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Montag, 25. August 2014

Rezension zu "Die Vernichteten" von Ursula Poznanski



Verlag: Loewe (Juli 2014)
Originaltitel: -
Übersetzer: -
Reihe: Band 3/3, ab ca. 14-17 J.
Ausführung: Hardcover/SU, 528 S.
ISBN: 978-3785575482
18,95 € [D]

Genre: Dystopie

© Cover- und Zitatrechte: Loewe Verlag


Das Thema
Ria kennt nun das schreckliche Geheimnis über ihre Herkunft. Ebenso, dass sie und viele ihrer Sphärenfreunde tickende Zeitbomben sind. Nur Quirin, der Bewahrer vom Clan der Schwarzdornen, kann für eine Lösung des Problems sorgen, doch er weigert sich. Zu allem Übel wird im Clan auch noch ein Komplott gegen Ria und ihre Freunde geschmiedet und sie werden aus der Stadt unter der Stadt vertrieben. Ohne Nahrung und warme Kleindung, in einem Gebiet mit vielen Feinden, sind die Überlebenschancen gering. Aber Ria gibt nicht auf, sie möchte ihre Freunde nicht im Stich lassen. Dabei entdecken sie eine neue Verschwörung. Etwas, das alle bisherigen Erkenntnisse bei Weitem übertrifft.

Die Rezension

Der Anfang: Wir sehen sie kaum in der Dunkelheit, sie sind Schatten zwischen dem Flackern der Fackeln. Aber wir hören sie. Ein kühler Wind trägt ihre Stimmen und ihr Lachen bis zu unserem Versteck.

Mit "Die Vernichteten" schließt sich der Kreis um Ria, ihre Gefährten und eine zerstörte Welt, in der eine Hälfte der Bevölkerung in warmen, sicheren Sphären/Glaskuppeln wohnt, während die verwilderten Außenbewohner um Sicherheit und das blanke Überleben kämpfen müssen. Zurecht dürfen in diesen Abschlussband der Eleria-Trilogie die allerhöchsten Erwartungen gelegen werden. Die beiden Vorgänger gehören zum Besten, was deutschsprachige Autoren im Jugendbuchgenre Dystopie hervorbringen können. Die Reihe begann spannend und ideenreich, entwickelte sich danach unheimlich raffiniert und unerwartet. Jetzt endet sie in einem nervenaufreibenden und mitreißenden Finale. Komplett empfehlenswert!

Nein, ich kann die Dinge nicht einfach laufen lassen, als gingen sie mich nichts an. Und ich werde kein Leben verschenken, das ich retten kann. - S. 244

"Die Vernichteten" startet genau am Endpunkt des Vorgängerbandes. Ria ist zum Dornenclan zurückgekehrt, lebt mit Tycho aber weiterhin versteckt unter der Stadt. Währenddessen halten sich Aurelio und Dantorian immer noch in der Sphäre Vienna 2 auf. Schutz bekommt Ria von Sandor, ihre Beziehung, die sich während der Geschichte angenehm im Hintergrund hält, halten sie nach wie vor geheim. Dass Ria noch keine Gelegenheit hatte mit Aurelio zu reden, belastet sie sehr. Ihre Zuflucht wird jäh beendet, als sie von einigen Mitgliedern des Dornenclans beschuldigt werden, ein Verbrechen verübt zu haben. Sie werden vom Clan ausgestoßen.

Es ist eine Menge Konfliktpotenzial, das Ursula Poznanski in ihren Abschlussband streut. Fast schon schonungslos wird mit den Protagonisten hier verfahren. Nicht nur die Angst ums eigene Überleben lastet auf Ria, zusätzlich muss sie fast ständig schlimme und unerwartete Entdeckungen machen. Diese belasten dann ihr Gewissen oder ihre Gefühlswelt. Umso mehr fühlt man mit der taffen Hauptprotagonistin, die auch hier die Geschichte komplett in der Ich-Form (Präsens) erzählt. Ria ist einfach klasse! Es gibt Situationen, da überlegt sie, sich aus allem rauszuhalten und ihr Leben einfach und zufrieden zu leben. Gleichzeitig fühlt sie sich ihren Freunden und Mitmenschen aber so verbunden, dass sie alles daransetzt, um so viele Menschen zu retten wie möglich.

[...] und nun, da die Lösung buchstäblich vor mir liegt, möchte ich mich vor ihr verstecken. Es kann keine Kleinigkeit sein, wenn das Weitererzählen mit dem Tod bestraft wird, und ich weiß nicht, wie viele Wahrheiten ich noch vertragen kann. Einmal Gehörtes lässt sich nicht wieder ungehört machen. - S. 403

Es ist sehr viel, was Ria und ihre Begleiter in diesem Buch erleben. Die Autorin gibt ihnen kaum die Möglichkeit sich längere Zeit auszuruhen, da steht schon wieder eine neue Entdeckung an, mit unabdingbaren Folgen für das weitere Handeln. Und obwohl der Leser viel verarbeiten und auch etwas mitdenken muss, wirkt die Handlung niemals gehetzt, eher konstant spannend und zuverlässig mitreißend.
Das Ende des Vorgängerbandes, "Die Verschworenen", ist kaum zu toppen. Mit voller Wucht und einem riesigen Aha-Effekt prasselte es auf einen ein. Im Abschlussband gibt es dieses End-Erlebnis in etwas abgeschwächter Form. Das macht es aber nicht weniger überraschend. Spielte Ursula Poznanski bisher mit Gut und Böse, und ließ zwischen Schwarz und Weiß durchaus Graustufen zu, weiß man hier am Ende ganz genau, wer für die große Misere der Menschheit dieser Geschichte verantwortlich ist. Dass aber die unterdrückte Personengruppe nicht immer korrekt gehandelt hat, ist unbestritten.

Das persönliche Fazit
Mit "Die Vernichteten" schließt Ursula Poznanski die Eleria-Trilogie meisterlich ab. Jedes Buch der Reihe ist formvollendet, ohne Schwächen oder Qualitätseinbrüche. Für mich als Leserin ist es selten und besonders erfreulich, dass eine Trilogie nach einem fulminanten Start, über den Mittelteil, bis hin zum Ende, so konstant erstklassig bleibt. Die Charaktere sind wahnsinnig gut gestaltet, wachsen nicht selten sehr ans Herz. Die Handlung könnte nicht ausgefeilter sein. Sie ist spannend, trickreich und unheimlich raffiniert. Am Ende fühlt man sich als Leser zufrieden, inklusive aller Nuancen ... und auch etwas verwöhnt. 5 Sterne!

Aufmachung: 4 / 5
Handlung: 4,5 / 5
Charaktere: 4,5 / 5
Lesespaß: 5 / 5
Preis/Leistung: 5 / 5

© Damaris Metzger, damarisliest.de






Reiheninfo Eleria-Trilogie:

Band 3 "Die Vernichteten"