Fischer Taschenbuch (Oktober 2013),
Taschenbuch, 240 Seiten,
8,99 € [D]
Taschenbuch, 240 Seiten,
8,99 € [D]
"Elternabend oder Darmspiegelung? Vor die Wahl gestellt würde ich lieber zum Arzt gehen!"
Benni-Mama weiß, wovon sie spricht: Intrigen und Korruption, Mobbing und Machtspiele kommen nicht nur unter Managern vor. Wo Jungs- und Mädchenmütter, Erzieher der alten Schule und Kuschelpädagogen sich auf kleinen Stühlen zum Elternabend treffen, um einen Laternenumzug zu organisieren oder den biologisch korrekten Speiseplan zu erörtern, fliegen die Fetzen. Benni-Mama packt aus.
"Die einzig vernünftigen Menschen in einem Kindergarten sind die Kinder." (Cover-, und Textquelle: Fischer Taschenbuch)
Über Benni-Mama
Seit ihr Sohn Ben einen Kindergarten besucht, hat sie keinen Namen mehr. Auch keinen Beruf und keine Hobbys. Sie ist nur noch "Benni-Mama", also die Mutter von Ben. Zumindest für die anderen Eltern … In ihrem eigenen Leben außerhalb des Kindergartens ist Benni-Mama freie Journalistin und Autorin. Die Mutter eines Kindergartenkindes engagiert sich in einer Elterninitiativ-Kita. Auch deshalb schreibt sie unter Pseudonym.
Meine Meinung
Der Kindergarten oder die Kita ist ein Ort mit großem Konfliktpotenzial. Nicht so sehr auf Eltern und Personal bezogen (kommt vor, ist aber zum Glück nicht die Regel), eher die zwischenmenschlichen Probleme mancher Mütter oder Väter sorgen immer wieder für Trubel. Zum Glück sind die Kinder bei dieser Thematik völlig unbedarft. Wer sich nicht mitten ins Schlachtfeld werfen will, hält sich raus oder nimmt es mit Humor. So wie Benni-Mama, die ihre Kita-Lust (oder ist es eher der Frust?) in einem Buch zusammengefasst hat. Allein die Leseprobe hat mir ein Dauergrinsen ins Gesicht gemeißelt, und weil dieses Thema für mich brandaktuell ist, war das Buch für mich ein Lesemuss.
Das Buch startet mit einem kurzen Personenverzeichnis, das die wichtigsten auftauchenden Personen in wenigen Worten charakterisiert. Achtung, Schmunzelalarm! Schon hier wird die eine oder andere LeserIn wissend nicken und folglich ihre Vergleiche zu realen Personen, oder bereits Erlebtem, ziehen. Man kann gar nicht andres. Aber das war ja erst der Anfang ...
In einer schonungslosen und (über)witzigen Art präsentiert die Autorin in ihrem Buch die ganze Palette des Kindergarten-, bzw. Kita-Alltags. Nichts wird ausgelassen. Das startet mit der verzweifelten Suche nach einem Kita-Platz, geht über Kinderkrankheiten, Kinderkochen und Wandertage, bis hin zu richtigen Miseren (Läusen!), der Planung von Kindergartenfesten und schließlich zum immer wiederkehrenden Elternabend.
Manche Dinge sind ganz schön ernst, treffen aber wohl nicht auf alle LeserInnen zu. Trotzdem werden alle mit Humor oder Sarkasmus geschildert. Natürlich ist nahezu jede Situation heillos überzogen, bzw. übertrieben. Jedoch enthalten alle beschriebenen Dinge eben doch ein großes oder kleines Fünkchen Wahrheit. Weil die Autorin mit vielem direkt ins Schwarze trifft, oder man bestimmt Dinge des Kindergartenalltags sofort wiederkennt, fühlte ich mich, als Kindergartenmama, in dieser buchischen Satire direkt gut aufgehoben.
Bei aller Liebe zum Humor musste ich nach einiger Zeit aber feststellen, dass "Große Ärsche auf kleinen Stühlen" mir im gesamten vielleicht doch eine Spur zu lustig war. Geht das denn? Anfangs kam ich aus dem Lachen und Schmunzeln gar nicht mehr heraus. Nehmen die lustigen Szenen aber überhaupt kein Ende stumpft man ab. Der Humor wird regelrecht überlesen. Eine gute Möglichkeit wäre, das Buch nebenher, als Unterhaltungslektüre, zu genießen. Ein bis zwei Kapitel am Tag, und man bekommt den Humor in wohldosierten Portionen.
"Große Ärsche auf kleinen Stühlen" hat mit 240 Seiten eine perfekte Schmökerlänge, liest sich gut und flüssig - und eben sehr humorvoll. Zu ernst sollte man diese Thematik auf keinen Fall nehmen.
Nach Beendigung stellt sich mir allerdings die Frage, was die Autorin genau mit diesem Buch bezwecken möchte. Propagiert sie eine frühe Fremdbetreuung von kleinen Kindern und kreidet die mangelnden Kita-Plätze an? Oder möchte sie Eltern dazu animieren, sich so lange es geht vom "Stressfaktor" Kindergarten fernzuhalten? Sicher ist dabei eines: Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Eine gehörige Portion Gelassenheit nimmt vielen lebensbegleitenden Turbulenzen den Wind aus den Segeln. Auch dem Dauerbrennerthema Kindergarten. Kann man das so sehen, dann ist "Große Ärsche auf kleinen Stühlen" für thematisch betroffene LeserInnen das, was es ist - ein humorvoller Satirehappen zum Lachen, Nicken, Abschalten und Genießen.
© Damaris Metzger, damarisliest.de
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