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Montag, 10. September 2012

Review zu "Portal" (Die Portal-Chroniken 1) von Imogen Rose



Imogen Rose (August 2012), Band 1,
Kindle E-Book, ca. 283 Druckseiten,
z. Zt. 3,49 € [D]
www.imogenrose.com


Komm und finde mich vor zwei Jahren…
Sechs Worte, die den Eishockey spielenden Wildfang Arizona in eine alternative Dimension geschleudert haben. Plötzlich lebt sie das Leben einer umschwärmten Cheerleaderin. Sie wird aus dem glücklichen Leben mit ihrem Vater gerissen und in ein neues, fremdes Leben mit ihrer verhassten Mutter gestoßen. Alle kennen sie als Arizona Darley, aber die ist sie nicht. Sie ist Arizona Stevens.
Während sie versucht, Antworten zu finden, stehen für sie nur zwei Dinge fest: dass ihre Mutter Olivia irgendwie für alles verantwortlich ist - und dass sie ihr altes Leben zurückhaben möchte.
Bis sie Kellan trifft...
(Text- und Bildquelle:
Imogen Rose)


Meine Meinung
Arizona Stevens wacht auf dem Rücksitz im Auto ihrer Mutter auf. Sie wundert sich noch, weil eigentlich ihr Vater sie nach einer Prüfung abholen sollte. Dann fällt ihr auf, das die Innenausstattung des Autos sich geändert hat und ihre kleine Schwester, die im Auto schläft, eine andere Haarfarbe hat. Als sie dann auch noch vor einem völlig fremden Haus anhalten, und ein fremder Mann sich als ihr Vater ausgibt, glaubt Arizona an einen Traum. Doch ihr Leben scheint echt zu sein. Ab jetzt muss sich sich als Arizona Darley an einer neuen Schule und mit teils unbekannten Freunden zurechtfinden. Aber Arizona ist fest entschlossen, der Sache auf den Grund zu gehen.

"Portal", der erste Band einer Zeitreise-Pentalogie (Fünfteiler), ist im August 2012 auf Deutsch erschienen. Die selbstveröffentlichte Reihe von Autorin Imogen Rose erlangte in den USA einen großen Bekanntheitsgrad und soll nun auch für die deutschen Leser übersetzt werden.
Zeitreiseromane sind sehr spannend und stets willkommen. Auf die Umsetzung des Zeitreiseelemts in "Portal" war ich gespannt. Ich fing an zu lesen und war sehr überrascht, wie gut die Story beginnt. Nach einem guten Prolog mit Aha-Effekt, begleitet der Leser Ich-Erzählerin Arizona, die in einer völlig anderen Dimension aufzuwachen scheint. Einige Leser könnten sich zwar wundern, dass sie diese Tatsache, obwohl sie sich sehr wundert, erst einmal stillschweigend hinnimmt. Meiner Meinung nach hat das die Autorin aber genau richtig gemacht. Die Gründe, die sie für Arizonas Zurückhaltung ihrer Mutter und ihrem "falschen" Vater gegenüber angibt, sind plausibel. Man kann Arizona gut verstehen, dass sie an diesem ersten Abend lieber abwartet, anstatt komplett durchzudrehen.

Arizona selbst ist taff und, genau wie ihrer kleine Schwester, nicht auf den Mund gefallen. Dagegen fällt ihr Umfeld, leider auch der männliche Hauptcharakter Kellan, für mich zu blass aus. Trotzdem hatte ich Spaß, Arizona an ihrer neuen Schule und bei ihren Nachforschungen zu begleiten. Ich konnte sogar einige übertriebene Schwärmereien verzeihen. Die Zeitreiseumstände bleiben geheimnisvoll, man will wissen, was es mit dem Ganzen auf sich hat und wie es dazu kam. Nachdem man Arizona gut kennengelernt hat, wechselt die Perspektive teilweise zu anderen Personen, meist zu Arizonas Mutter. Hier erhofft man sich nähere Infos zum Zeitreiseelement (und bekommt diese auch - teilweise!).

Normalerweise nicht groß erwähnenswert, muss ich hier anfügen, dass ich bei der deutschen Übersetzung einige Defizite feststellen konnte. Sie ist zwar nicht fehlerhaft, man versteht alles und der Text liest sich jugendlich pfiffig, wirkt aber stellenweise doch sehr amateurhaft. Englisch und Deutsch gleicht sich teilweise stark, einiges muss man hier aber definitiv anders ausdrücken. Bei manchen Sätzen hatte ich das Gefühl, dass diese 1 zu 1 aus dem Englischen übersetzt wurden und darum sehr hölzern klangen. Auch wiederholten sich viele Satzanfänge immer wieder, in einem Abschnitt hatte ich z.B. sieben Satzanfänge hintereinander mit "Sie" (Sie ging..., Sie dachte..., Sie holte..., Sie überlegte, Sie machte..., usw.). Hier kam ich dann doch manchmal ins Stocken.

Ab der Hälfte der Geschichte baut diese leider sehr stark ab. Man erfährt, dass das Zeitreiseelement (wie schon der Buchtitel verrät) ein Portal ist und von Arizonas Mum geschaffen wurde. Doch wie wurde es geschaffen? Wie sieht es aus? Wo steht es? Wie aktiviert man es? Woher bekommt es seine Energie? Warum wird diese plötzlich schwächer? Im allerletzten Kapitel bekommt man auf wenige dieser Fragen eine Antwort, aber das reicht lange nicht aus. Stattdessen wirkt die Story zunehmend wirr und künstlich in die Länge gezogen. Es gehört einiges dazu, die Reisen von der Zukunft zum Jetzt und wieder zurück nachvollziehen zu können. Irgendwann wissen alle Beteiligten, dass etwas nicht stimmt und zum Großteil wissen sie auch, was es ist. Trotzdem werden Gespräche mit Personen, die für Klärung sorgen können, immer wieder mit Vertröstungen aufgeschoben. Und das etliche Male. Ich war zusehends genervt.

Eine eingebaute Komplikation mit einem Nebenbuhler von Kellan ist komplett unnötig und war für mich nicht nachzuvollziehen. Hier wurden Arizonas Schwärmereien (die ja eigentlich nicht mehr ohne Kellan leben will) dann peinlich. Wo zwei Schulbösewichte und Gegenspieler von Arizona plötzlich abgeblieben sind, darf sich der Leser selbst ausdenken. Hier reicht es nicht, auf die Folgebände zu hoffen. Ein Hinweis hätte erfolgen müssen.
Die Geschichte hat bis zum Schluss keinen Spannungsanstieg, wenn, dann auf den letzten 5 Seiten. Danach bricht die Handlung unvermittelt ab und wird wohl im nächsten Band fortgesetzt.

Fazit
Was spannend und gut begann, wurde am Ende leider alles andere, aber nicht gut. Nach der Hälfte litt meine Konzentration stark, die Übersetzung störte mich und Dialoge sowie Lovestory nervten. Hatte ich mich noch gefreut, dass es in der Geschichte, außer dem Zeitreiseportal, keine Fantasy-/Sci-Fi-Komponente gibt (vor allem keine Gestaltwandler, Elfen, Feen, Zauberer, usw.), wurde ich nach dem Epilog dann wiederum mit einem großen Fragezeichen zurückgelassen. Für das Buch sprechen ein guter Preis und einige kreative Ansätze. Inhaltlich kann ich es aber nicht empfehlen. Schade.

Reiheninfo Die Portal-Chroniken
1. Portal
2. Equilibrium
3. Quantum
4. Momentum
5. Fusion

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