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Montag, 28. Januar 2019

"Wie Eulen in der Nacht" von Maggie Stiefvater



Das Thema
Jeder träumt von einem Wunder, aber nicht jeder ist bereit dafür.

Wem nur noch ein Wunder helfen kann, der findet stets seinen Weg in die Wüste Colorados und zur außergewöhnlichen Familie Soria. Doch die Wunder der Sorias sind unberechenbar und wer sie aus eigener Kraft nicht vollenden kann, zahlt einen hohen Preis. Auch Daniel Soria bewirkt diese Wunder mit der Ernsthaftigkeit und Hingabe, die es braucht. Doch dann bricht er die wichtigste Regel seiner Familie: Er mischt sich in ein Wunder ein. Dadurch entfesselt er eine Magie, die seinen Tod bedeuten könnte.

© Klappentext-, Cover- und Zitatrechte: Knaur Verlag


Es war dunkel, so wahrhaft dunkel, wie es eben in der Wüste wird, und die drei Sorias hatten sich im Laderaum eines kleinen Lkw versammelt. Seit etwa einer Stunden schubsten über ihnen die größeren Sterne die kleineren als hübsche Schnuppen von ihrem Platz am Himmel. Darunter war der Himmel tiefschwarz [...].
Es war still, bis auf das Radio und die Wunder.
- S. 8


Das Leseerlebnis
Die Romane von Maggie Stiefvater gehören für mich zur Pflichtlektüre, denn die Autorin konnte mich bisher mit jedem ihrer Bücher begeistern und mich, vor allem, faszinieren. Ihre Geschichten sind weniger dem phantastischen Jugendbuch als viel mehr einem magischen Realismus zuzuordnen, der nicht ganz einfach zu verarbeiten und manchmal schwer zu begreifen ist. "Wie Eulen in der Nacht" bildet hier keine Ausnahme, ist vielleicht sogar noch eine Stufe ausgeprägter zu lesen als alles bisher Dagewesene. Und obwohl auch ich mich von der Geschichte oftmals herausgefordert sah, hat sie mich so stark für sich eingenommen, dass sie mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

"Wie Eulen in der Nacht" ist eines der Bücher, bei denen ich den Klappentext hundertmal lesen und noch immer nicht ermessen kann, um was es in der Geschichte genau geht. Die Grundstory ist einfach. Die Familie Soria hat den Ruf Wunder vollbringen zu können. Darum kommen auch immer wieder Pilger in den Ort Bicho Raro, die sich zwei Wunder von den Sorias wünschen. Mit Wunder ist hier die persönliche Dunkelheit eines jeden Menschen gemeint. Die Sorias machen diese Dunkelheit sichtbar und real - das ist das erste Wunder. Der jeweilige Pilger bleibt so lange in Bicho Raro, bis er seine Dunkelheit akzeptiert und weiß, wie er damit umgehen muss, eine Art Rätsel. Damit verschwindet die Dunkelheit und der Pilger gilt als frei oder geheilt - das ist das zweite Wunder. Den Sorias ist es streng verboten, sich in diesen Vorgang einzumischen. Denn sobald sie einem Pilger helfen, kommt die eigene Dunkelheit über die Sorias ... und diese ist viel schlimmer, als alle Dunkelheiten der Pilger zusammen.

Sofort, nach wenigen Seiten, hat mich die Atmosphäre des Buches gefesselt. Diese ist sehr (sinn)bildlich, oft düster und manchmal auch gruselig. Man weiß zwar, um was es in der Geschichte geht, kann einem roten Faden folgen, und trotzdem sind viele Elemente und Begebenheiten sonderbar und wunderlich. Maggie Stiefvaters Stil ist so metaphorisch und auf eine pragmatische Art gefühlvoll, dass man sehr genau lesen und ihre Worte zuerst verarbeiten muss. Das ist besonders, erfordert vom Leser aber auch ein hohes Maß an Aufmerksamkeit. Ich war immer wieder über die Wirkung der Geschichte verblüfft.
An manchen Stellen hätte ich mir mehr Handlung und weniger Rückblicke zu (scheinbaren) Nebensächlichkeiten gewünscht. Dadurch wirkt der Roman manchmal zu lang, obwohl es die Geschichte nicht ist. Als Gesamtbild ergibt sich am Ende ein beachtenswertes Werk, handwerklich sicherlich ungewöhnlich und einzigartig. Ich fand's super!

Das Fazit
"Wie Eulen in der Nacht" war für mich das ungewöhnlichste Buch von Maggie Stiefvater, aber auch eines der sinnbildlichsten und faszinierendsten. Ich denke, ich habe noch niemals eine Geschichte gelesen, die auf diese Art erzählt wurde. Das mag machmal sperrig sein und sich rhetorisch fast schon etwas obendrüber anfühlen, hat mir jedoch ein paar eindrückliche Lesestunden beschert. Mich hat die Geschichte, trotz meist langsamer Handlung, zu keiner Zeit losgelassen. Ich hatte Gänsehaut. 4 von 5 Sterne gibt es dafür von mir.


© Damaris Metzger, www.damarisliest.de


Knaur Verlag (November 2018) - Klappenbroschur, 304 Seiten - 14,99 € [D]
Originaltitel: All the Crooked Saints - Übersetzt von Katharina Volk



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