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Montag, 21. Juli 2014

Review zu "Als Opapi das Denken vergaß" von Uticha Marmon



Magellan (Juli 2014),
Hardcover, 160 Seiten,
13,95 € [D]


Manche Tage fangen an, als wären sie nichts Besonderes. Sie kommen daher wie jeder Tag. Aber wenn man genau aufpasst, ist schon morgens etwas ein bisschen anders, und daran kann man sehen, dass der Tag ganz und gar nicht normal wird. Genau so ein Tag war dieser Mittwoch, als Opapi ankam.
Opapi - so nennt Mia ihren Urgroßvater. Und der zieht jetzt zu ihnen. Weil er immer mehr vergisst, sagen Mama und Papa. Aber nun kann Mia ihn ja daran erinnern, wie man sich die Schuhe zumacht und dass man sich die Zähne nicht mit Handcreme putzt. Doch Opapi kommt nicht allein ... Wer ist dieser geheimnisvolle Junge, der ein wenig altmodisch wirkt und bei Opapi ein und aus geht, wie es ihm passt? (Text-, Cover und Zitatrechte: Magellan Verlag)


Aber wenn man sich nicht mehr dran (an das Leben) erinnern kann? Wo ist es dann? Und ist dann Opapi noch Opapi? - S. 90


Meine Meinung
Kinderbücher mit schwierigen, nicht alltäglichen Themen sind wichtig. Sie zeigen Dinge im Leben auf, die jeden betreffen können, die sich aber niemand wünscht. Gerade diese Bücher können Kinder auf bestimmt Situationen vorbereiten. Dabei kommt es vor allem auf die Umsetzung an und die Art, wie das Thema jungen Lesern nahe gebracht wird. Uticha Marmon hat mit "Als Opapi das Denken vergaß" ein Buch über Demenz geschrieben, das die Geschichte sehr einfühlsam, aber auch lustig an Kinder weitergibt.

Seit Mia denken kann, hat sie jeden Sommer ihren Urgroßvater, oder Opapi, wie ihn Mia nennt, in Lindau am Bodensee besucht. Doch diesen Sommer ist alles anderes, denn Opapi zieht zu Mias Familie nach Hamburg, weil er alleine nicht mehr gut zurecht kommt und sich an vieles nicht mehr erinnern kann. Eine völlig neue und ungewohnte Situation kommt auf die Familie zu.

Änderungen der Lebenssituation in einer Familie, belasten nicht nur die Eltern. Auch Kinder haben daran meist schwer zu knabbern. Für Mia ist es völlig ungewohnt, dass ihr Opapi plötzlich bei der Familie leben soll und darum sein eigenes Zuhause aufgeben muss. Als die ersten Situationen auftreten, in denen sich Opapi nicht mehr so verhält wie früher, bzw. sich an einige Dinge nicht mehr erinnern kann, ist Mia natürlich verunsichert. Trotzdem hat sich eine tolle und liebevolle Art mit ihrem Urgroßvater umzugehen, ihn und seine fortschreitende Demenz so anzunehmen wie es kommt. Gerade dieser Punkt hat mich sehr berührt.
Besonders schön zeigt die Autorin, dass das Zusammenleben mit einem Familienmitglied mit Demenz nicht alltäglich ist, und dass es einige Situationen gibt, die schnell die ganze Familie überfordern können. Vor allem auch die Eltern. Doch nicht nur die Seite von Mias Familie wird beleuchtet, auch Opapis Gefühle kommen nicht zu kurz. Er hat Heimweh. Und ihm ist sehr wohl bewusst, dass er sich an vieles nicht mehr erinnert und dieser Umstand mit der Zeit noch schlimmer wird. Diese Ausdrucksform ist für Kinder sehr einfühlsam und anschaulich dargestellt.

Eine lustige Sache ist das wiederholte Auftauchen des geheimnisvollen Jungen Berti, der in Mias Alter ist. Mit seiner umgangssprachlichen und recht unverblümten Art, schloss ich ihn bald in mein Leserherz. Doch wer ist Berti? Und warum taucht er immer dann auf, wenn Opapi gerade abwesend ist? Ältere Leser können sich Bertis Funktion bald erklären, für Kinder ist seine Person eine besondere Darstellungsweise für Opapis Gedanken und Gefühle.

Das Ende selbst ist sehr herzlich, mit einem positiven Blick in die Zukunft. Obwohl sich Mia sicher ist, dass sich für die Familie weiterhin viel ändern wird, hat sie die Situation so angenommen wie sie ist, und optimistisch in ihr Leben integriert.

Fazit
Wir sollten Kindern unbedingt zutrauen, diese Art von Geschichten zu lesen. "Als Opapi das Denken vergaß" ist ein wunderbares Kinderbuch, das ein Thema aufgreift, welches jedes Kind innerhalb einer Familie betreffen könnte - Altersdemenz. Mia ist ein Charakter, mit dem man sich sofort identifizieren kann. Ihre Gefühle sind jederzeit plausibel und für Kinder sehr gut nachzuvollziehen. Die positive Auseinandersetzung mit dem Thema Altersdemenz ist in eine einfühlsame und herzlich-lustige Geschichte verpackt, die Kindern Mut macht. Empfehlenswert!

© Damaris Metzger, damarisliest.de