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Dienstag, 7. Februar 2012

Rezension zu "Die Bestimmung" von Veronica Roth



Verlag: cbt (März 2012)
Originaltitel: Divergent
Übersetzer: Petra Koop-Pavis
Reihe: Band 1/3, ab ca. 14-17 J.
Ausführung: Hardcover/SU, 480 S.
ISBN: 978-3570161319
17,99 € [D]

Genre: Dystopie


Inhalt/Verlagsinfo

Altruan - die Selbstlosen.
Candor - die Freimütigen.
Ken - die Wissenden.
Amite - die Friedfertigen.
Und schließlich Ferox - die Furchtlosen …

Fünf Fraktionen, fünf völlig verschiedene Lebensformen sind es, zwischen denen Beatrice, wie alle Sechzehnjährigen ihrer Welt, wählen muss. Ihre Entscheidung wird ihr gesamtes künftiges Leben bestimmen, denn die Fraktion, der sie sich anschließt, gilt fortan als ihre Familie.
Doch der Eignungstest, der über Beatrices innere Bestimmung Auskunft geben soll, zeigt kein eindeutiges Ergebnis. Sie ist eine Unbestimmte, sie trägt mehrere widerstreitende Begabungen in sich. Damit gilt sie als Gefahr für die Gemeinschaft.
Beatrice entscheidet sich, ihre bisherige Fraktion, die Altruan, zu verlassen, und schließt sich den wagemutigen Ferox an. Dort aber gerät sie ins Zentrum eines Konflikts, der nicht nur ihr Leben, sondern auch das all derer, die sie liebt, bedroht… (Bild- und Textquelle: cbt Verlag)

Über die Autorin
Veronica Roth studierte an der Northwestern University in Chicago Creative Writing. Im Alter von nur 20 Jahren schrieb sie während ihres Studiums den Roman, der später "Die Bestimmung" wurde und mit dem sie in den USA auf Anhieb die Bestsellerlisten stürmte.

Rezension

Der erste Satz: In unserem Haus gibt es nur einen einzigen Spiegel.

Beatrice wird in Fraktion der Altruan geboren, wächst hier auf und lernt von Kindesbeinen an, deren Wesenszüge - die Selbstlosigkeit. Das heißt, dass die Altruan ihre Bedürfnisse und Wünsche immer hinten denen Anderer zurückstellen und eine dienende, unterordnende Gesinnung haben. Beatrice hat zwar das Leben in anderen Fraktionen nie kennengelernt, sie ist sich aber tief im Inneren nicht sicher, ob sie von ihrer Wesensart zu den Altruan passt.
Mit 16 Jahren müssen alle Jugendlichen einen Eignungstest absolvieren, der ihnen zeigt, zu welcher Fraktion sie am besten passen. Einen Tag später findet dann das Ritual der Bestimmung statt, bei dem die Jugendlichen sich für eine der fünf Fraktionen frei entscheiden können. Wählen sie eine fremde Fraktion, müssen sie ihre Familie verlassen, um komplett bei der neuen Fraktion zu leben. Fraktion vor Blut.
Beatrice' Eignungstest ist nicht eindeutig. So wählt sie am Tag der Bestimmung, statt den Altruan, eine Fraktion, die gegensätzlicher nicht sein könnte: Die Ferox - die Fraktion der Furchtlosen. Beatrice nennt sich von nun an Tris und beginnt bei den Ferox ihre Initialisierung, ein Trainingsprogramm, nach dessen Absolvierung sie vollständig zu den Ferox gehört. Doch der Trainingsalltag ist von Intrigen, Hass und Gewalt begleitet und Tris erkennt, dass hier ein Konflikt schwelt, der jederzeit ausbrechen kann.

Meine Mutter hat es mir genau erklärt. Wir können nicht alleine überleben, und selbst wenn wir es könnten, wir würden es nicht wollen. Ohne eine Fraktion hat unser Leben keinen Sinn und Zweck. - S. 25

Frau Roth hat mit den fünf verschiedenen Fraktionen ein interessantes und explosives Dystopie-Konzept geschaffen. Ab Beginn spürt man die unterschwelligen Differenzen, die zwischen den einzelnen Fraktionen bestehen. Im Handlungsverlauf wird dieser Eindruck dann noch vertieft. Die Spannungen scheinen teilweise fast greifbar. Anfangs bekommt man als Leser immer wieder Zwischenerklärungen zu den einzelnen Wesenzügen der Fraktionen, man muss sich diese also nicht merken, sie gehen einem beim Lesen ganz natürlich ins Gedächtnis über.
Der Roman ist einfach zu lesen und hat eine Sprache, die zuerst nicht als etwas Besonderes heraussticht. Dabei verwendet die Autorin aber eine sehr eindringliche Art, um die Gefühle der Hauptprotagonistin Tris greifbar zu machen. Teilweise wiederholt sie Gedanken zwei bis drei Mal (Ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht.) oder verwendet aussagekräftige Kurzsätze. Ihre Gefühle prasseln so regelrecht auf einen ein.

Ist Hauptcharakter Tris, die die Geschichte in der Ich-Form erzählt, anfangs noch sehr ruhig und unsicher, mausert sie sich bis zum Ende zu einer starken Persönlichkeit. Dabei behält sie aber den zu ihr gehörenden Sarkasmus, sowie eine gewissen Verletzlichkeit. Auch gewisse Charaktereigenschaften aus ihrer Zeit bei den Altruan bleiben ihr erhalten. Darum wirkt sie, trotz gravierender Weiterentwicklung am Ende noch so echt wie am Anfang.
Sehr unterschwellig wird hingegen der männliche Hauptcharakter Four eingeführt. Four taucht im ersten Buchdrittel eher sporadisch auf und meldet sich dann auch nicht überschwänglich zu Wort. Und gerade deshalb überrascht es, dass er eine unglaublich sympathische Präsenz ausstrahlt. Seine besonnene, ruhige aber auch respekteinflößende Art faszinieren sofort. Wenn es einer Autorin gelingt eine Person mit so wenigen Worten so gut zu charakterisieren, hat sie eindeutig alles richtig gemacht.

Auch wenn Four langsam in die Geschichte eingeführt wird, dabei nicht glitzert, nicht der unnahbar-düstere Coole ist und seine Vorzüge (von denen er zweifelsohne einige hat!) nicht mit der Holzhammermethode beschrieben werden, ist jedem YA-Leser sofort klar, dass er das männliche Gegenüber von Tris sein wird. Ja, auch bei "Die Bestimmung" gibt es eine Lovestory, aber keine, die die eigentliche Handlung ausbremst. Hier wurde bewusst auf eine Ich-hab-dich-einmal-gesehen-und-falle-dir-sofort-um-den-Hals Kuriosität verzichtet. Die Beziehung baut sich langsam - in Echtzeit - auf, ohne Angeschmachte, ohne große Missverständnisdramen und ohne komplizierte Auflösung. Dabei wird sie keinesfalls zu nüchtern oder unnahbar dargestellt. Es passt einfach, und romantische Seufz-Momente gibt es auch. Einfach gut!

Nahezu die gesamte Handlung dieses Serienstarts spielt im Hauptquartier der von Tris gewählten Fraktion Ferox und gleicht in etwa einer Militärausbildung. Körperliche und psychische Gewalt sind hier an der Tagesordnung. Das Buch ist außerordentlich spannend und liest sich wie aus einem Guss. Durch viele Zwischenfälle, Neid, Hass und Missgunst hält die Autorin das Feuer kontinuierlich am brennen. Der Schluss gleicht dann einem Inferno, bei dem man kaum Atem holen kann und enthält dazu besonders schlimme und gewalttätige Szenen und viel Herzschmerz.
Das Ende des Buches kann man erst einmal so stehen lassen. Es bildet einen guten Übergang zum Folgeband, da natürlich noch fast keiner der Handlungsstränge abgeschlossen wurde. Man kann sich aber schon vorstellen, in welchem Gebiet der nächste Roman anknüpft, da dazu einige Andeutungen gemacht wurden.

Persönliches Fazit
"Die Bestimmung" liest sich perfekt. Dazu sehr spannend und längenlos, mit einer authentischen Lovestory, die sich nicht in den Vordergrund drängt. Ich hatte mit diesem Buch einige wunderbare Lesestunden. Und trotzdem ging ich am Ende auf Fehlersuche - und wurde nicht fündig! Hier liegt eine großartige Dystopie vor, und Fans dieses Genres, sowie Neugierige, sollten es als ihre Bestimmung sehen die Geschichte von Tris und Four zu verschlingen. 5 Sterne!

Handlung: 5 / 5
Charaktere: 4,5 / 5
Lesespaß: 5 / 5
Preis/Leistung: 5 / 5

© Damaris Metzger, damarisliest.de



Reiheninfo Die Bestimmung-Trilogie:

Band 1 - Die Bestimmung
Band 2 - Tödliche Wahrheit