Auch Cinder hat Gefühle für sie. Und er ist der angesagteste Schauspieler in ganz Hollywood.

© Klappentext-, Cover- und Zitatrechte: One Verlag


"Du hast ihn noch nie persönlich getroffen. Alles, was er sagt, könnte gelogen sein - wie willst du das wissen?"
Ich gebe zu, dass ich mich genau das auch gefragt hatte, weil Cinders Leben ein wenig nach dem eines Rockstars klang, aber inzwischen kannte ich ihn lange genug, um überzeugt zu sein, dass er kein Lügner war. "Das glaube ich wirklich nicht, Mom. Kann schon sein, dass er manchmal ein bisschen übertreibt, aber wer tut das nicht? Und was macht das schon? Er ist bloß ein Internetfreund. Er lebt in Kalifornien.
"Ganz genau. Warum also verschwendest du so viel Zeit mit ihm?"
"Weil ich ihn mag. Mit ihm kann ich reden. Er ist mein bester Freund."
- S. 11/12


Das Leseerlebnis
"Oh, toll! Eine Cinderella-Story." Das waren, zugegeben, erst meine zweiten oder dritten Gedanken, als ich "Cinder & Ella" entdeckte. Den Märchen-Bezug zu den Namen der beiden Hauptprotagonisten stellte ich nämlich erst nach einer Weile her. Machte aber nichts, denn dass ich dieses Buch lesen wollte, war mir auf den ersten Blick klar. Die wunderschöne Optik ist einfach nur anziehend (Türkis ist sowas von komplett meines!) und der Klappentext klang auch nicht schlecht. Dazu kam später, dass gefühlt jeder über die Geschichte sprach und sie in den höchsten Tönen lobte. Und ja, ich fand sie nett und unterhaltsam. Aber eben auch nicht mehr - nur nett. Statt dem vielgelobten Tiefsinn, lag der Fokus eindeutig auf der Unterhaltung und einer süßen, siehe Buchtitel, Cinderella-Lovestory.

Zunächst beginnt die Geschichte sehr tragisch und traurig. Ella verliert bei einem Unfall ihre Mutter. Sie selbst behält schwerste Verbrennungsnarben, ist für ihr Leben gezeichnet. Nach langer Reha muss Ella auch noch zur neuen Familie ihres Vaters ziehen, der sie und ihre Mutter vor Jahren verließ. Kontakt zu früheren Freunden hat sie keinen mehr. Die einzige verbliebene Bezugsperson ist ihr bester Freund Cinder, eine Internetbekanntschaft. Doch bei ihm hat sie sich seit dem Unfall nicht mehr gemeldet. Was Ella nicht weiß, Cinder ist ein Hollywood-Star. Und plötzlich wohnt sie ganz in seiner Nähe.

Ich muss sagen, das märchenhafte Grundthema der Geschichte, die Namensfindung, inklusive der Einbeziehung eines erfundenen Fantasyromans, und der Spannungsaufbau sind großartig. Das alles sorgt für großen Lesespaß und ist sehr kreativ. Allerdings finde ich die Übertreibungen innerhalb der Geschichte komplett überzogen. Ella ist körperlich und psychisch schwer traumatisiert, schwärmt aber von ihren heißen und sexy Physiotherapeuten und Krankenpflegern (in ihrer Situation wäre das auf meiner Prioliste wahrscheinlich auf Platz 984). Alle sind wunderschön, aber böse und gemein zu Ella, jedes Erlebnis ist schlimm, sie wird von jedem gemobbt, niemand beachtet sie, und so weiter und so fort. Manche Dinge widersprechen sich innerhalb dieser Übertreibungen, was mich ziemlich nervte. Und ja, mir ist vollkommen bewusst, dass es hier um eine Cinderella-Adaption geht. Trotzdem, für eine Real-Life-Story war mir das zu oben drüber.

Die Lovestory selbst fand ich dagegen wirklich märchenhaft-süß. Besonders Cinders Charakter ist toll dargestellt, sehr greifbar und plausibel. Da sich Ella und Cinder den Großteil der Geschichte über nicht sehen, nur in Chats, später per Telefon kommunizieren, und nicht einmal die Identität voneinander kennen, bleibt die Spannung groß. Als Leser ist man den beiden hier immer einen Schritt voraus. Dass es am Ende recht schnell geht, lässt sich verschmerzen. Der Unterhaltungsfaktor ist hoch, der Schlusssatz zum Schmunzeln herrlich. Die Geschichte kann abgeschlossen gelesen werden, besteht aber im Original aus zwei Bänden.

Das Fazit
"Cinder & Ella" - die tragisch-süße Märchenadaption, die jeder in den höchsten Tönen lobt - gefiel mir gut. Das Buch ist spritzig zu lesen, manchmal lustig, manchmal bitter und auch ein bisschen traumhaft-romantisch. Leider oftmals, und trotz gewolltem Aschenputtel-Feeling, sehr übertrieben. Für mich zu sehr und keinesfalls authentisch. Darum bleibt es nette Leseunterhaltung, die wie im Flug vergeht. Mehr sehe ich darin aber nicht. 3 von 5 Sterne vergebe ich dafür.


© Damaris Metzger, www.damarisliest.de


One Verlag (September 2019) - Band 1/2 - Klappenbroschur, 444 Seiten - 12,90 € [D]
Originaltitel: Cinder & Ella - Übersetzt von Fabienne Pfeiffer - ab 14 Jahren



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