Dieser All Age- und Jugendbuchblog wurde beendet. Schau dich jedoch gerne um! Infos dazu gibt es HIER.

Mittwoch, 2. Oktober 2013

Rezension zu "Geisterblumen" von Michele Jaffe



Verlag: FJB (September 2013)
Originaltitel: Ghost Flower
Übersetzer: Susanne Goga-Klinkenberg
Reihe: -
Ausführung: Hardcover/SU, 496 S.
ISBN: 978-3841421142
16,99 € [D]

Genre: Mystery-/Psychothiller (Jugendthriller)

© Cover- und Zitatrechte: Fischer FJB


Das Thema
Eve hat ein Geheimnis und lebt ständig in Angst vor der Polizei. Das Blatt wendet sich, als sie in der Starbucks Filiale, in der sie arbeitet, von dem Geschwisterpaar Bain und Bridgette angesprochen wird. Eve sieht der verschwundenen Cousine der Geschwister zum Verwechseln ähnlich. Sie machen Eve das Angebot, sich vor der steinreichen Familie als die verschwundene Aurora auszugeben. Damit wollen Bain und Bridgette sich das Erbe der Cousine sichern und Eve großzügig entlohnen. Diese sieht darin eine Chance, fühlt sich aber auch nicht ganz wohl. Eve Gefühl bestätigt sich und bald findet sie sich mitten in einem gruseligen Unglücksfall wieder.

Die Rezension

Der Anfang: Ihr Körper erwacht vor ihrem Geist. Die Luft fühlt sich warm auf ihrer Haut an.

Jugendthriller bieten viel Potenzial. Manche sind heutzutage kaum mehr von den erwachsenen Genrekollegen zu unterscheiden. Michele Jaffes Thriller könnte man wohl in diese Sparte packen. Schon in "Wer schön sein will muss sterben" gelang es der Autorin einen recht unvorhersehbaren Jugendthriller zu schreiben. "Geisterblumen" punktet zusätzlich bei den Charakteren und verblüfft gegen Ende dann richtig.

Im Vergessen war ich ganz groß. Ich war eine professionelle Vergesserin. Mein Gedächtnis scheint geplündert worden zu sein, und zwar nicht mit professioneller Präzision, sondern grob und rücksichtslos. - S. 21

Man könnte bei den Büchern der Autorin den Eindruck gewinnen, dass diese nicht viel Wert auf sympathische Charaktere legt. Das fiel schon bei "Wer schön sein will muss sterben" auf. In "Geisterblumen" ist es ähnlich, wenn nicht sogar schlimmer. Die Charaktere sind nicht sympathisch. Überhaupt nicht. ABER in ihrem neuesten Werk funktioniert das sehr gut. Charaktere in einem Thriller nur nett und freundlich darzustellen würde nicht echt wirken. Michele Jaffe benützt eine gewisse Antipathie gegen ihre Haupt- und Nebencharaktere als zusätzliches Stilmittel. "Geisterblumen" hat somit etwas Trotziges, manchmal Freches inne, das sich durch das ganze Buch zieht.

Wahrscheinlich würde sich niemand auf das Angebot einlassen, eine völlig fremde Person darzustellen, auch wenn man dieser anscheinend zum Verwechseln ähnlich sieht. Das Risiko, dass der Betrug auffliegt, ist einfach zu groß. Niemand kann jemand völlig Fremdes fehlerlos kopieren. Hauptprotagonistin Eve lässt sich trotzdem darauf ein, auch wenn sie Angst hat, dass der Betrug von der Familie durchschaut wird. Natürlich lockt Eve hier auch die versprochene Belohnung, das Geld. Sie beweist erstaunlich viel Biss darin, alles über die verschwundene Aurora zu lernen, um diese perfekt darstellen zu können. Doch eine gewisse Unsicherheit bleibt. Einige Aktionen von Hauptprotagonistin Eve sind nicht sofort nachzuvollziehen und so stellt man sich während des Lesens oft die Frage, was, um Himmles willen, sie jetzt wieder macht?! Erst am Ende wird das Bild gerade gerückt und einige Dinge werden klarer. Dranbleiben lohnt sich also.

"Alles in Ordnung. Ich war nur überrascht", sagte ich und unterdrückte damit Entsetzen, Schuldbewusstsein, Traurigkeit, Kummer, Trauer, Mitgefühl, Verwirrung und ein flüchtiges Bedauern [...]. - S. 378/379

Richtig rasant-spannend wird "Geisterblumen", wie so viele Thriller, dann gegen Schluss. Vor allem in der Mitte kann auch mal eine kleine Leselänge, ja nach Empfinden, auftreten. Sonst herrscht im Roman die ganze Zeit eine eher unterschwellige und auch gruselige Spannung. In die Geschichte wurde einige Mystery-Elemente eingewebt, bei denen man unbedingt wissen möchte, was es damit auf sich hat.
Etwas schwer fällt es, zu manchen Nebenpersonen einen guten Bezug zu bekommen. Diese spielen eine wichtige Rollen, und dafür sieht man sie in der Geschichte zu selten. Wird der Fall aufgelöst, gelingt das leichter, sie ins rechte Bild zu setzten, ein häufigeres Auftauchen hätte aber nicht geschadet.

Die Lösung am Ende verblüfft dann komplett. Sie ist zwar gar nicht abwegig, wird aber vom Leser wahrscheinlich kaum in Erwägung gezogen. Der Roman ist ein Einzelband, folglich wird alles aufgelöst. Bei "Geisterblumen" fällt es einem aber nicht ganz leicht, alle Fäden miteinander zu verknüpfen. Man wird genau aufpassen und überlegen müssen, damit am Ende alle Fragen komplett beantwortet sind.

Das persönliche Fazit
"Geisterblumen" ist ein (Jugend-)Psychothriller bei dem psychologische Spannung sehr gut mit Mystery-Elementen verknüpft wurde. Dadurch war ich ständig am knobeln, wie der ganze Schlamassel um Eve und die verschwundene Aurora nun aufgelöst wird. Charaktere und Story haben mich ganz schön gefordert. Beides ist keineswegs glatt, sondern undurchsichtig und kantig. Der Roman ist recht umfangreich, liest sich dabei aber sehr flüssig. Kleinere Längen im Mittelteil haben mich nicht sonderlich gestört. Die eigentliche Auflösung hat mich dann richtig verblüfft zurückgelassen. Vieles, was man vorher in Frage gestellt hat, ergab plötzlich einen Sinn. Genaues Lesen wird von mir ausdrücklich empfohlen. 4 Sterne.
Handlung: 3,5 / 5
Charaktere: 4 / 5
Lesespaß: 3,5 / 5
Preis/Leistung: 4 / 5

© Damaris Metzger, damarisliest.de


Weitere Jugendthriller der Autorin bei FJB