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Sonntag, 15. Oktober 2017

"Die Fabelmacht-Chroniken: Flammende Zeichen" von Kathrin Lange



Das Thema
Glaubt Mila an Liebe auf den ersten Blick? Im Zug nach Paris trifft sie einen alten Mann, der ihr diese Frage stellt. Mila ahnt noch nicht, was er längst weiß: Paris wird in ihr eine uralte Fähigkeit wecken. Eine Gabe, mit der sie in ihren Geschichten die Wirklichkeit umschreiben kann. Und tatsächlich, als sie am Bahnhof auf den geheimnisvollen Nicholas trifft, scheint er direkt ihren Geschichten entsprungen. Doch auch Nicholas beherrscht die Gabe der Fabelmacht - und er hat ebenfalls über Mila geschrieben. Ein Kampf der Geschichten um die einzig wahre Liebe entbrennt. Und Mila und Nicholas sind mitten drin.

© Klappentext-, Cover- und Zitatrechte: Arena Verlag


Auch in diese Tür war das Baumsymbol geschnitzt, aber anders als im Rest der Anlage, wo die Bäume entweder ganz oder zum Teil golden ausgemalt waren, erschien dieser Baum hier komplett schwarz. Das, was Mila jedoch frösteln ließ, war nicht der Anblick dieses schwarzen Baumes. Die Tür strömte selbst irgendwas aus, das sich anfühlte wie Kälte, die aus einem geöffneten Kühlschrank drang und sisch einem klamm und feucht auf die Haut legte: Mila bekam eine Gänsehaut. Sie bildete sich ein, ein Wispern zu hören, das sie warnte, auch nur einen einzigen Schritt weiterzugehen.
"Wohin führt die Tür?" Eric hatte die Stimme zu einem Flüstern gesenkt. Spürte er es auch?
- S. 340/341


Das Leseerlebnis
Ich mag Kathrin Langes Geschichten unheimlich gerne, weil ich immer das Gefühl habe, besonders hochwertige Geschichten zu lesen. Die Atmosphäre darin sorgt für Gänsehaut, die Charaktere gehören zu den besten. Darum waren "Die Fabelmacht-Chroniken: Flammende Zeichen" auch ein Lesemuss. Ja, dieser Trilogiestart macht Spaß! Und obwohl das Buch für mich nicht komplett an andere Bücher der Autorin heranreicht, liegt ihm eine tolle Idee zugrunde, die mir einprägsame Lesestunden - mitten in Paris - bescherte.

Hauptprotagonistin Mila hat mit ihrer Mutter gestritten und sich daraufhin in einen Zug nach Paris gesetzt. Sie will dort bei einer Freundin wohnen, bis sich die Wogen wieder geglättet haben. Gleich zu Anfang hat sie ein etwas unheimliches Gespräch mit einem alten Mann, woraufhin Mila beschließt, eine Geschichte in ihrem Notizbuch weiterzuschreiben. Und genau hier hatte ich den ersten Aha-Effekt, einen Gänsehautmoment gleich zu Beginn der Geschichte. Das ist toll gemacht. Ich wollte wissen, was los ist, was das Geheimnis in Milas Leben ist. Die Sache, von deren Existenz sie bisher noch nichts weiß.
Ganz allgemein gesagt, und wie der Reihentitel schon verrät, geht es um Fabelmacht, die Fähigkeit Geschichten zu schreiben und diese Wirklichkeit werden zu lassen. Natürlich ist diese Tatsache weitaus komplexer als vermutet und wird für Mila zur größten Herausforderung ihres bisherigen Lebens. Was sie in Paris erlebt, ist spannend und abwechslungsreich. Dennoch kamen mir einige Szenen auch ein bisschen konstruiert vor. Manchmal, als würde die Handlung zu starr einem festgelegten Plan folgen, der die vorgegebene Elemente unbedingt enthalten muss.

Unabhängig davon, dass sich die Gestaltung des Buches wirklich sehen lassen kann, ist die Atmosphäre mit Händen zu greifen. Mila erlebt ihr Abenteuer in einem Paris, das dieses ganz besondere Flair vermittelt. Egal ob Milas Blick von einem Dach auf den nächtlichen Eifelturm fällt, ob sie auf einem Friedhof nach Spuren sucht oder ihr Weg durch unterirdische Geheimgänge und Katakomben führt, ich hatte immer das Gefühl, als würde ich sie begleiten. Allerdings waren die Charaktere für mich diesmal um einiges schwächer als ich das von der Autorin gewohnt bin. Das lag an Milas Verhalten, einem männlichen Hauptcharakter, der mir zu wenig herausstach, aber auch an einer Konstellation (Mila und zwei Jungs), die mir eher weniger zusagte, dann zum Glück nicht so klischeebehaftet ausfiel wie erwartet.
Nach einem spannenden Showdown, konnte mich das Ende überraschen. Wäre man bereit, einiges auszuhalten, und wäre das letzte Wort nicht, dann könnte die Geschichte (fast) abgeschlossen sein. Doch damit ist wieder alles offen.

Das Fazit
"Die Fabelmacht-Chroniken: Flammende Zeichen" ist ein spannender Reihenstart, dessen geniale Idee die beste Voraussetzung für eine fesselnde Geschichte mitbringt. Dazu kommt eine herrliche Paris-Atmosphäre, und eine vielschichtige, leicht düstere Handlung, die den Leser kaum zur Ruhe kommen lässt. Zwar hätte sie etwas weniger konstruiert, und die Charaktere noch nachhaltiger sein dürfen, ein Erlebnis ist das Buch trotzdem ... inklusive eines nervenaufreibenden Schlussakts, der die Karten neu mischt. 4 von 5 Sterne erhält das Buch von mir.


© Damaris Metzger, www.damarisliest.de


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