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Sonntag, 9. Februar 2014

Review zu "Die Jäger des Lichts" von Andrew Fukuda



Ravensburger Buchverlag (Februar 2014), Band 2,
Hardcover/SU, 480 Seiten,
16,99 € [D]


Eine veränderte Spezies Mensch jagt und tötet die noch verbliebenen "normalen" Menschen. Auch Gene ist auf der Flucht. Gemeinsam mit fünf anderen schlägt er sich bis in die Berge durch, denn dort soll es eine der letzten Menschensiedlungen geben. Tatsächlich finden sie das Bergdorf, aber schnell hat Gene ein ungutes Gefühl. Die Dorfbewohner sind unentwegt fröhlich, doch ihr Lächeln wirkt irgendwie kalt und zu perfekt ... (Cover-, Text- und Zitatquelle: Ravensburger Buchverlag)


Die Jagd hat gerade erst begonnen. Die Jagd wird niemals enden. - S. 10


Meine Meinung
Der Vorgängerband "Die Jäger der Nacht" hat mich gegruselt, mitgerissen und vor allem fasziniert. Und das, obwohl mir manche Aspekte der Geschichte sogar etwas bekannt vorkamen. Andrew Fukuda inszeniert seine Story aber so gekonnt und durchweg spannend, dass man gar nicht anders kann, als gebannt an den Seiten zu kleben. Der YA-Genremix aus Dystopie, Endzeit und Sci-Fi ist genial! "Die Jäger der Nacht" ist unumstritten eines der spannendsten und stilistisch besten Bücher in diesem Genre. Die Fortsetzung "Die Jäger des Lichts" kann sich hier direkt einreihen. Unglaublich gut!

In diesem zweiten Band führt der Autor die Geschichte nahtlos fort. Gene und seine menschlichen fünf Freunde, von den Jäger "Hepras" genannt, treiben auf einem kleinen Boot den Fluss hinunter. Ihr Ziel ist unbestimmt, Hoffnung aufs Überleben haben sich wenig. Denn auch jetzt werden sie gnadenlos gejagt. Und obwohl die Jäger im Sonnenlicht nicht überleben können, werden sie von solcher Gier angetrieben, dass sie stärkste Verletzungen in Kauf nehmen, um die Hepras zu erreichen. Alleine diese Situation, bzw. jedes Aufeinandertreffen, ist komplett gruselig und sorgt für atemlose Spannung.

Ein Geheul bricht aus, schrill genug, um die Sterne zu zerschmettern und den Mond zu erschüttern. Sie riechen mein Blut. - S. 53

Ich-Erzähler Gene, dessen Namen man lange Zeit überhaupt nicht wusste, ist anfangs eher ein Anhängsel der Gruppe, entwickelt sich aber bald zum unterschwelligen Anführer. Sein stets wachsames Wesen und seine bedingungslose Treue der Gruppe gegenüber, machen ihn zu einem der authentischen männlichen Erzähler des phantastischen Jugendbuches. Das Schicksal von Gene und seinen Freunden scheint komplett von ihm abhängig zu sein.
Die Lovestory, die sich in Band 1 herauskristallisierte, wird in "Die Jäger des Lichts" komplett ausgesetzt, entwickelt sich sogar in eine etwas andere Richtung. Das macht überhaupt nichts, kommt der Geschichte sogar eher zugute. Einige Wendungen überraschen und verblüffen.

Insgesamt unterscheidet sich die Handlung stark vom Vorgängerband, bleibt aber ebenso rasant und spannend. Die Gewichtung ist nun etwas anderes. Die Situation in dem Dorf, das Gene und seine Freunde erreichen, ist komplett nebulös und irgendwie irre. Alle Strukturen und Vorgänge dort sind haarsträubend, unterbewusst gruselig und ich fühlte mich als Leser ständig wie elektrisiert und "auf dem Sprung" - fast schon fluchtbereit.

"O Sissy", flüstere ich mit zusammengebissenen Zähnen und streiche ihr das feuchte Haar aus der Stirn. Bis zu diesem Moment wusste ich nicht, dass man im selben Herzschlag Wut und Zärtlichkeit empfinden kann. - S. 265

Andrew Fukudas Stil ist auf der einen Seite nüchtern und sehr einprägsam. Andererseits wird die Story im passenden Moment so emotional, dass es einem kalt den Rücken runterläuft. Den Spagat von objektiven Beschreibungen und gefühlsbetonten Interaktionen meistert der Autor perfekt.
Auch "Die Jäger des Lichts" ist ein Buch, bei dem man sich einer Situation oder Aussage nie sicher sein kann. Das Lesetempo, und die damit verbundene Anspannung, ist hoch. Es gibt spannende-harte Actionszenen zuhauf, ebenso wie gruselig-haarsträubende, eher unterschwellig wirkende Abschnitte. War ich mir eben noch sicher, wie die Story weitergeht, kommt es ein paar Abschnitte später dann wieder komplett anders.
Das Ende, und eine damit verbundene Erkenntnis, ist einfach nur aufregend. Es ist wieder so angelegt, dass man direkt weiterlesen könnte. Der englische Abschlussband "The Trap" ist bereits Ende 2013 erschienen. Die deutschen Leser werden sich wohl noch ein ganzes Jahr gedulden müssen.

Fazit
Wahnsinn! "Die Jäger des Lichts" hat mich ebenso umgehauen, wie der Vorgängerband. Die Story unterscheidet sich in Handlung und Gewichtung zu Band 1 und wird dennoch nahtlos und perfekt weitergeführt. Die bedrohlich düstere Atmosphäre bleibt, kleine Atempausen bringen neue, grausige Situationen mit sich. Eine Geschichte, wie aus einem Guss, die mich komplett für sich vereinnahmte.
Manchmal entdeckt man unerwartet Bücher oder Reihen, die einen faszinieren und nicht mehr loslassen. Andrew Fukudas Jäger-Reihe gehört zweifellos dazu und muss sich hinter KEINE einzige der großen Jugendbuchreihen in die zweite Reihe stellen. "Die Jäger des Lichts" erhält die verdiente Höchstwertung. Nicht entgehen lassen - lesen und fürchten!

© Damaris Metzger, damarisliest.de



Reiheninfo Die Jäger der Nacht-Trilogie:

Band 2 "Die Jäger des Lichts"
Band 3, ET 2015?