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Sonntag, 2. September 2012

High Five - 5 Sätze/5 Adjektive zu "Rotkäppchen muss weinen" von Beate Teresa Hanika



Fischer (November 2010),
Taschenbuch, 224 Seiten,
6,95 € [D]


Er nennt sie Rotkäppchen, als er sie mit einem Korb am Fahrradlenker den Berg hinabfahren sieht. Rotkäppchen – weil in dem Korb Wein und Essen sind für den Großvater, dessen Einsamkeit nur ein Vorwand ist. Rotkäppchen – weil der Weg aus dem Wald dunkel und steinig ist. Rotkäppchen – weil der Wolf sie längst in seiner Gewalt hat …
Beate Teresa Hanika erzählt einfühlsam und sensibel die Geschichte von einem Mädchen in größter Not – aber auch von einer Freundschaft so weit wie der Himmel und von einer ersten Liebe so zart wie Schneeflockenfedern. (Text- und Bildquelle: Fischer Verlag)


Gibt es Tintenkiller für Gedanken? Und für Gefühle? Den sollte mal jemand erfinden. Aber dieser Arm hält mich fest, und ich weiß, dass daran etwas nicht stimmt. Wenn man jemanden so lieb hat, so wie Opa mich, dann stimmt daran etwas nicht, da bin ich sicher. S. 48


5 zusammenfassende Sätze/Punkte zum Buch

  1. Der Buchtitel des Rotkäppchens ist hier eine Metapher auf die Handlung der Geschichte. Malvina muss täglich ihrem einsamen Opa Essen und Wein in einem Korb vorbeibringen. Dabei sträubt sich alles in ihr, ihrem Opa alleine zu begegnen - und das aus gutem Grund. Denn wie sich Opa gegenüber Malvina verhält, hat nichts mehr mit großväterlicher Zuneigung zu tun. Es ist mehr, und falsch!
  2. Fängt man an zu lesen, fällt einem sofort das besondere Schriftbild ins Auge. Beate Hanika erzählt Malvinas Geschichte oft mit kurzen und einprägsamen Sätzen. Außerdem fehlen im ganzen Buch die Satzzeichen zur wörtlichen Rede. Schwierigkeiten bereitet das keine. Ich fühlte mich dadruch dem Mädchen sehr nahe. Sehr authentisch wirkt diese Geschichte (in Extemsituationen ZU authentisch), da alle Buchcharakter auch tatsächlich so miteinander reden, wie im wirklichen Leben. Das ist nicht immer sympathisch, aber echt. Darum ging mir diese Geschichte auch sehr zu Herzen.
  3. Was das Thema des Buches ist, nämlich der sexuelle Mißbrauch an Kindern, durch ein Familienmitglied, ist schnell erfasst. Schon ab Kapitel 1 wurde ich wütend. Das steigerte sich so sehr, dass ich das Buch abschnittsweise wie mit glühenden Kohlen im Magen laß. Fast unerträglich ist die Situation, wenn Malvina einmal wieder alleine zum Opa gehen MUSS, weil ihre Eltern und Geschwister auf ihre Hinweise mit Ignoranz oder Lächerlichkeit reagieren. Wie sehr ihre Familie in die Sache involviert ist, wie früh der Missbrauch begann, und wie Malvina von allen Mitgliedern der Familie im Stich gelassen wird, hat mich am meisten schockiert. Für mich als Mutter nicht nachzuvollziehen oder auch nur ansatzweise zu verstehen!
  4. Malvinas seelisches Leid ist schlimm. Trotzdem schreibt die Autorin nicht sensationslüstern oder übertrieben detailliert. Mann weiß, in welcher Notlage das Mädchen steckt und gleichzeitig ist die Form der Erzählung sehr einfühlsam, aber klar. Die Integration einer ganz zarten Liebesgeschichte wirkt glaubwürdig, wie im echten Leben. Ganz ohne Schwärmereien, mit Unsicherheiten und später dann Vertrauen.
  5. Bei "Rotkäppchen muss weinen" von einem Happy-End zu sprechen, wäre nicht ganz korrekt. Zu tief sind die seelischen Wunden, die sich auch nicht einfach in Luft auflösen. Jedoch wird dem Leser ein Weg aus dem Missbrauch gezeigt und dargelgt, dass es Personen gibt, denen man sich anvertrauen kann (und wenn es eine aufmerksame Nachbarin ist).

5 Adjektive, die mit spontan zum Buch einfallen

schwerwiegend, wachrüttelnd, gefühlvoll, aufmerksam machend und hoffnungsvoll


Zusammengefasst vom Fazitbär:
"Rotkäppchen muss weinen" behandelt ein schwieriges und schlimmes Thema auf eine absolut einfühlsame und unverfälschte Weise. Es eignet sich für betroffene Leser, wie für Angehörige oder Eltern, die Verhalten oder Hinweise von Kindern neu hinterfragen und bewerten können. Gleichzeitig ist es ein wunderbaren Präventionsroman. Hinweise auf Stellen, wo betroffene Kinder Hilfe bekommen, runden dieses wertvolle Buch ab.

Für Kinder:
Wenn ein Erwachsener (egal wer!) etwas mit euch macht, was ihr nicht wollt (egal was!), oder wobei ihr euch unwohl fühlt, dann sagt deutlich NEIN und vertaut euch einer Person an, die euch helfen kann und die euer Vertrauen hat. Das können eure Eltern, ein Freund/Freundin oder auch ein Lehrer sein. Keiner hat das Recht, Dinge mit euch zu tun, die falsch sind! Und was falsch ist, sagt euch eure Gefühl.

Für Eltern/Angehörige:
Rufen wir uns immer wieder in Erinnerung sensibel für Hinweise unserer Kinder zu sein. Hilfsbereitschaft, und keinesfalls Ignoranz, ist ein MUSS, wenn ein Kind sich uns anvertraut. Denn Kinder haben ein ganz feines Gespür für Dinge, die falsch sind. Kinder stehen unter unserem Schutz und unserer Verantwortung. Dieser müssen wir uns IMMER stellen.


© by Damaris liest.