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Donnerstag, 24. Juli 2014

Rezension zu "Legend: Berstende Sterne" von Marie Lu



Verlag: Loewe (Juli 2014)
Originaltitel: Champion
Übersetzer: Sandra Knuffinke und Jessika Komina
Reihe: Band 3/3, ab ca. 14-17 J.
Ausführung: Hardcover/SU, 448 S.
ISBN: 978-3785574928
17,95 € [D]

Genre: Dystopie

© Cover- und Zitatrechte: Loewe Verlag


Das Thema
Day ist mit seinem kleinen Bruder Eden nach San Francisco umgezogen. Dort wird Eden versorgt und auch Day wegen der Tests, denen er ausgesetzt war, medizinisch behandelt.
June ist in der Hauptstadt Denver geblieben. Sie wird zur Princeps, der rechten Hand des Elektors Anden, ausgebildet und wird in Zukunft die Politik der Republik mitbestimmen. Aber die Republik kommt nicht zur Ruhe. In den Kolonien ist ein tödliches Virus ausgebrochen und der dortige Kanzler macht die Republik dafür verantwortlich. Er stellt ein Ultimatum für ein Heilmittel, sonst werden die Kolonien die Republik angreifen und es gibt wieder Krieg. June muss Day nach Denver einladen, denn es ist ausgerechnet dessen Bruder Eden, von dem sich die Republik die Lösung für ein Heilmittel verspricht.

Die Rezension

Der Anfang: Von all meinen bisherigen Verkleidungen ist mir diese möglicherweise die liebste.

Endlich! Endlich ist "Berstende Sterne", der Abschlussband der Legend-Trilogie, erschienen und man kann das Aufatmen der wartenden Leserschaft förmlich hören. Nach der schockierenden Wendung im Vorgängerband "Schwelender Sturm" wollten einige tatsächlich nicht warten und lasen das Buch bereits vorab auf Englisch. Jetzt ist auch die deutsche Trilogie komplett. Die Meinungen zur äußeren Gestaltung reichen von Luftsprüngen bis zum gutmütigem Kopfschütteln und auch bei den opulenten Untertiteln bleibt sich der Verlag treu. Geschmacksache - doch insgesamt passt es einfach.
Inhaltlich legt Marie Lu einen Abschlussband vor, der seinesgleichen sucht. Wieder erwarten den Leser eine ausgeklügelte Story, perfekte Charaktere und eine Herzschlagfinale. Besser geht's nicht!

Ich will ihr alles erzählen: Ich habe seit unserem Abschied jeden Tag an dich gedacht, es tut mir leid, dass ich nicht angerufen habe, ich wünschte, du hättest mich angerufen. Du fehlst mir. Du fehlst mir.
Doch ich sage nichts davon. - Day, S. 23

Acht Monate sind vergangen, seit Day und June sich voneinander verabschiedet haben. Acht Monate des gegenseitigen Vermissens, aber auch einem gewissen Stolz, den keiner der beiden zum Telefonhörer hat greifen lassen. Und dann kommt June ausgerechnet mit einer Bitte um Hilfe auf Day zu, von der sie weiß, dass er damit ganz und gar nicht einverstanden sein wird. Hier sind Konflikte vorprogrammiert.
Marie Lus Charaktere haben Ecken und Kanten, die sie sehr real wirken lassen. Die Beziehung von Day und June war von Anfang an sehr konfliktbelastet. Auch "Berstende Sterne" lebt vom Gefühlswiderstreit beider Hauptcharaktere. Da ist erst einmal die unbestreitbare Anziehung zwischen ihnen. Aber auch Unsicherheit, Schuldgefühle, Enttäuschung und Geheimnisse, die vor allem Day vor June hat. Gleichzeitig merkt man aber auch, wie tief sie füreinander empfinden und ab dem ersten Gespräch ist dieses Kribbeln, diese Chemie zwischen ihnen spürbar.

Allein der Gedanke daran, ihn wiederzusehen, lässt mein Herz, das sich nach so vielen Monaten der Trennung vor Sehnsucht nach ihm verzehrt, schneller schlagen. Ich habe ihn so lange nicht gesehen oder gesprochen ... und dann soll das unser Wiedersehen sein? Was wird er nur von mir denken? - June, S. 30

Die Sprachgestaltung und Erzählweise sind ausgezeichnet, wie schon aus den Vorgängerbänden gewohnt. Im Präsens erzählen Day und June abwechselnd ihre Erlebnisse. Dadurch ist man sehr nahe bei den Charakteren, bekommt ihre Gefühle hautnah mit.
Selbst der Plot gestaltet sich weitestgehend kritikfrei. Mal ruhig und gefühlvoll, mal vorantreibend und aktionreich, liest man hier eine Story-Mischung, die sehr komplex und gut ausgearbeitet ist. Einzig Junes Rolle, in Bezug auf die Bedrohung durch das tödliche Virus, ist etwas fragwürdig und schnell abgehandelt. Das ist nicht unmittelbar störend, verwundet aber etwas, da die Autorin bei der übrigen Geschichte sehr viel Wert auf Details und Genauigkeit legt.

Nach dem spannenden Handlungsverlauf führt die Geschichte in ein packendes Vorfinale, das einen bibbernd an den Nägeln kauen lässt. Marie Lu wird hier zur Meisterin der Dramaturgie und baut gegen Ende eine Wendung ein, die man sich für Day und June komplett anders gewünscht hätte. Erneut wird es sehr emotional und die Tränen steigen von ganz alleine in die Augen.
Der Schluss wird von zweierlei Gefühlen beherrscht: Wehmut und tiefer Zufriedenheit. Eine tolle Trilogie findet ihren Abschluss und einiges entwickelte sich anders als erwartet. Dabei ist das Ende komplett zufriedenstellend, weil es, so wie es ist, genau richtig gelöst wurde und dabei sehr berührt. An dieser Geschichte führt kein Weg vorbei!

Ich kann nur daran denken, wie dankbar ich für sein Schweigen bin, dafür, dass er zulässt, wie ich uns immer enger zusammenschweiße, obwohl ich ihn eigentlich loslassen sollte.
- June, S. 262

Das persönliche Fazit
Ich bin traurig und glücklich. Traurig, weil die Legend-Trilogie nun beendet ist und es immer schwer ist, nach einem Buch, das zu den meist ersehnten Neuerscheinungen gehört, Abschied zu nehmen. Glücklich, weil der Schluss meine Erwartungen übertroffen hat. "Legend: Berstende Sterne" ist ein exzellenter Abschluss. Die starken Charaktere und großen Emotionen sind richtungsweisend in einer Geschichte, die niemals den Konflikt scheut und sich nach allen Seiten unerwartet präsentiert.
Mit diesem Ende gehört die Legend-Trilogie zweifellos zu den besten Jugend-Dystopien und sollte unbedingt in einem Atemzug mit den beliebtesten Büchern der heutigen Lesergeneration genannt werden. Lesepflicht!

Aufmachung: 4,5 / 5
Handlung: 5 / 5
Charaktere: 5 / 5
Lesespaß: 5 / 5
Preis/Leistung: 5 / 5

© Damaris Metzger, damarisliest.de



Reiheninfo und Lesenswertes zur Legend-Trilogie:

Band 3 - "Legend: Berstende Sterne"