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Samstag, 19. Oktober 2013

Rezension zu "Wen der Rabe ruft" von Maggie Stiefvater



Verlag: script5 (Oktober 2013)
Originaltitel: The Raven Boys
Übersetzer: Jessika Komina & Sandra Knuffinke
Reihe: Band 1/4
Ausführung: Hardcover/SU, 464 S.
ISBN: 978-3839001530
18,95 € [D]

Genre: Urban Fantasy

© Cover- und Zitatrechte: script5 Verlag


Das Thema
Blue lebt mit ihrer Mutter und deren besten Freundinnen in der Kleinstadt Henrietta. Ihren Lebensunterhalt verdienen sich die Frauen mit Weissagungen. Diese sind, lt. Blues Mutter, zwar korrekt, aber nie konkret - also Auslegungssache. Blue selbst hat keine hellseherischen Fähigkeiten, sie verstärkt nur die Fähigkeiten ihrer Mutter, soll also bei den Kundengesprächen meistens dabei sein. Bis sie eines Abends dann eben doch den Geist eines Jungen sieht. Der Junge ist ausgerechnet von der elitärsten Schule Henriettas und gehört zu den Raven Boys, einer Gruppe Jugendlicher, von denen Blue sich generell fern hält. Aber kann sie dem Jungen wirklich verschweigen, was es bedeutet, dass sie seinen Geist gesehen hat? Dass er innerhalb eines Jahres sterben wird?

Die Rezension

Der Anfang: Blue Sargent wusste mittlerweile schon gar nicht mehr, wie oft ihr gesagt worden war, dass sie ihrer wahren Liebe den Tod bringen würde.

Für viele Leser ist Maggie Stiefvater ein Garant für gute Bücher und beeindruckende Geschichten. Dementsprechend hoch sind die Erwartungen. Der Autorin gelingt es immer wieder selbst kommerziellen Geschichten ihren eigenen Stempel aufzudrücken. Sie schreibt Fantasybücher, die so natürlich wirken, als besäßen sie keine Fantasyelement. Nicht alles ist neu, und muss es auch nicht sein, aber vieles ist anderes. Ihr neuestes Buch "Wen der Rabe ruft", der Beginn einer vierteiligen Reihe, ist wieder schlecht in eine Schublade zu stecken. Schon der Klappentext macht es einem schwer zu erfassen, mit was man es in der Geschichte genau zu tun hat. Gut so! Denn auch hier hält man wieder ein Buch in Händen, das einen ganz eigenen Stil besitzt und einprägsam zu fesseln weiß.

Ein Buch lebt von seiner Sprache, eine gute Story kann durch einen langweiligen und einfallslosen Satzbau schnell zu einer weniger guten Story werden. Der Stil von "Wen der Rabe ruft" kann geradezu als ungewöhnlich beschrieben werden. Er ist sehr schön, wieder perfekt übersetzt, weicht dabei aber auch etwas von der Norm ab. Manchmal ist die Satzstellung ungewöhnlich und die Sprache wirkt hochtönender als in vielen All Age-Büchern. Nachdem man sich im Buch und mit den Charakteren zurechtgefunden hat, ist es gerade dieser Stil, der ungemein fasziniert.

Die Bäume wurden immer höher, manche von ihnen waren zu regelrechten Festungen zusammengewachsen, riesenhaft und mit spitzen Türmchen bewehrt. Hoch über ihnen schwebten die Kronen, rauschend und Ehrfurcht gebietend. Alles war grün, grün, grün. - S. 252

Ein weitere Pluspunkt sind die Charaktere in "Wen der Rabe ruft". Die Erzählperspektive wechselt meist in jedem Kapitel. Anfangs benötigt man etwas Zeit um alle Beziehungen untereinander zu erfassen (Blues Beziehung zu ihrer Familie, sowie die Beziehungen der vier Raven Boys untereinander). Danach wird das Lesen ganz natürlich und die einzelnen Sichtweisen sind sehr spannend.
In den meisten Büchern gibt es ein eindeutiges Lovestory-Paar. Hier nicht. Die Meinung, die man sich anfangs bildet, kann man nach ein paar Kapiteln sofort wieder revidieren. Und bis zum Ende ist nicht ganz klar, wie sich dieser Punkt entwickelt. Die Handlung kommt komplett ohne das übliche Lovestory-Klischee aus.
Jeder Charakter ist äußerst vereinnahmend gestaltet, einige Schicksale berühren sehr und sind zutiefst konfliktbelastet. Weil die Geschichte eine vierteile Reihe wird, könnte man davon ausgehen, dass die Autorin in jedem Buch einen der vier Raven Boys thematisiert. Der Storyverlauf, sowie einige Wendungen sprechen aber dagegen. Man darf gespannt auf die Folgebücher sein.

"Wen der Rabe ruft" wirkt insgesamt sehr ruhig aber mitreißend und ungewöhnlich. Die Geschichte fasziniert! Richtig kategorisieren kann man die Handlung nicht. Vielleicht als eine Art schaurig spannende Schnitzeljagd mit Thrillerelementen? Stellenweise wird es ganz schön spooky und gruselig, einfach "wie nicht von dieser Welt". Trotzdem liest sich auch diese Story echt, nicht wie ein Fantasybuch, obwohl es eindeutig eines ist. Diese Tatsache ist eine Kunst von Maggie Stiefvater und in dieser Weise selten zu finden.
Ein paar Szenen sind tatsächlich mysteriös und zum Fürchten, manche etwas eigentümlich-wunderlich und bei anderen fallen einem fast die Augen aus dem Kopf. Besonders eine Wendung verspricht Spannung pur.

Am Ende könnte man diesen Teil als abgeschlossenes Buch betrachten. Natürlich ist nicht alles aufgelöst, Grund- und Nebenthema sind nicht beendet. Auf fiese Cliffhanger und eine abgebrochene Geschichte verzichtet die Autorin aber komplett. Umso mehr wird man die Folgebände dick auf die Musst-Read-Liste schreiben!

Das persönliche Fazit
Die Wahrheit ist ganz einfach: Auf diesem Buch steht Maggie Stiefvater drauf und darum musste ich es lesen! Alle ihrer bisherigen Bücher waren für mich Top-Titel, ebenso dieses! Dem Ruf des Raben sollten interessierte Leser unbedingt folgen, das Buch ist etwas Besonderes und weit entfernt von Standard-Geschichten. Jeder, der ansehnlich ausgearbeitete Charaktere liebt und so manche Gänsehaut nicht scheut, liegt hier goldrichtig. "Wen der Rabe ruft" ist wieder einmal anders, wieder einmal total atmosphärisch und wieder einmal faszinierend. 5 Sterne!


Aufmachung: 5 / 5
Handlung: 4,5 / 5
Charaktere: 4,5 / 5
Lesespaß: 4,5 / 5
Preis/Leistung: 5 / 5

© Damaris Metzger, www.damarisliest.de



Reiheninfo Raven Boys-Tetralogie:

Band 1 - Wen der Rabe ruft