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Freitag, 22. August 2014

Doppel-Review zu "Sannah & Ham" von Tom Ellen und Lucy Ivison



Chicken House (August 2014),
Klappenbroschur, 400 Seiten,
14,99 € [D]


Genau einen Sommer lang brauchen Hannah und Sam, um ein echtes Liebespaar zu werden. Dabei ist bereits die erste Begegnung für beide unvergesslich. Wer verliebt sich schon auf dem Klo? Aber bevor das Schicksal sie endlich zueinander führt, müssen sie peinliche Situationen überstehen und die gutgemeinten, aber hirnrissigen Ratschläge ihrer Freunde umsetzen. Und dann können sie sich – hurra! - vom schrecklichsten aller schrecklichen Albträume verabschieden: womöglich NIEMALS ihre Jungfräulichkeit zu verlieren. (Cover-, Text- und Zitatquelle: Chicken House im Carlsen Verlag)



Ein Buch - zwei Perspektiven - zwei Meinungen

"Sannah & Ham" ist aus zwei Perspektiven erzählt, nämlich der von Hannah und Sam. Wir, Asaviel und Damaris, dachten uns, dass wir die zwei Hauptprotagonisten hier einfach noch etwas weiter erzählen lassen. Sie sollen bei ihrer lustig-schrägen Story selbst zu Wort kommen. Eine Abschlussmeinung gibt es natürlich dann auch noch von uns.


Die Review

Gut, dann fange ich also mal an. Hallo, ich heiße Hannah, bin 18 Jahre alt und bin der Star des Buches "Sannah & Ham". Nein, Quatsch! Als Star würde ich mich ganz und gar nicht bezeichnen, denn besonders hübsch oder gar schön, finde ich mich überhaupt nicht. Außerdem habe ich ein riesengroßes Problem. In meinem 18-jährigen Dasein hatte ich noch nie Sex. Nicht das kleinste Bisschen. Und ihr könnt mir glauben, das nagt an meinem Selbstbewusstsein. Dabei ist es nicht mal so, als wären meine drei besten Freundinnen alle total erfahren. In unserer Viererclique bin ich nicht das einzige Mädchen, das noch mit keinem Jungen geschlafen hat. Aber warum wird dann bei mir so ein Drama daraus gemacht? Vor allem von Stella, der offensichtlichen (und etwas bitchigen) Queen unserer Clique. Sie schmeißt nämlich eine Party und genau da soll es passieren. Ich werde Sex haben, mit Freddie - den ich eigentlich, denke ich mal, wahrscheinlich, ganz gerne mag. Doch dann kommt es anders. Ich begegne Sam ... auf dem Klo!

Ja, Sam. Das bin ich und der Sommer sollte perfekt werden. Die Abschlussprüfungen waren geschrieben. Das war UNSER Sommer. Leider hat schon das mit der Schulbuchverbrennung nicht so gut geklappt. Aber Partys und Frauen sollten nun im Mittelpunkt stehen. Und natürlich wollte ich auf keinen Fall als Jungfrau aufs College nach Cambridge gehen - wobei das eh nichts wird. Ich bin mir sicher, dass ich Französisch total versemmelt habe. Meine besten Freunde sehen das total locker, die wollen auch nicht nach Cambridge. Genauso ist es mit Frauen. Ich habe Jo geliebt. Also zumindest habe ich sie gewollt - glaube ich zumindest. Die hat mich abserviert. Klar, ich bin so der Normalo-Typ. Da ist nichts Besonderes an mir. Außer vielleicht, dass ich keinen Facebook-Account habe. Mit Chris kann ich zum Beispiel gar nicht mithalten. Von der Party bei Stella hab ich eigentlich nur wenig erwartet, aber dann habe ich das Ribena-Mädchen auf dem Klo getroffen. Ich hab sie nur so genannt, weil wir ein richtig gutes Gespräch über Ribena hatten - dort auf dem Klo - und ich ihren Namen nicht kannte. Ein Mädchen, mit dem man reden konnte, ohne dass man sich blöd vorkommt oder ständig überlegen muss, was man jetzt sagt. Tolles Gefühl! Bis klar war, dass sie mit diesem Freddie schlafen würde … War ja klar. Es gab immer einen Freddie …

"Meine Oma sagt immer, dass man nie einen Mann heiraten soll, der braune Anzüge trägt, einen Bart hat oder eine Brille braucht."
Sam lachte. Und ich wurde noch roter. Ich hatte ihm gerade klargemacht, dass er ein genetischer Unfall war. Dabei wollte ich eigentlich nur sagen: "Du bist so süß und ich glaube, du bist der eine für mich."
- Hannah, S. 237/238

Unsere beiden Autoren sind privat wahrscheinlich sehr lustig. So kommt es mir zumindest vor. Sie lassen Sam und mich von einer peinlichen, witzigen und haarsträubenden Situation in die nächste stolpern. Obwohl mir das alles andere als angenehm ist, konnte ich Damaris die ganze Zeit grinsen sehen (und pro Kapitel hat sie mindestens ein Mal laut gelacht). Danke schön! Wir freuen uns, dass wir so prima zu ihrer Erheiterung beigetragen haben. Vom Stil her könnte man meinen, dass sich die Leser bei unserer Geschichte in einer amerikanischen Komödie befinden. Falsch, Sam und ich leben in London. Unsere Geschichte verweilt aber nicht nur dort. Wir sind viel mit unseren Freunden unterwegs und besuchen ein großes Festival, etwa im Stil von Woodstock.
Sam und mir werden in diesem Sommer nicht nur ein paar Steinchen in den Weg gelegen, nein, es sind ganze Felsbrocken! Manches davon möchte ich möglichst schnell vergessen. Eines ist jedoch sicher: Dieser Sommer wird für mich unvergesslich bleiben. Ich denke Sam geht es genau so. Ob ich, oder wir beide, am Ende des Sommers noch Jungfrau sind, müsst ihr selbst nachlesen. Wir würden uns freuen, wenn wir euch in unserer Geschichte treffen. Ehrlich!

Eine Komödie? Was mich angeht, grenzt es ja teilweise schon an Slapstick oder zumindest an eine Sitcom. Ich muss ehrlich sagen, dass ich fast alles falsch gemacht habe, was man so falsch machen kann. Aber hey, das gehört ja zum Erwachsenwerden dazu oder? Und das haben unsere Autoren echt gut hinbekommen. Gar nicht so einfach richtig auf Papier zu bannen, wie sich das Erwachsenwerden anfühlt. Mit all den großen und kleinen Krisen, die für euch Leser bestimmt lustig sind und für uns, die wir es erleben, eher tragisch. Aber ja, ich gebe Hannah recht. Es war ein unglaublicher Sommer, der nach einem holprigen Start und vielen Umwegen in der Mitte, doch noch unvergesslich und rückblickend gut geworden ist. Das mit der Jungfräulichkeit - nun ja. Ich habe mal gehört, dass der Gentleman dazu schweigen sollte.

Und letztendlich geht es beim Entjungfertwerden weniger um einen selbst als um die anderen. Hauptsache, man kann allen erzählen, dass man es gemacht hat, damit das erledigt ist und man endlich loslegen kann. Und zwar richtig.
- Sam, S. 153


Das Fazit

Asaviels Resümee: Eine erfrischend ehrliche und direkte Geschichte haben die beiden Autoren Tom Ellen und Lucy Ivison hier auf das Papier gebracht. Mir ist die Geschichte an manchen Stellen etwas zu platt gewesen. Sie konnte mich nicht mitreißen und restlos begeistern, blieb dabei trotzdem eine nette und leichte Sommerlektüre. Hier werden tatsächlich die großen und kleinen Probleme der jungen Erwachsenen aufgezeigt, die mit den Jahren so schnell in Vergessenheit geraten, aber in dem Alter die Welt bedeuten. (Erster) Sex, Freundschaften, die (berufliche) Zukunft, die eigene Identität. Hier wurde mein Blick wieder geschärft für die Bedürfnisse und Probleme der Jugendlichen.
So wird in diese süße, teils kitschige und immer wieder amüsante Liebesgeschichte das wahre Leben verpackt.

Damaris' Resümee: "Sannah & Ham" ist klasse! Mein erster Gedanke zum Buch, war, dass ich hier tatsächlich in einer waschechten Teenie-Komödie gelandet bin. Ich habe fast permanent geschmunzelt. Und es ist genau diese Art von Büchern, denen es unter Garantie gelingt, mich zu begeistern. Locker und fetzig zu lesen, total lustig - und eine ernste Seite findet man auch. Wie unverblümt und direkt in diesem Jugendbuch über das Thema Sex gesprochen wurde, fand ich erfrischend und, äh, sehr natürlich.
Etwas überrascht war ich, wie am Ende eine Differenz zwischen Hannah und ihrer Freundin Stella gelöst wurde. Ich persönlich hätte mir hier, im Sinne von Hannah, etwas mehr Ehrlichkeit gewünscht, vor allem, weil es sonst im Buch sehr direkt zugeht. Wahrscheinlich zeigt genau diese Situation, dass im Leben nicht alles glatt oder nach Plan läuft.
Die Lovestory von Hanna und Sam ist zuckersüß-verrückt, sehr lustig und herrlich romantisch - Sannah & Ham eben. Lesen!

© Damaris Metzger, damarisliest.de & Asaviel, asaviels.blogspot.de