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Samstag, 11. Februar 2012

Rezension zu "Elfenblick" von Katrin Lankers


Verlag: arsEdition (Januar 2012)
Originaltitel: -
Übersetzer: -
Reihe: - , ab ca. 12-15 Jahren
Ausführung: Hardcover mit SU, 448 Seiten
ISBN: 978-3760779805
19,99 € [D]


Genre: Urban-Fantasy


Inhalt/Verlagsinfo
Ein Blick - und Mageli ist verloren. Dabei ahnt sie, dass Erin, der geheimnisvolle Fremde, etwas vor ihr verbirgt. Doch je mehr sich Mageli mit Erin verbunden fühlt, desto mehr verschwimmen die Grenzen zwischen Traum und Realität, zwischen Elfen und Menschen. Als Erin in Gefahr gerät muss sich Mageli entscheiden: Kann sie ihn retten, indem sie auf die Kraft ihrer Träume vertraut? (Text- und Bildquelle: arsEdition)

Über die Autorin
Katrin Lankers, geboren 1977, studierte Journalistik an der Uni Dortmund. Sie arbeitete mehrere Jahre lang für Zeitungen, Zeitschriften und Online-Medien, bis sie schließlich beschloss, Bücher nicht nur zu verschlingen, sondern auch selbst zu schreiben. Heute lebt Katrin Lankers als freie Autorin mit ihrem Mann, zwei Kindern und zwei Katzen in Bornheim bei Bonn.

Rezension

Der erste Satz: "Das Kind ist da."

Nichts nervt Margarete-Elisabeth, kurz Mageli, mehr als die schrille Stimme ihrer Mutter, wenn diese sie morgens aus dem Bett schreit. Das Verhältnis zu ihrer Familie ist sowieso angespannt. Ihr Paps ist oft als Orgelbauer auf Montage und zu ihrer Mutter hat Mageli einfach kein gutes Verhältnis. Sie fühlt sich nicht so recht zugehörig. Darum schert sie sich auch kaum um den Hausarrest, den sie von ihrer Mutter aufgebrummt bekommt und schleicht sich nachts aus dem Haus, um ihre Freundin Rosann zu besuchen. In einem Waldstück wird sie von zwei Männern bedroht und belästigt. Zu ihrem Glück kommt ihr Erin zur Hilfe, ein Junge, den Mageli noch nie gesehen hat. Erin sieht nicht nur unglaublich gut aus, prompt schlägt er die Angreifer mit seiner Kampfkunst in die Flucht. Mageli fühlt sich sofort von Erin angezogen. Doch sie trifft ihn immer nur willkürlich und fühlt sich dabei, als würde sie träumen. Und umso mehr sie sich mit Erin beschäftigt, umso deutlicher scheinen die Grenzen zwischen der realen- und der Traumwelt zu verschwimmen...

... aber sie liebte Erin. Obwohl sie ihn kaum kannte, fühlte sie sich ihm tiefer und inniger verbunden, als sie es jemals für möglich gehalten hätte. Daran ließ sich nicht rütteln. S. 366

Frau Lankers schmückt ihre Geschichte mit einer einfachen, jugendlichen Sprache, die gut zum Plot und der modernen Elfenthematik passt. Dabei verzichtet sie auf Umgangssprache, verleiht Magelis personalem Erzählstil aber einiges an Witz und Ironie. Ihre Gedanken sind teilweise in Kursivschrift dargestellt und wirklich amüsant.
Mageli selbst macht es dem Leser etwas schwierig sich mit ihr anzufreunden. Sie ist sehr bockig und etwas verschlossen charakterisiert. Besonders die Beziehung zu ihrer Mutter ist sehr belastet. Hier übergeht Mageli bewusst jedes Verbot und jede Regel, was sie wie einen störrischen Teenager erscheinen lässt. Gleichzeitig spürt man aber auch, dass sie sich in ihrer Welt nicht wohl zu fühlen scheint und dass hinter ihrem Dasein mehr stecken muss als ein normales Menschenleben.
Dann scheint es Mageli wiederum nichts auszumachen, wenn nachts plötzlich der fremder Junge Erin in ihrem verschlossenen Zimmer sitzt, den sie erst zweimal kurz gesehen hat. Sie hinterfragt das nicht einmal groß, bzw. stuft die Fragen als unwichtig herab. Schwierig.

Und gerade bei der Beziehung zu Erin liegt die Geschichte doch sehr im Argen. Das erste Treffen ist spannend und Erin wird wunderbar in die Geschichte eingeführt. Doch nachdem Mageli bei dunkelster Nacht den unterschiedlich farbigen Zauberaugen von Traumtyp Erin verfallen ist (aber es ist doch dunkel - im Wald - bei Nacht - und man kann nichts sehen, geschweige denn eine Augenfarbe erkennen. Wie geht denn das bitte?), wird jede kurze Begegnung zu einer einzigen Schmachtorgie, bevor die beiden ihre Beziehung beim dritten Treffen mit einem Kuss besiegeln. Dieses Bild vom göttlichen, umwerfenden, großen, gutaussehenden, geheimnisvollen Typen ist einfach zu abgedroschen. Die augenblickliche Schwärmerei zerrt an den Nerven. Aber auch hier gilt, wer Romantasy mit dem schmachtenden Liebe-auf-den-ersten-Blick Schema gut findet, wird sich bei "Elfenblick" sehr wohl fühlen. Allen anderen Lesern könnte es schnell zu viel des Guten werden.

Ruckartig fuhr Mageli hoch und starrte Erin an wie eine Erscheinung. Hatte er letzte Nacht auch schon so gut ausgesehen? Wie er da mit seinem schiefen Lächeln stand, die Arme vor der Brust verschränkt und den Kopf zur Seite geneigt, hatte Mageli den Eindruck, ein Filmstar wäre von der Leinwand gestiegen und geradewegs in ihren Wald spaziert. S. 80

Zum Glück stagniert die Geschichte hier nicht, denn Erin gerät unvermittelt in große Gefahr und ist nach dem ersten Buchdrittel nur noch indirekt anwesend. Hier beweist Mageli nun Mut und begibt sich auf eine gefährliche Reise um Erin zu retten. Ab nun wird die Geschichte zunehmend rasant und spannend bis zum Ende. Die vorhandenen Ideen überzeugen, und die Beschreibung des Elfenreichs ist so zauberhaft bildlich, dass man meint einen Film zu schauen. In regelmäßigen Abständen wurden kurze Kapitel aus der Sicht der unheimlichen Gegner in die Geschichte eingefügt. Dies sorgt nochmals für zusätzliche Spannung. Überhaupt gefällt die Charakterisierung der Elfen am besten. Alle Personen der Elfenwelt, auch wenn sie nur einen kurzen Auftritt haben, fügen sich gut in die Geschichte ein und wirken authentisch.
Einige abstraktere Fantasyelemente (vor allem Traumsequenzen) wurden von der Autorin so verständlich umgesetzt, dass auch jüngere Leser sich gut in der Geschichte zurecht finden. Das Ende erscheint kurz, aber temporeich und hält eine überraschende Wendung bereit. Durch einige lose Fäden wären noch genug Ideen für einen Folgeband enthalten, die Geschichte wird aber zu einem guten Abschluss gebracht. Soweit bekannt ist, ist "Elfenblick" ein Einzelband.

Persönliches Fazit
In "Elfenblick" habe ich mich auf den ersten Blick verliebt. Das Cover und die Gestaltung sind ein echter Blickfang und überzeugen von Anfang an. Die Geschichte erhält durch den verzehrenden Schmachtfaktor leider einen kindlichen Beigeschmack. Man muss schon sehr hinter weiblichen Charakteren stehen, denen schon alleine bei Optik und Geruch von Mr Right die Luft wegbleibt. Dies trübt den Eindruck der sonst netten Urban-Fantasy Geschichte etwas ein. Wer sich daran nicht stört und gerne Geschichten liest, die eine reale Welt mit einer märchenhaften Elfenwelt verbindet, wird mit diesem Buch einige schöne Elfenblicke haben. 3 Sterne.
Handlung: 3 / 5
Charaktere: 3,5 / 5
Lesespaß: 3 / 5
Preis/Leistung: 3,5 / 5