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Freitag, 17. August 2012

Review zu "Wenn es dunkel wird" von Manuela Martini



Arena (Juli 2012),
broschiert, 360 Seiten,
12,99 € [D]


Melody und ihre Freunde wollen einfach nur entspannte Sommerferien an der französischen Mittelmeerküste verbringen. Doch die zunehmende Hitze und unausgesprochene Gefühle zwischen ihnen heizen zusehends die Stimmung auf. Es kommt zur unausweichlichen Katastrophe - ein Jugendlicher stirbt. Mel weiß: Nur wenn sie alle schweigen, wird niemand die Wahrheit je erfahren. (Text- und Bildquelle: Arena Verlag)



Aber so ist es wohl: Je mehr man etwas aus seinen Gedanken verdrängt, umso wilder und stärker wird es, es verfolgt uns in unseren Träumen und springt uns in dem Moment an, in dem wir nicht aufpassen. S. 251


Meine Meinung
Melody, kurz Mel, wird zusammen mit ihrem Freund Claas in eine dekadente Villa nach Südfrankreich eingeladen. Dort sollen sie eine Woche mit einem Geschwisterpaar aus München verbringen, das Claas bereits kennt, weil er dem Bruder Julian Abi-Nachhilfestunden gibt. Die sorglos geplante Urlaubswoche beginnt angespannt, da sich Mel ab dem ersten Augenblick nicht mit Julians Schwester Tammy versteht. Rätselhafte Vorkommnisse, Konkurrenzkämpfe und die unerträgliche Hitze bringen die Stimmung bald an den Siedepunkt - sie droht überzukochen. Ein Dachbodenfund bringt dann Ereignisse ins Rollen, die wohl keiner der Jugendlichen erwartet hätte. Der Urlaub wird zur Katastrophe.

Auch ich habe die Arena Thriller für mich entdeckt. Und eine kürzlich gelesene Äußerung dazu, in etwa "Das spannendste Buch, dass ich je gelesen habe!", kann ich gut nachvollziehen - bei jüngeren Lesern. Für erwachsene und versierte Thrillerleser machen diese Jugendthriller durchaus Spaß und unterhalten gut. So richtig überrascht wurde ich aber noch nicht. Und dann kam Manuela Martinis neuer X-Thriller "Wenn es dunkel wird" (X-Thriller sind eine neue Sparte der Arena Thriller, etwas umfangreicher und für ein älteres Publikum ausgelegt). Und hier wurde ich überrascht. Total!

Ab Beginn der Geschichte spürt man einen Sog, ein Kribbeln und und eine nervöse Unruhe, weil man wissen möchte, was sich da zusammenbraut. Der Thriller strotzt nur so vor Atmosphäre und psychologischer Spannung.
Zum einen arbeitet die Autorin hier mit äußerlichen Gegebenheiten, wie der Landschaft/Umgebung, der dekadenten Villa und vor allem der unerträglichen Hitze. Diese Umstände sind so bildlich, mit passenden Vergleichen und Metaphern unterlegt, dass sich ein komplett stimmungsvolles Gesamtbild ergibt. Man meint, man ist dabei, spürt die Hitze, den zu warmen Pool oder die klebrige Haut.
Zum anderen stehen die, meist unausgesprochenen, Gefühle der jugendlichen Protagonisten im Vordergrund. Diese sind geprägt von sexueller Anziehung, Neid, Eifersucht, bis hin zu Hassgefühlen. Alles zusammen ergibt eine höchst explosive Mischung. Die Umstände, die dann zum explodieren der Bombe führen, sind authentisch und sehr subjektiv. Die schriftstellerischen Ergüsse des (erfundenen?) Autors Henry Paige, Vorbesitzer der Ferienvilla, spielen hier eine wesentliche Rolle. Die Verknüpfung seiner Zitate mit der Handlung, sind genial und sorgen für Gänsehaut!

Sehr gelungen fand ich die vier Hauptprotagonisten. Mel, die die Geschichte über Youtube erzählt und damit den Leser direkt anspricht (super!), ihr Freund Claas und das reiche Geschwisterpaar Julian und Tammy. Keiner der vier ist ein einfacher Charakter, alle haben etwas Schwieriges an sich. Vor allem Mel und Model Tammy wirken sehr launisch und motzig, dann aber auch wieder unsicher arrogant. Claas und Julian sind zwar Freunde, aber auch Konkurrenten, eine ungewöhnliche Vorliebe von Julian heizt die schlechte Stimmung zusätzlich an. Diese vier erleben die dramatische Ferienwoche in der Villa und der unmittelbaren Umgebung. Dadurch ist der Plot recht einfach und linear gehalten. Man kann sich vollständig auf die Geschichte einlassen und wird nicht ständig von neuen Personen abgelenkt. Am Rand agierende Personen unterstützen mit ihren Charaktereigenschaften das Gesamtbild des Thrillers.

Ob das Ende nun vorhersehbar ist oder man komplett überrascht wird, hängt von den Thrillerlesegewohnheiten jedes Einzelnen ab. Für mich gab es ein paar schönen "Huch"-Momente, die mich ein weiteres Mal überraschen konnten. Trotz der angespannten Atmosphäre musste ich einige Male schmunzeln, vor allem bei der Integration der französischen Sprache. "Wenn es dunkel wird" ist hervorragend geschrieben, sehr spannend und bissig. Der Thriller ist abgeschlossen.

Fazit
"Man kann Spannung erzeugen, ohne besonders blutig zu schreiben". Diese Aussage stammt von Manuela Martini selbst und trifft auf "Wenn es dunkel wird" zu wie die Faust ins Gesicht, das Messer in die Rippen oder den Mörder mit der Axt. Dieser X-Thriller ist so atmosphärisch, dass ich von den Eindrücken fast schon erschlagen wurde. Aber ich lebe noch, und bin dementsprechend durch die Seiten gerast. Mich hat das Buch überzeugt! Hier wurde die Messlatte für Thrillerleser ab 16+ hoch angelegt. Darum gibt es von mir auch eine ganz klare Leseempfehlung (und psst, ganz unter uns - komplett ohne Blut geht es auch in "Wenn es dunkel wird" nicht)!

© Damaris Metzger, damarisliest.de