Das Thema
Ein schrecklicher Autounfall und von einer Sekunde auf die andere ist im Leben der beiden Brüder Griff und Dylan nichts mehr, wie es war. Während der 13-jährige Griff verzweifelt versucht, sich von der Trauer um den Verlust seiner Familie nicht überwältigen zu lassen, lässt Dylan nichts unversucht, seinen jüngeren Bruder zu schützen und ihm dennoch langsam zurück ins Leben zu helfen. Tatsächlich gelingt es den beiden auch ganz allmählich, ihren Platz wieder zu finden - jeder für sich und trotzdem gemeinsam.
© Klappentext-, Cover- und Zitatrechte: Königskinder Verlag
Unser Auto wurde komplett geschrottet, mit uns allen drin. Es war, als würde einem mitten in einem total kranken Film plötzlich bewusst, dass man eine Hauptrolle darin spielt.
Und natürlich wollte ich nicht dort sein. Natürlich wollte ich nicht, dass das alles echt ist. Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich mir die Fernbedienung geschnappt und diese ganze schreckliche Geschichte einfach weggezappt. Und dann wäre ich losgerannt zum nächstfernen Ort und für immer dort geblieben.
Doch das ging nunmal nicht.
Weil da noch andere Leute mit mir in diesem Film waren.
In diesem Auto.
Und einer von ihnen brauchte mich. - S. 27
Das Leseerlebnis
Es sind oft die leisen Bücher, die unauffälligen oder, besser gesagt, unaufdringlichen Bücher, die bei mir bleibenden Eindruck hinterlassen. Leider fallen aber gerade diese oft hinter den Spitzentiteln zurück, müssen es erst mal bemerkt werden, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Selbst als Vielleserin kann man sich nicht jedes Buch ganz genau anschauen. "Der nächstferne Ort" war eine Leseempfehlung, eine, für die ich sehr dankbar bin. Denn hätte ich das Buch nicht gelesen, hätte ich einen Buchschatz verpasst, ein Buch, das mich nachhaltig berührt und ergriffen hat.
Die Familie des 13-jährigen Griff und seines älteren Bruders Dylan führt ein eher unkonventionelles, aber sehr inniges Leben. Alle paar Jahre zieht es sie an einen anderen Ort und so haben die Jungen mit ihren Eltern schon auf mehreren Kontinenten gewohnt, sind nirgends fest verwurzelt. Aktuell wohnen sie in New York. Auf dem Rückweg von einer Ferienreise passiert ein großes Unglück, Griff und Dylan verlieren ihre Eltern.
So kurz umrissen klingt das nach einem echten Drama. Und das ist es auch. Die Geschichte ist eine Tragödie, die zu Herzen geht, die den Leser an die Hand nimmt und ihn miterleben lässt, wie Griff und Dylan nun ohne ihre Eltern zurechtkommen müssen. Während Dylan, der die ganze Geschichte erzählt, ruhig leidet, und lieber dafür sorgt, dass es seinem jüngeren Bruder gut geht, ist Griff oft etwas giftig und unnahbar. Aber wer soll es ihm verdenken? Die Situation der Jungen ist einfach unvorstellbar traurig.