Das Thema
Niemand hatte mit einem Attentat gerechnet. Als das Mädchen mit dem Tuch vor dem Gesicht ein Messer zückt, um den Obersten Historiker Londons, Thaddeus Valentine, umzubringen, kann ihm der junge Gehilfe Tom in letzter Sekunde das Leben retten. Er verfolgt das Mädchen, das jedoch durch einen Entsorgungsschacht in die Außenlande entkommt. Dass Valentine, statt seinem Retter zu danken, den Jungen gleich mit hinausstößt, konnte ebenfalls beim besten Willen keiner ahnen ...
Damit beginnt Toms abenteuerliche Odyssee durch die Großen Jagdgründe zurück nach London. Begleitet wird er von der unbeirrbaren Hester Shaw, die fest entschlossen ist, den Mord an ihren Eltern zu rächen. Sie treffen auf Sklavenhändler und Piraten, werden von einem halbmenschlichen Kopfgeldjäger verfolgt und von einer Aeronautin namens Anna Fang gerettet. Und all das, während Valentine plant, mittels einer Superwaffe aus dem Sechzig-Minuten-Krieg die Feinde der fahrenden Städte zu vernichten ...
© Klappentext-, Cover- und Zitatrechte: FISCHER Tor
Tom spürte eine starke, sanfte Hand auf seiner Schulter und dann - er begriff gar nicht, wie es dazu kam - eine Drehung, einen Stoß, und schon kippte er über das Geländer und stürzte, wie gerade Hester Shaw gestürzt war, und griff vergeblich nach dem glatten Rand des Müllschachts. Er hat mich geschubst!, schoss es Tom durch den Kopf, und sein Erstaunen war noch größer als die Angst vor dem schwarzen Abgrund, der ihn verschlang. - S. 37
Das Leseerlebnis
Steampunk-Romane haben es bei mir nicht leicht. Irgendwie ist dieses Genre nicht ganz meines, und ich kann nicht genau definieren, warum das so ist. Obwohl meist spannend und ungewöhnlich, kann ich selten einen wirklichen Bezug zu den Personen dieser Geschichten aufbauen. Außerdem erscheinen sie mir meist recht technisch. Bei "Mortal Engines: Krieg der Städte" war das anders. Dieses Buch wollte ich lesen, beim ersten Blick auf das beeindruckende Cover und nicht zuletzt den vielversprechenden Trailer der Kinoverfilmung. Autor Philip Reeve hat seine Geschichte im Original bereits 2001 veröffentlicht, erst jetzt erscheinen alle vier Bände in kurzem Zeitabstand auch auf Deutsch.
Ganz einfach ausgedrückt, ist "Krieg der Städte" ein futuristischer Abenteuerroman. Die Geschichte spielt lange nach unserer Zeit. Die Technik ist zwar rückständiger und ursprünglicher, jedoch finden sich auch einige Sci-Fi-Elemente darin, die (meiner Meinung nach) hoffentlich nur Vision bleiben. Es ist die Zeit des Städtedarwinismus. Mobile Städte jeder Größe rollen, angetrieben von Verbrennungsöfen, auf riesigen Kettengliedern durchs Land und verschlingen einander nach dem Recht des Stärkeren. In einer dieser Städte, London, lebt Tom als niedriger Gildengehilfe. Als er den Mord an einem Gildeoberhaupt verhindert und, statt Dank, aus der rollenden Stadt geschubst wird, beginnt sein Abenteuer innerhalb einer unwirklichen und brutalen Welt.
Obwohl auch in diesem Roman viele technische Details erklärt wurden, empfand ich das so angenehm, dass ich der Handlung jederzeit problemlos folgen konnte. Das lag sicher auch am schnörkellosen und einfachen Erzählstil, der für mich keine herausragenden Merkmale hatte, das Buch jedoch zu einem angenehmen und spannenden Leseerlebnis machte. Es passiert wirklich ständig etwas, langweilig wird es nie. Ab dem Zeitpunkt, als Hauptprotagonist Tom aus der Stadt gestoßen wird - alle denken, er sei gefallen und tot -, hatte mich die Geschichte so stark gepackt, dass ich mich auf jedes Weiterlesen freute. Vielleicht ist die Handlung auch darum so gut nachvollziehbar, weil es jeweils recht schnell zu einer Lösung von Problemen kommt. Sobald man als Leser eine Sache durchschaut, wird sie auch schon aufgeklärt, meistens zumindest.
Beeindruckt hat mich der komplette Weltentwurf, für mich war dieser neu, fantasievoll und imposant. An manchen Stellen ist die Handlung sehr hart und schonungslos. Die Geschichte ist verlustreich ... und am Ende so mitreißend, dass man um die Folgebände nicht herumkommen wird.
Das Fazit
Von "Mortal Engines: Krieg der Städte" wurde ich nach ein paar Seiten so stark gepackt, dass ich mich fast ein bisschen überrumpelt fühlte. Aufgrund des beeindrucken Covers (und des Kinotrailers) wollte ich diese Geschichte lesen - zum Glück. Zu unrecht habe ich das Buch mit niedrigen Erwartungen begonnen, denn die Geschichte ist jederzeit spannend, fesselnd und irgendwie unvergesslich. Die Handlung lässt sich als klassisches, teilweise sehr brutales, Abenteuer beschreiben und ist so einfach strukturiert, dass man immer gut folgen kann. Ich bin mir sicher, am Ende will jeder sofort weiterlesen. 4 von 5 Sterne gibt es von mir.
© Damaris Metzger, www.damarisliest.de
FISCHER Tor (Oktober 2018) - Band 1/4 - Klappenbroschur, 336 Seiten - 12,00 € [D]
Originaltitel: Mortal Engines - Übersetzt von Nadine Püschel und Gesine Schröder