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Mittwoch, 2. November 2011

Rezension zu "Die Seelen der Nacht" von Deborah Harkness



Verlag: Blanvalet (September 2011)
Ausführung: Hardcover/SU, 800 Seiten
Reihe: Band 1/3
ISBN: 978-3764503918
19,99 € [D]

Genre: Urban-Fantasy

© Cover- und Zitatrechte: Blanvalet Verlag


Klappentext
Diana Bishop ist Historikerin mit Leib und Seele. Dass in ihr zudem das Blut eines uralten Hexengeschlechts fließt, versucht sie im Alltag mit aller Kraft zu ignorieren. Doch als Diana in der altehrwürdigen Bodleian-Bibliothek in Oxford ein magisches Manuskript in die Hände fällt, kann sie ihre Herkunft nicht länger verleugnen: Hexen, Dämonen und Vampire heften sich an ihre Fersen, um ihr das geheime Wissen zu entlocken – wenn nötig mit Gewalt. Hilfe erfährt Diana ausgerechnet von Matthew Clairmont, Naturwissenschaftler, 1500 Jahre alter Vampir – und der Mann, der Diana bald schon mehr bedeuten wird als ihr eigenes Leben … (Quelle: Blanvalet)

Über die Autorin
Deborah Harkness ist Professorin für Europäische Geschichte und Wissenschaftsgeschichte an der University of Southern California in Los Angeles. Für ihre wissenschaftlichen Arbeiten erhielt sie mehrfach Stipendien und Auszeichnungen. Außerdem schreibt sie ein preisgekröntes Wein-Blog.
"Die Seelen der Nacht" ist Deborah Harkness' erster Roman. Weitere Bücher der Autorin sind bei Blanvalet in Vorbereitung. Fan-Seite des Verlags, mit vielen Infos zur Autorin, Buchcharakteren, usw. und einem tollen Gewinnspiel, unter http://www.deborah-harkness.de/.

Rezension

Der erste Satz: Das in Leder gebundene Manuskript schien nicht weiter bemerkenswert zu sein.

In der heutigen Zeit der Geschichte gibt es neben den Menschen noch drei Gruppen übernatürlicher Wesen. Vampire, Dämonen und Hexen. Sie akzeptieren einander, mischen sich aber nie. Zu letzteren zählt auch Diana Bishop. Und sie ist nicht nur eine gewöhnliche Hexe, weil sie aus einer alten und angesehenen Hexenfamilie stammt. Welche Kräfte sie besitzt, kann Diana aber nicht mit Sicherheit sagen, da sie krampfhaft versucht, jede Spur von Magie aus ihrem Leben zu verbannen, um als normaler Mensch durchzugehen.
Bei ihren wissenschaftlichen Studien, in der Bodleian Library in Oxford, fordert Diana ein altes Manuskript an. Da sie Historikerin ist, ist diese Aktion für sie nichts Neues. Schließlich gründet sich ihre ganze Arbeit auf das Erforschen von alten alchemistischen Manuskripten. Bei besagtem Manuskript bemerkt sie allerdings sofort, dass etwas nicht stimmt. Es ist mit einem Zauber belegt, der zufällig von Diana aufgehoben werden kann. Weil ihr das unheimlich ist, gibt sie das Manuskript zwar zurück, steht aber fortan unter laufender Beobachtung von Vampiren, Dämonen und anderen Hexen. Alle machen ihren Anspruch auf das alte Buch geltend. Unerwartete Hilfe bekommt Diana von Wissenschaftler und Vampir Matthew Clairmont. Als sie aktiv bedroht wird, stellt Matthew Diana unter seinen persönlichen Schutz. Die daraus resultierende Liebe ist für Diana Segen wie Fluch. Denn die Beziehung zu einem anderen übernatürlichen Wesen ist wegen einem alten Pakt bei Strafe verboten!

Dies was ganz anders als in Romanen und Filmen, wo die Liebe als etwas Anstrengendes, Kompliziertes dargestellt wurde. Matthew zu lieben war nicht, wie in einen Sturm zu segeln, es war, als würde ich in den Hafen einlaufen. - S. 472

"Dieser Schmöker soll ein Erstlingswerk sein?" Schon nach den ersten Kapiteln werden einige Leser diese Frage stellen. Die Sprache ist einfach und, nach einer kurzen Einlesezeit, auch angenehm und flüssig zu lesen. Dabei übertrifft die Geschichte an Komplexität jedoch so manches Alteingesessene. Man merkt sofort, dass die Autorin sich in der Materie, über die sie schreibt, auch auskennt. Dabei vermischt sie Historie so gekonnt mit Phantastik, dass die Grenzen teilweise zu verschwimmen scheinen. Erfreulicherweise kratzt sie dabei aber nicht nur an der Oberfläche, sonder nimmt einen mit auf eine lesetechnische Genussreise.
Zu hastig sollte man die Seiten aber nicht verschlingen, besser wie einen guten Wein genießen. Und dieser Roman braucht seine Zeit. Zeit um zu wirken und einen vollständig in die Geschichte einzutauchen zu lassen. Dabei ist es unerheblich, ob man sich mit wissenschaftlicher Historie auskennt, einen Hang zu gutem Wein hat oder eher auf die Auslegung der übernatürlichen Wesen achtet. Frau Harkness scheint an alles gedacht zu haben: Die Wissenschaft wirkt nie zu wissenschaftlich, auch Laien können den Ausführungen zu Manuskripten oder historischen Personen folgen. Weinkennern wird so manches anerkennendes Schmunzeln um die Mundwinkel zucken. Alle anderen werden diese Szenen interessiert verfolgen. Wäre da noch die Auslegung der übernatürlichen Wesen. Romane über Vampire, Hexen und Dämonen gibt es genug. Gerade darum lohnt es sich mit den Hauptprotagonisten durch "Die Seelen der Nacht" zu reisen. Diese sind nämlich, einfach ausgedrückt, richtig gut!

Diana hat nicht diesen angestaubten Hexentouch. Spitzhut und Besen findet man im Buch nur als Halloweenverkleidung. Sie wirkt sehr modern und sympathisch, mit den Gedanken und Gefühlen einer "normalen" Frau. Trotzdem wurden in der Geschichte einige typische Hexenstilelemente, wie Zaubersprüche und das Fliegen, belassen.
Matthew verkörpert auch nicht vollständig den "typischen" Vampir. Das fängt bei den Eckzähnen an und hört beim Blutgenuss auf. Durch und durch Gentleman und höflicher Beschützer, hat er aber ebenso etwas gefährlich Wildes, teilweise fast Unberechenbares. Das macht seine Person besonders reizvoll.
Die Liebesgeschichte von Diana und Matthew überzeugt komplett. Das geht beim vorsichtigen Kennenlernen der beiden los, zieht sich über den stürmischen Hauptteil, und endet konsequent in einem bedingungslosen Schluss. Körperliche Liebe ist im Roman zwar ein Thema, der Fokus liegt aber eindeutig auf den Gefühlen der Hauptprotagonisten.
Die Personenzahl der Geschichte bleibt übersichtlich und gut durchschaubar. Alle Personen spielen ihre Rolle passend und authentisch.

Auch wenn schnell klar wird, dass man das Buch nicht hopplahopp runterlesen kann und die Geschichte Zeit braucht, um sich zu entfalten, ist der Plot nicht frei von kleinen Leselängen. Einige Dialoge sind doch sehr lang. Das Buch ist zwar komplex, die Thematik aber nicht schwierig. So wäre teilweise der Spruch "in der Kürze liegt die Würze" angebracht gewesen. Dasselbe gilt für lange Manuskript- und Buchbetrachtungen innerhalb der Geschichte. Ist die Handlung zum Mitte hin sehr spannend und mitreißend, zieht sich die Geschichte zum Schluss doch etwas in die Länge.
Am Ende fühlt man sich dann richtig aus dem Lesefluss gerissen. Die Geschichte könnte zwar abgeschlossen sein, jeden Leser wird es aber drängen, Diana und Matthew weiter zu begleiten. Der Stoff dazu ist vorhanden, und zwar noch mindestens für ein nächstes Buch, mit demselben Umfang.

Persönliches Fazit
Ich habe "Die Seelen der Nacht" genossen und mir die Geschichte auf der Zunge zergehen lassen. Belohnt wurde ich mit einer gefühlsbetonten Liebesgeschichte, starken Charakterpersönlichkeiten und einem Plot, der von Ruhe über Erheiterung bis hin zur Spannung alles ausgeschöpft hat. Den leicht bitteren Geschmack von kleinen Leselängen, konnte ich mit einigen süßen Schlucken knisternder Romantik schnell hinunterspülen. In der Kürze liegt zwar die Würze, in den 800 Seiten dieses "intelligenten Vampirromans" aber sicherlich auch! 4 genussvolle Sterne.
Handlung: 3,5 / 5
Charaktere: 4 / 5
Lesespaß: 4 / 5
Preis/Leistung: 4,5 / 5

© Damaris Metzger, damarisliest.de